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Produktionsziel angepasst 03.06.2021 23:11:00

Tesla-Konkurrent mit Pechsträhne: Kann sich die Lordstown-Aktie trotz zahlreichen Herausforderungen lohnen?

Tesla-Konkurrent mit Pechsträhne: Kann sich die Lordstown-Aktie trotz zahlreichen Herausforderungen lohnen?

Seit der E-Auto-Hersteller Lordstown im vergangenen Herbst mittels SPAC-Fusion an die Börse kam, häuften sich die negativen Berichte über das Unternehmen. Die Pechsträhne scheint dabei nicht abreissen zu wollen: Nun musste der Tesla-Konkurrent sein Produktionsziel für das laufende Jahr nach unten korrigieren.

• Börsengang mittels SPAC im Oktober 2020
• Hindenburg wirft Lordstown Täuschung vor
• Kapitalnot führt zu Anpassung der Prognose

Lordstown-Aktie seit Börsenstart mit unruhiger Kursbewegung

Erst im Oktober 2020 gelang dem E-Auto-Hersteller Lordstown der Sprung an die Börse. Durch eine Fusion mit dem Akquisitionszweckunternehmen DiamondPeak konnte der junge Fahrzeughersteller seine Anteile unkompliziert in den Handel bringen. Ruhig geworden ist es um den Börsenneuling seitdem aber bei weitem nicht, was sich auch an der Kursbewegung der Lordstown-Aktie ablesen lässt. Tendierten Anteilsscheine des Tesla-Mitbewerbers im Januar noch bei 26 US-Dollar, brach der Kurs im Mai bis auf 6,69 US-Dollar ein. Derzeit wird das Papier an der NASDAQ bei 10,33 US-Dollar gehandelt (Schlusskurs vom 1. Juni 2021). Seit Jahresbeginn fiel die Lordstown-Aktie damit bereits um 48,50 Prozent zurück.

Falsche Vorbestellungen und Produktionsprobleme: Betrugsvorwürfe durch Hindenburg

Ein Grund für den Kursverfall der Lordstown-Aktie sind Betrugsvorwürfe gegen den E-Auto-Hersteller, die im Frühling publik wurden. Im März sah sich das Unternehmen den Anschuldigungen des Shortsellers Hindenburg Research konfrontiert, der zuvor bereits den Konkurrenten Nikola des Betrugs bezichtigt hatte. So soll Lordstown Aufträge vorgetäuscht und Produktionsprobleme verschwiegen haben. In Recherchen habe man herausgefunden, dass das Unternehmen seine Vorbestellungszahlen künstlich in die Höhe getrieben habe, um Kapital zu beschaffen und eine höhere Nachfrage vorzutäuschen, wie das Portal TechCrunch berichtete. So soll CEO Steve Burns Berater für Vorbestellungen bezahlt haben, was dieser kurz darauf bestätigte, diese aber als unverbindlich deklarierte. Im Januar soll eines der Testfahrzeuge des E-Autobauers außerdem während der Fahrt Feuer gefangen haben, wie ein Polizeibericht, der Hindenburg Research vorliegt, beweisen soll. Aufgrund der Vorwürfe des Leerverkäufers schaltete sich die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC ein und nahm die Ermittlungen gegen den Fahrzeughersteller auf.

Lordstown will Bilanz für das Geschäftsjahr 2020 neu erstellen

Und auch abseits der Täuschungsvorwürfe durch Hindenburg Research kam der E-Auto-Hersteller in jüngster Zeit in Kontakt mit der SEC: Erst vor kurzem erklärte das Unternehmen, den zuvor veröffentlichten Konzernabschluss für das Jahr 2020 neu erstellen zu wollen, um damit auf die jüngsten Leitlinien der SEC für alle SPAC-bezogenen Unternehmen zu reagieren. Angepasst werden soll die Bilanzierung von öffentlichen und privat platzierten Optionsscheinen, die zum Zeitpunkt der Fusion mit DiamondPeak im Umlauf waren. "In Übereinstimmung mit der Marktpraxis unter SPACs hatten wir die Optionsscheine als Eigenkapital nach einem festen Bilanzierungsmodell bilanziert", erklärte Lordstown in einem SEC-Antrag. "In Anbetracht der jüngsten SEC-Erklärung beabsichtigen wir jedoch, unsere historischen Abschlüsse für das am 31. Dezember 2020 endende Jahr so anzupassen, dass einige, wenn nicht alle Optionsscheine als Verbindlichkeiten bilanziert und in jedem Berichtszeitraum zu Marktpreisen bewertet werden […]." Dabei betonte man, dass sich die diese Bilanzänderung nicht auf vorherige Berichte beziehe, die vor der SPAC-Fusion veröffentlicht wurden.

Lordstown "Endurance" als Konkurrenz zu Fords F-150

Lordstown will noch in diese Jahr sein Pickup-Modell "Endurance" auf den Markt bringen, das zu einem Preis von 52'500 US-Dollar erhältlich sein soll, wie Benzinga berichtet. Der E-Pickup soll als Konkurrenz zum beliebten F-150 von Ford etabliert werden - Nachteile dieses Fahrzeuges gegenüber dem eigenen E-Modell führt Lordstown auf seiner Webseite auf. Neben einem niedrigeren Gesamtpreis wirbt der Börsenneuling auch mit geringeren Betriebskosten für sich. Erst kürzlich stellte Ford dann aber die vollelektrische Variante des F-150 vor. Das Konkurrenzfahrzeug von Ford soll bereits für 39'974 US-Dollar in den Handel kommen, wie Benzinga weiter schreibt. Mit einer Reichweite von etwa 370 Kilometern fällt Fords F-150 zwar hinter den 400 Kilometern von Lordstowns E-Pickup zurück, mit einer zusätzlichen Batterie könne er allerdings bis zu 480 Kilometer erreichen.

