CFD statt ETF |
08.06.2024 21:47:00
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Ist Day Trading eine gute Möglichkeit um reich zu werden?
Anleger, die keine grosse Geduld haben, um abzuwarten bis ihre Einzelaktien oder ETFs bzw. Fonds eine ordentliche Rendite abwerfen, versuchen häufig mit Day Trading ihr Glück. Doch inwiefern lohnen sich solche kurzfristigen Spekulationen?
• Day Trader handeln in der Regel CFDs statt Aktien
• Nur 24 Prozent der Händler erzielen Gewinne
Day Trading beschreibt eine Handelsmethode bei der innerhalb eines einzigen Tages spezielle Finanzinstrumente, welche häufig mit einem Hebel ausgestattet sind, mehrfach gekauft und verkauft werden. Der Anleger verfolgt mit Hilfe dieses sogenannten Innertags-Handels somit das Ziel kurzfristige Bewegungen am Markt zu seinen Gunsten auszunutzen und einen schnellen Profit zu erzielen.
Day Trader vs. Langfrist-Investor
Im Gegensatz zu klassischen Buy-and-Hold-Investoren beschäftigen sich Day Trader, sobald sie eine Position am Markt gekauft haben, permanent mit den Kursbewegungen des jeweiligen Basiswertes, um auf jede kleine Veränderung reagieren zu können. Dementsprechend benötigt der Innertags-Handel jede Menge Konzentration, starke Nerven und natürlich Zeit. Denn Day Trader müssen, um schnelle Gewinne zu realisieren oder ausufernde Verluste zu begrenzen, innerhalb kürzester Zeit unwiderrufliche Entscheidungen treffen, welche sich unmittelbar auf den persönlichen Gewinn auswirken. Folglich ist Day Trading das genau Gegenteil einer herkömmlichen Anlagestrategie, die in der Regel mit einer Haltedauer von mindesten fünf bis zehn Jahren einhergeht.
Ein weiterer sehr prägnanter Unterschied, welcher einen Day Trader von einem Langfrist-Investor trennt, sind die sehr unterschiedlichen Herangehensweisen. Während sich ein klassischer Anleger hauptsächlich auf die fundamentalen Daten von einzelnen Unternehmen oder ETFs und Fonds konzentriert, legt ein Day Trader seinen Fokus ausschliesslich auf die Charttechnik eines jeweiligen Basiswertes. Beim Innertags-Handel liegt das Augenmerk somit hauptsächlich auf der Liquidität, dem Handelsvolumen und der Volatilität des jeweiligen Vermögenswertes. Konträr zum konventionellen Investor bevorzugt der Day Trader dabei gerade Basiswerte, die eine sehr hohe Volatilität aufweisen. In diesem Zusammenhang ist es für den Trader auch nicht wirklich wichtig, welchen Basiswert er genau handelt.
Die klassischen Märkte und Instrumente für Day Trader
Während sich junge Trader, die häufig noch relativ unerfahren sind, meistens auf Aktien und Indizes spezialisieren, handeln erfahrenere Spekulanten häufig eher mit Rohstoffen, Kryptowährungen und Devisen. Der Devisenmarkt, welcher eine grosse Menge an unterschiedlichen Währungspaaren und eine hohe Liquidität bietet, ist dabei einer der klassischsten Märkte für Day Trader.
Trader, die beispielsweise Devisen handeln, investieren jedoch nicht unmittelbar in Dollar oder Yen, sondern ausschliesslich in Differenzkontrakte. Diese sogenannten CFDs (Contracts for Difference) sind Derivate, die ihre Wertentwicklung von einem speziellen Basiswert ableiten. Im Vergleich zum Aktieninvestor erwirbt der CFD-Trader somit keine direkte Unternehmensbeteiligung, sondern lediglich eine Forderung, welche ihn ausschliesslich an der Kursentwicklung des Basiswertes partizipieren lässt. CFDs haben dabei den grossen Vorteil, dass sie dem Händler die Möglichkeit bieten das eingesetzte Kapital zu Hebeln. Der CFD-Händler kann also, bei gleichem Kapitaleinsatz, mehr Geld an der Börse bewegen als mit einem Direktinvestment. Darüber hinaus bieten CFDs die Chance von steigenden sowie von fallenden Kursnotierungen zu profitieren.
