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Ergebnis deutlich gestiegen 31.01.2023 17:53:00

UBS steigert Quartalsgewinn und übertrifft Markterwartung deutlich - Optimistischer Ausblick: UBS-Aktie dennoch abgestraft

UBS steigert Quartalsgewinn und übertrifft Markterwartung deutlich - Optimistischer Ausblick: UBS-Aktie dennoch abgestraft

Die Grossbank UBS hat im vierten Quartal 2022 deutlich mehr verdient und damit die Erwartungen von Analysten klar übertroffen.

Insgesamt haben Kunden der Bank im vergangenen Jahr rund 60 Milliarden US-Dollar an neuen Geldern zur Verwaltung anvertraut.

Der Konzerngewinn fiel laut Mitteilung vom Dienstag im Schlussquartal mit 1,65 Milliarden Dollar 23 Prozent höher aus als im Vorjahreszeitraum. Vor Steuern erzielte die UBS einen Gewinn von 1,94 Milliarden, was einem Plus von 12 Prozent entspricht. Dieser beinhaltet neu gebildete Wertberichtigungen für Kreditrisiken in Höhe von netto 7 Millionen.

Im Vorjahr war das Ergebnis allerdings deutlich belastet gewesen von zusätzlichen Rückstellungen für den Steuerfall in Frankreich in Höhe von 740 Millionen Dollar. Um diesen Effekt bereinigt wäre der Vorsteuergewinn somit laut den Angaben um 22 Prozent zurückgegangen.

Aktienrückkäufe gehen weiter

Die Schätzungen von Analysten gemäss AWP-Konsens wurden mit dem ausgewiesenen Ergebnis deutlich übertroffen. Die UBS habe bei den Erträgen von verschiedenen Sonderfaktoren und insgesamt von einer tieferen Steuerquote profitiert, kommentierte der Broker Jefferies in einem ersten Kommentar. Allerdings sei der bereinigte Vorsteuergewinn damit lediglich im Rahmen der Markterwartungen ausgefallen.

Im Gesamtjahr 2022 blieb der UBS ein Gewinn von 7,63 Milliarden Dollar, und die Aktionäre erhalten - wie bereits früher in Aussicht gestellt - eine um 10 Prozent höhere Dividende von 0,55 Dollar. Diese soll auch künftig "progressiv" ausfallen, hiess es. Ausserdem will die Grossbank im neuen Jahr eigene Aktien im Wert von über 5 Milliarden Dollar zurückkaufen nach 5,6 Milliarden im vergangenen Jahr.

Die Kapitalisierung der Bank ist trotz der hohen Ausschüttungen gut: Die relevanten Kennzahlen lagen per Ende Jahr über den Zielwerten. Die Bilanz sei weiterhin stark, und auch das Kreditportfolio zeichne sich durch eine hohe Qualität aus - mit 95 Prozent der Kredite besichert, so die UBS.

Licht und Schatten

Das ist dem Management im aktuellen Umfeld mit zahlreichen Unwägbarkeiten besonders wichtig. Die Kombination aus der anhaltenden Inflation, der raschen geldpolitischen Straffung, dem Krieg zwischen Russland und der Ukraine sowie anderen geopolitischen Spannungen hätten 2022 die Vermögenspreise und die Anlegerstimmung belastet.

Gleichzeitig profitiert die Bank aber auch von der erwähnten geldpolitischen Straffung. "Unsere Kunden richteten als Reaktion auf die Zinserhöhungen ihre Anlagen neu aus", hiess es. Dadurch habe die UBS mit Sparprodukten, Einlagenzertifikaten und Geldmarktfonds von der Nachfrage nach höheren Renditen profitiert.

Und dieser Trend dürfte sich auch in diesem Jahr - gar verstärkt - fortsetzen: Die UBS rechnet in der globalen Vermögensverwaltung (GWM) und im Personal & Corporate Banking, also dem Schweiz-Geschäft, 2023 mit einem höheren Nettozinsertrag als im vierten Quartal 2022 annualisiert. Und für das erste Quartal gehe man von einem Anstieg des kombinierten Zinsertrags im tiefen bis mittleren einstelligen Prozentbereich aus. Der Nettozinsertrag war auf Gruppenebene im vierten Quartal 2022 auf 2,13 Milliarden angestiegen und damit im Jahresvergleich um 29 Prozent.

