SCHWEIZ
Der Schweizer Leitindex beendete den Handel am Donnerstag tiefer.
Der SMI startete bereits mit grossen Verlusten, die der Index im weiteren Handelsverlauf zunächst noch ausbaut. Immerhin kann der Index seine Verluste in den letzten Handelsstunden noch ein wenig aufholen, schliesslich betrugen die Abschläge 0,65 Prozent auf 10'741,21 Indexpunkte.
Auch die Nebenwertindizes SLI und SPI eröffneten ebenfalls schwächer. Während des gesamten Handelstages befanden sich beide Indizes in der Verlustzone. Der SPI notierte zum Ertönen der Schlussglocke 0,63 Prozent tiefer bei 13'834,34 Zählern, beim SLI beliefen sich die Verluste auf 0,66 Prozent bei 1'645,39 Einheiten.
Damit verlor der Schweizer Aktienmarkt erneut an Boden. Für den SMI stehen Verluste von circa 16 Prozent für das erste Halbjahr zu Buche. Zinserhöhungen, Rezessionsängste und Inflationssorgen haben den Markt geplagt.
Dies lag laut Händlern nicht zuletzt an den gemischten Wirtschaftsdaten. In China ist der Einkaufsmanagerindex zwar etwas schwächer als erwartet ausgefallen, blieb aber über der Wachstumsmarke. In Japan dagegen sank die Industrieproduktion deutlich stärker als prognostiziert. Die Märkte seien angesichts der vorrangigen Inflationsbekämpfung der Notenbanker vorsichtig, heisst es am Markt. Zuletzt haben hochrangige Zentralbankchefs deutlich gemacht, dass die Zeiten tiefer Inflationsraten ihrem Ende entgegensteuern. Sie gaben auf einer Tagung der Pandemie und dem Krieg die Schuld daran. "Wir werfen ihnen vor, dass sie die Inflation als vorübergehend bezeichnet haben und zu lange hinter der Kurve geblieben sind", ergänzte eine Händlerin.
DEUTSCHLAND
Am deutschen Aktienmarkt zeigten sich am Donnerstag letztlich herbe Verluste.
Der DAX ging mit einem deutlichen Minus in die Sitzung. Anfangs ruschte das deutsche Börsenbarometer noch weiter gen Süden, zuletzt konnte der DAX aber einen kleinen Teil seiner Verluste wieder wettmachen. Am Ende stand dennoch ein dickes Minus von 1,69 Prozent auf 12'783,77 Zähler.
Der deutsche Aktienmarkt knüpfte am Donnerstag an die letzten schwachen Handelstage an. Der DAX befindet sich im sogenannten Bärenmarkt. Mit einem Verlust von fast 20 Prozent zeichnet sich aktuell eine ernüchternde Bilanz für die erste Jahreshälfte ab. Das Barometer steht zudem um fast 22 Prozent oder fast 3'600 Punkte unter seinem im November erreichten Rekordhoch. Die Zinswende, der Krieg in der Ukraine sowie Inflations- und Rezessionssorgen belasten die Aktienmärkte weltweit.
Charttechnisch sehe der DAX im Moment gar nicht gut aus, stellte Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets fest. Dem Index drohe nun ein weiterer Absturz um über 1'500 Punkte vom aktuellen Niveau aus, sollte das Jahrestief von Anfang März nicht halten. Dieses hatte der DAX bei 12'438 Punkten erreicht.
WALL STREET
Die US-Börsen zeigten sich im Donnerstagshandel tiefer.
Der Dow Jones ging mit einem Abschlag von 0,80 Prozent bei 30'779,71 Punkten aus dem Handel. Beim technologielastigen NASDAQ Composite ging es daneben um 1,33 Prozent auf 11'028,74 Zähler nach unten.
Die Wall Street musste am Donnerstag erneut mit Verkaufsdruck umgehen. Die geläufigen Ängste vor weiteren Zinserhöhungen und dem Risiko einer Rezession belasteten weiterhin. Im Blick standen wichtige Teuerungsdaten. Der PCE-Preisindex für die persönlichen Konsumausgaben ist in der Kernrate auf Jahresbasis etwas niedriger ausgefallen als noch im Vormonat. Auf Monatsbasis hat er allerdings in der Nichtkernrate deutlich zugelegt. Die gemischt ausgefallenen Daten wurden genau beobachtet, da dieser PCE der bevorzugte Inflationsindikator der Fed ist.
ASIEN
Die asiatischen Börsen bewegten sich am Donnerstag in unterschiedliche Richtungen.
In Tokio gab der Leitindex Nikkei letztlich um 1,54 Prozent auf 26'393,04 Punkte nach.
Auf dem chinesischen Festland ging es für den Shanghai Composite hingegen schlussendlich um 1,10 Prozent rauf auf 3'398,62 Zähler. Der Hang Seng schloss in Hongkong mit 21'859,79 Stellen 0,62 Prozent tiefer im Vergleich zum Vortagesschlusskurs.
In einem eher negativen Börsenumfeld kam es am Donnerstag an einigen Börsen in Asien zu deutlicheren Abgaben. In Festlandchina ging es dagegen nach oben, gestützt von günstig ausgefallenen Konjunkturdaten. Besonders schwache Daten in Japan wurden als Beleg gewertet, dass die Zentralbanken mit ihren geldpolitischen Straffungen im Kampf gegen die Inflation die Konjunktur abwürgen könnten. In Japan ist die Industrieproduktion im Mai auf Monatssicht um 7,2 Prozent eingebrochen, erwartet wurde nur ein moderater Rückgang um 0,3 Prozent.
Zwar zählt gerade die japanische Notenbank nicht zu den Falken unter den Zentralbanken, doch werden die Daten als Zeichen einer schwächelnden Weltkonjunktur gesehen, weil viele Industrieprodukte exportiert werden.
Genährt wurden die Rezessionssorgen auch von schwächeren Wachstumsdaten in den USA. Dies gilt umso mehr, weil US-Notenbankgouverneur Jerome Powell noch einmal betonte, die Fed werde an ihrem Zinserhöhungskurs festhalten. Diese Aussagen stützten den US-Dollar, der seine Gewinne vom Vortag hält. "Die Rezessionssorgen scheinen zugenommen zu haben und fördern die Nachfrage nach vermeintlich sicheren Häfen", kommentierte Marktanalystin Tina Teng von CMC mit Blick auf die Dollarstärke.
Redaktion finanzen.ch / awp / Dow Jones Newswires