Nach der Ford-Ankündigung fielen die Lordstown-Titel deutlich zurück. Auch Aktien von Fisker, Workhorse, Nikola und Tesla brachen ein, wenn auch nicht so stark wie die Papiere von Lordstown.

"Endurance"-Produktionsziel stark nach unten korrigiert

Dennoch will Lordstown mit seinem Konkurrenzmodell im Juli in die Vorproduktion gehen, im September soll die Herstellung dann serienmäßig anlaufen. Auch die Tests mit dem E-Pickup seien in vollem Gange, wie das Unternehmen im Rahmen der jüngsten Bilanzverkündung erklärte. Weniger positiv dürften die Anleger jedoch aufgenommen haben, dass es dem Unternehmen massiv an Kapital mangelt. Dies gab die Lordstown-Führungsriege im Bericht zum ersten Quartal 2021 bekannt. Dementsprechend habe man die Erwartungen für die betrieblichen Aufwendungen im Jahr 2021 um 115 Millionen US-Dollar nach unten revidiert. Neben höheren Ausgaben für das Betatestprogramm, der Durchführung von Fahrzeugvalidierungstests und der Sicherstellung von Bauteilen habe man auch die Nutzung von Ressourcen dritter Unternehmen berücksichtigen müssen, was die Anpassung der Prognose rechtfertige. "Infolgedessen müssen wir zusätzliches Kapital beschaffen, um unsere Geschäftspläne abzuschließen, und haben diese Gespräche bereits aufgenommen", so das Unternehmen im Quartalsbericht. Auch habe man die geplante Produktion von 2'200 Fahrzeugen auf 1'000 Stück reduzieren müssen.

Trotz Zielanpassung: Ursprüngliches Ziel dennoch möglich?

Analyst Gregory Lewis vom Finanzdienstleistungsunternehmen BTIG glaubt, dass Lordstown etwa 130 Millionen US-Dollar an Kapital benötigen würde, um sein vorheriges Produktionsziel doch noch zu erreichen. "Die Erhöhung der Betriebskosten wurde größtenteils durch ein verstärktes Insourcing getrieben […], was, obwohl wir glauben, dass es ein kluger langfristiger Schritt war, Vorabkapital erfordert", so der Analyst laut TipRanks. "Aufgrund dieser erhöhten Investitionsausgaben hat das Management seine Pläne für eine weitere Kapitalerhöhung […] bekannt gegeben, da sie für das Jahr 2021 eine Barliquidität von 50 bis 75 Millionen US-Dollar (ohne zusätzliches Kapital) erwarten." Lewis geht davon aus, dass Lordstown für das laufende Jahr Fremdkapital über 200 bis 500 Millionen US-Dollar aufnehmen wird. Zwar sieht der Stratege durchaus Probleme bei dem E-Auto-Hersteller, behält seine Kaufempfehlung für die Lordstown-Aktie aber bei. Trotzdem reduzierte er sein Kursziel von 40 auf 20 US-Dollar, was aber noch deutlich über dem aktuellen Kurs der Aktie liegt.

Nach Ford-Ankündigung pessimistische Einschätzung

Andere Analysten zeigen sich für das Papier derweil weniger optimistisch. Nach der Ankündigung von Ford, eine E-Variante des F-150 auf den Markt zu bringen, gab das Analyseunternehmen Wolfe Research seine Halteempfehlung für die Lordstown-Aktie auf und rät Anlegern nun, die Papiere zu verkaufen, wie aus einem Bericht des Marktportals FX Empire hervorgeht. Das Kursziel, das zuvor bei 18 US-Dollar gelegen hatte, senkte Analyst Rod Lache auf nur einen US-Dollar. Lache glaubt, dass Lordstown starke Probleme haben wird, im E-Auto-Markt zu konkurrieren. Der günstige Einsteigerpreis des F-150 belege dies.

Laut TipRanks haben derweil drei Analysten das Papier auf "Hold" gesetzt, ein weiterer Stratege empfiehlt, den Titel zu verkaufen. Mit seiner Kaufempfehlung steht Lewis derzeit jedoch alleine da.

Gute Presse durch mehrtägiges Event erhofft

Auch wenn Lordstown in jüngster Zeit also eher mit negativer Presse zu kämpfen hatte, erhofft man sich im Rahmen der "Lordstown Week", einem mehrtägigen Event, nun eine Kehrtwende im öffentlichen Image. Vom 21. Bis 25. Juni will Lordstown Anleger, Kunden und Analysten empfangen und über die Vorgänge im Unternehmen aufklären. "Investoren, Analysten, Kunden und Partner werden Zeit mit dem Management-Team verbringen und die Anlagen von Lordstown Motors besichtigen, um aus erster Hand zu erfahren, wie das Produktionsteam das Werk auf den Hochlauf vorbereitet, um für den Beginn der ersten Produktionseinheiten des Endurance Ende September dieses Jahres bereit zu sein", schrieb das Unternehmen dazu in seiner Ankündigung.

Es bleibt also abzuwarten, wie sich die zahlreichen Baustellen, an denen Lordstown derzeit arbeitet, weiter entwickeln werden. Dies könnte darüber entscheiden, ob der Elektroautohersteller sich in Zukunft nicht nur gegen die Konkurrenz durchsetzen, sondern auch die Anleger und Analysten besänftigen und Lewis mit seinem Kursziel vielleicht doch Recht behalten kann.

Redaktion finanzen.ch

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Bildquelle: Postmodern Studio / Shutterstock.com,rafapress / Shutterstock.com

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