Vermögen wieder näher an 4 Bio

Unter dem Strich zeigte sich CEO Ralph Hamers daher zufrieden mit den Ergebnissen: In einem schwierigen makroökonomischen und geopolitischen Umfeld seien solide Ergebnisse für das Gesamtjahr und das vierte Quartal erzielt worden, liess er sich zitieren. "Unsere Performance zeigt, dass unsere Strategie richtig ist."

Der grösste Vermögensverwalter der Welt zog zudem so genannte gebührengenerierende Netto-Neugelder in der Höhe von 60 Milliarden Dollar an, davon allein im vierten Quartal gut 23 Milliarden. Und die verwalteten Vermögen gingen im Quartalsvergleich nicht mehr weiter zurück: Im Zuge der Erholung an den Finanzmärkten stiegen diese per Ende Dezember wieder auf 3,96 Milliarden - nach 3,71 Billionen Ende September. Ende 2021 hatten sie aber noch bei 4,60 Milliarden gelegen.

Auch auf der Kostenseite konnte die Bank Fortschritte erzielen. Statt der für 2022 geplanten 0,4 Milliarden seien 2022 0,5 Milliarden eingespart worden. Damit erhöhe sich auch das Einsparungsziel von 2021 bis Ende 2023 auf rund 1,1 Milliarden von zuvor rund 1,0 Milliarden.

Unangefochtene Spitze am Heimmarkt

Mit Blick auf die Divisionen hat zwar die Investmentbank mit einem deutlich tieferen Vorsteuerergebnis als vom Markt erwartet abgeschlossen, die Schweizer Einheit übertraf die durchschnittliche Prognose jedoch. Die anderen Bereiche lagen mehr oder weniger im Bereich des Antizipierten. Man habe in der Schweiz "die unangefochtene Spitzenposition auf dem Markt verteidigt" mit zum Jahresende rekordhohen Kredit- und Einlagenvolumen.

Für den weiteren Jahresverlauf gibt sich die Bank trotz anhaltend schwierigem Umfeld einigermassen optimistisch und bestätigt entsprechend die Ziele. CEO Hamers sagte in der Mitteilung: "Wir starten aus einer Position der Stärke heraus in das Jahr 2023.

UBS baut Rückstellungen für Rechtsfälle im vierten Quartal etwas ab

Weiterhin hohe Rückstellungen für offene Rechtsfälle stehen bei der Bank weiter in den Büchern. Im vierten Quartal sind diese zum Vorquartal allerdings um 92 Millionen Dollar gesunken.

Per Ende 2022 wies die Grossbank noch Rückstellungen für Rechtsfälle, regulatorische und "ähnliche" Angelegenheiten in Höhe von rund 2,59 Milliarden Dollar aus, wie dem am Dienstag veröffentlichten Geschäftsbericht zu entnehmen ist. Zum Ende des dritten Quartals hatten die Summe noch bei knapp 2,68 Milliarden gelegen.

Die Bank verwendete im vergangenen Quartal laut dem Geschäftsbericht Rückstellungen in Höhe von 263 Millionen für den dafür vorgesehen Zweck und löste weitere Rückstellungen in Höhe von 38 Millionen Dollar auf. Neu gebildet wurden im Schlussquartal noch 88 Millionen an Rückstellungen, allerdings wirkte sich unter anderem die Wechselkursentwicklung ungünstig auf die Position auf.

Offener Frankreich-Prozess

Weiterhin betrifft fast die Hälfte der Rückstellungen den Steuerstreit in Frankreich. Für den Prozess im westlichen Nachbarland hat die UBS unverändert rund 1,1 Milliarden Euro respektive rund 1,2 Milliarden Dollar zurückgestellt. Die UBS war im Dezember 2021 in zweiter Instanz in Paris wegen unerlaubter Geldgeschäfte und der Beihilfe zur Geldwäsche schuldig gesprochen worden. Die Grossbank ging auch gegen dieses Urteil in Berufung.

Das französische Berufungsgericht hatte die Einziehung von Geldern und Entschädigungszahlungen an den französischen Staat in Höhe von insgesamt 1,8 Milliarden Euro verlangt, dies zusätzlich zu einer Busse von 3,75 Millionen Euro. Die Busse und die Geldeinziehung seien während der Dauer der Berufung suspendiert, heisst es im Geschäftsbericht.

Die breite Spanne möglicher Ausgänge des Verfahrens sorge für eine hohe Unsicherheit, heisst es weiter. Die Rückstellungssumme widerspiegle jedoch die beste Schätzung möglicher finanzieller Auswirkungen.