Diese Kernkompetenzen benötigt ein Innertags-Händler
Personen, die aktiv ins Day Trading einsteigen möchten, benötigen neben einem Konto bei einem CFD-Broker, auch ein grundlegendes Verständnis der Chartanalyse, sowie ein Höchstmass an Disziplin und mentaler Stärke. Darüber hinaus benötigt man als Händler eine individuelle Strategie, welche zu jedem Zeitpunkt eingehalten werden muss. Denn Trader, die lediglich den Marktbewegungen hinterherlaufen und Tag für Tag ihre Herangehensweise und Vorgehensweise ändern, erleiden höchstwahrscheinlich sehr schnell finanziellen Schiffsbruch.
Neben den grundlegenden Kenntnissen der technischen Analyse und einer persönlichen Strategie, benötigen Trader natürlich auch viel Mut und genügend Selbstbewusstsein um verlustreiche Geschäfte, die natürlich zum Tagesgeschäft jedes Händlers dazugehören, verarbeiten zu können. Denn nichts ist unrealistischer als die Erwartung jeden Trade mit einem Gewinn abzuschliessen. Gute Day Trader zeichnen sich nämlich gerade dadurch aus, dass sie sich nicht von Verlusten frustrieren lassen, sondern ihre Fehler unmittelbar akzeptieren, analysieren und eliminieren.
Kann man mit Day Trading wirklich reich werden?
Natürlich ist es nicht ausgeschlossen, dass man mit Day Trading ein Vermögen verdienen kann, genauso wenig ist es ausgeschlossen, dass man mit einem Lottoschein Millionär wird. Die Statistik zeigt jedoch klar, dass rund 76 Prozent der Kleinanleger, die versuchen beim CFD-Handel ein schnelles Vermögen aufzubauen, ihr Geld verlieren. Dementsprechend kann man die Frage, ob man mit Day Trading wirklich reich werden kann, nicht grundsätzlich mit Ja oder Nein beantworten. In der Mehrzahl der Fälle ist es jedoch so, dass Innertags-Händler bei rund drei Vierteln ihrer Trades einen Verlust erzielen. Somit ist es dreimal so wahrscheinlich, dass man mit Day Trading ein Vermögen verliert, anstatt ein Vermögen zu verdienen.
Diese hohen Risiken sind in der Regel jedoch jedem Day Trader bekannt, da die durchschnittlichen Gewinnwahrscheinlichkeiten offen von den einzelnen CFD-Brokern kommuniziert werden müssen. Aufgrund einer individuellen Form der systematischen Fehleinschätzung der persönlichen Fähigkeiten und Kompetenzen (engl. Overconfidence-Bias), glaubt dennoch die Mehrheit der Day Trader, dass sie dauerhaft zu den glücklichen 24 Prozent zählen, die im Innertags-Handel Geld verdienen. Dementsprechend haben einige Broker gegenwärtig Hochkonjunktur, denn die volatile Marktphase verleitet gerade jetzt immer mehr Menschen zu vermeintlich lukrativen Spekulationen an der Börse. An diesen Geschäften verdienen in erste Linie aber nur die Broker und Börsenplätze, jedoch nicht die Kleinanleger.
Dabei kannte schon Goethes Mephisto die Schattenseiten wilder Spekulationen und warnte Faust: "Ein Kerl, der spekuliert, ist wie ein Tier, auf dürrer Heide von seinem bösen Geist im Kreis herumgeführt, und ringsumher liegt schöne, grüne Weide."
Pierre Bonnet / finanzen.ch
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