Finanzkrise und Madoff

Weitere Rückstellungen der Grossbank betreffen Klagen wegen dem Verkauf von hypothekenbesicherten Wertpapieren (Residential Mortgage-backed Securities RMBS) in der Zeit der Finanzkrise. Das US-Justizministerium hatte noch im November 2018 im Bundesstaats New York eine Zivilklage gegen die Schweizer Grossbank eingereicht, in der es nicht spezifizierte Entschädigungen fordert. Einen Antrag der UBS auf Abweisung der Klage lehnte das Gericht im Dezember 2019 ab.

Dazu kommen diverse Verfahren im Zusammenhang mit mittlerweile verstorbenen Anlagebetrüger Bernard Madoff, wo die Rolle der UBS von mehreren Aufsichtsbehörden untersucht wird. Offen sind weiterhin auch noch Verfahren um den Verkauf von öffentlichen Anleihen des Inselstaates Puerto Rico, aber auch Untersuchungen um Manipulationen der Libor-Sätze und im Devisenhandel. Weitere Rückstellungen betreffen den Streit um die Rückerstattung von Retrozessionen an Schweizer Kunden.

UBS-Aktie unter Druck

An der Börse verloren die Aktien der UBS am Dienstagnachmittag in einem schwächeren Gesamtmarkt 2,1 Prozent auf 19,44 Franken. Die Titel hatten allerdings seit Jahresbeginn bis zum Schluss am Montag mit gut +15 Prozent überproportional stark zugelegt. Nicht alle Analysten zeigen sich allerdings begeistert von den Zahlen.

Dass das Ergebnis über den Erwartungen ausgefallen ist, wird vor allem mit Sonderfaktoren und mit der Steuerquote begründet. Der bereinigte Vorsteuergewinn sei derweil lediglich im Rahmen der Markterwartungen ausgefallen, meinte denn auch der Broker Jefferies in einem ersten Kommentar und sprach entsprechend von einem gemischt ausgefallenen Ergebnis.

Auf Ebene der einzelnen Divisionen wurden die Schätzungen denn auch nur im Schweizer Geschäft übertroffen, während die Kerndivision Global Wealth Management und das Asset Management im Bereich der Erwartungen abgeschnitten haben bzw. die Investmentbank klar darunter war.

In Sachen Nettoneugeldzufluss und Höhe der verwalteten Vermögen lässt das Ergebnis hingegen keine Wünsche offen. Bei der Entwicklung der Eigenmittelbasis blieben grössere Überraschungen aus. Dasselbe gilt folglich für die vorgeschlagene Jahresdividende sowie für die geplanten Aktienrückkäufe. Beides bewegt sich im Rahmen des Erwarteten, wie es in den Kommentaren hiess.

Aktienkurs dieses Jahr 15 Prozent im Plus

Auch bei JPMorgan bezeichnete der zuständige Analyst den Zahlenkranz für das vierte Quartal als durchwachsen. Er misst allerdings den von Optimismus geprägten zukunftsgerichteten Aussagen, der hohen Kostendisziplin sowie den angekündigten neuen Aktienrückkäufen ein höheres Gewicht bei.

Letzteres wird auch bei den Analysten der Bank Vontobel betont. Diese zeigten sich erfreut darüber, dass das Tempo bei den Aktienrückkäufen aufrecht erhalten wird. Laut UBS sollen dieses Jahr für über 5 Milliarden Dollar für Rückkäufe der eigenen Aktien verwendet werden, dies nach 5,6 Milliarden bereits im vergangenen Jahr. Vom Verhältnis zwischen Kosten und Erträgen schliesst der zuständige Vontobel-Experte zudem auf eine gute Effizienz im Tagesgeschäft.

Auch bei der Barclays Bank zeigt man sich entspannt in Bezug auf den weiteren Verlauf des Aktienkurses. "Wir sehen derzeit wirklich nichts, was das Narrativ für Investoren ändern sollte, obwohl der Aktienkurs dieses Jahr bereits über 15 Prozent zugelegt hat", heisst es in einem ersten Kommentar der britischen Bank.

Viele Beobachter gehen denn auch davon aus, dass die Aktien zumindest mittelfristig an diese Kursgewinne anknüpfen können. Ein Sprung über die psychologisch wichtige 20-Franken-Marke sei eigentlich nur noch Formsache, heisst es. Letztmals notierte die UBS-Aktie Ende 2015 bei über 20 Franken.

Zürich (awp)


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