| Durchbruch in den USA |
22.12.2025 17:56:00
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Aktien von Roche und Novartis uneins: Pharmakonzerne erzielen Einigung mit US-Regierung - Prognosen bekräftigt
Die monatelange Unsicherheit für die beiden Pharmakonzerne Roche und Novartis um die künftigen Medikamentenpreise in den USA hat ein Ende.
Die anderen Unternehmen sind Bristol-Myers Squibb, Gilead Sciences, Boehringer Ingelheim, Amgen, GSK, Sanofi und Merck & Co.
Genentech teilte am Freitagabend mit, dass die Vereinbarung auf die Senkung der Kosten für verschreibungspflichtige Medikamente abziele. So soll etwa das eigene Influenza-Portfolio künftig über die staatliche Plattform TrumpRx.gov sowie über das kürzlich gestartete Direkt-an-Patienten-Programm des Unternehmens verfügbar gemacht werden. Damit solle der Zugang zu bestimmten Medikamenten erleichtert werden.
Bei Novartis hiess es, man habe sich "freiwillig verpflichtet", mehrere Massnahmen umzusetzen, um die Prioritäten der US-Regierung bei den Medikamentenpreisen zu unterstützen. Dazu gehöre, künftige Medikamente in Hochlohnländern zu vergleichbaren Preisen auf den Markt zu bringen. Zudem wolle man Direkt-an-Patienten-Plattformen für die Medikamente Mayzent (Siponimod), Rydapt (Midostaurin) und Tabrecta (Capmatinib) aufbauen, die über die staatliche Plattform TrumpRx zugänglich sein sollen.
Darüber hinaus plant der Konzern, sich um eine Teilnahme am sogenannten Generous-Modell zu bewerben, das den Zugang zu Medikamenten im US-Medicaid-Programm verbessern soll. Novartis unterstütze zudem Initiativen, um das globale Ungleichgewicht bei Investitionen in pharmazeutische Innovationen anzugehen.
Als Gegenleistung dafür sollen die (beiden) Pharmafirmen eine Befreiung von Zöllen auf Pharmaprodukte in den USA für drei Jahre erhalten.
Investitionen bekräftigt
Die beiden Schweizer Unternehmen bekräftigten dabei auch ihre früheren Absichten, milliardenschwere Investitionen in den USA für die Produktion von Medikamenten zu tätigen. Genentech wolle insbesondere in Produktion, Infrastruktur sowie Forschung und Entwicklung investieren, hiess es. Die Vereinbarung baue auf der jüngst angekündigten Investition von 50 Milliarden US-Dollar in den kommenden Jahren auf sowie auf dem Baustart einer neuen Produktionsanlage in North Carolina.
Auch Novartis bestätigte frühere Ankündigungen, in den kommenden fünf Jahren 23 Milliarden US-Dollar in den Ausbau der US-Forschungs- und Produktionsinfrastruktur investieren zu wollen. Seitdem habe man etwa ein biomedizinisches Forschungszentrum für 1,1 Milliarden Dollar in San Diego angekündigt, den Bau eines neuen Produktionshubs in North Carolina gestartet sowie neue und geplante Radioliganden-Therapie-Produktionsstätten in Kalifornien, Florida und Texas vorangetrieben.
Zitterpartie beendet
Mit der Einigung endet eine seit Monaten andauernde Zitterpartie. Bereits in den vergangenen Wochen hatten Konzerne wie Pfizer oder AstraZeneca Vereinbarungen mit der Trump-Regierung getroffen. Die Vereinbarung ist Teil von US-Präsident Donald Trumps Handels- und Zollpolitik. So waren Arzneimittel zusammen mit Gold und Halbleitern von den Zöllen zwar ausgenommen, aber Trump hatte mit möglichen künftigen Zöllen gedroht. Denn die hohen Medikamentenpreise in den USA sind ihm ein Dorn im Auge.
Im Sommer schickte er dann auch Briefe an 17 Pharmaunternehmen und forderte sie auf, sich bereit zu erklären, ihre Medikamente über eine Direktvertriebsplattform anzubieten, die künftigen Preise an die in anderen Ländern geltenden Preise anzupassen und die Kosten für ein Versicherungsprogramm der US-Regierung zu senken.
Für die beiden Schweizer Konzerne ist der US-Markt sehr wichtig. So stammen bei Novartis mehr als 40 Prozent der jährlichen Einnahmen aus den USA, während Roche nahezu die Hälfte seiner Umsätze in den USA generiert.
Die Einigung mit den beiden Pharmariesen folgt nur einen Monat nach dem Handelsabkommen, das die Schweiz mit den USA geschlossen hat. Dadurch haben die USA die rekordhohen Zölle von 39 Prozent auf Schweizer Importe auf neu 15 Prozent gesenkt.
Novartis und Roche bekräftigen Ausblick nach Vereinbarung mit USA
Die Pharmakonzerne Novartis und Roche geben sich bezüglich der finanziellen Auswirkungen der am Freitagabend abgeschlossenen Vereinbarung mit der US-Regierung zurückhaltend. Für Novartis ist die Vereinbarung allerdings vollständig in die mittelfristige Guidance eingerechnet.
Details zur Guidance für 2026 werde Novartis Anfang Februar bei der Präsentation der Finanzzahlen für das vierte Quartal veröffentlichen, teilte das Pharmaunternehmen am Samstag auf AWP-Anfrage mit. Weiterhin gelte die mittelfristige Guidance: Demnach sollen die Netto-Umsätze 2025 bis 2030 mit einer jährlichen Wachstumsrate von 5 bis 6 Prozent zu konstanten Wechselkursen steigen, dies bei einer Rückkehr zu einer Kernmarge von über 40 Prozent.
Schweigsamer gibt man sich bei Roche. Der Pharmakonzern bestätige seine kürzlich angehobene Guidance für 2025, sagte eine Sprecherin auf Anfrage lediglich. Im Oktober hatte Roche mitgeteilt, 2025 zu konstanten Wechselkursen einen Anstieg der Umsätze im mittleren einstelligen Prozentbereich und einen Anstieg beim Kerngewinn je Titel im hohen einstelligen bis tiefen zweistelligen Prozentbereich anzustreben.
Vergleichbare Preise
Künftig werde Novartis darauf abzielen, seine Medikamente in allen Hochlohnländern zu vergleichbaren Preisen einzuführen, basierend auf dem Wert, den sie für Patientinnen und Patienten, Gesundheitssysteme und die Gesellschaft lieferten, hiess es bei Novartis auf die Frage nach möglichen Preiserhöhungen ausserhalb der USA.
Um den Patienten weiterhin innovative Medikamente bieten zu können, brauche es ein lokales Preis- und Entschädigungsumgebung, in welcher Innovation anerkannt und belohnt werden, erklärte die Roche-Sprecherin. Die europäischen Ländern könnten durch höhere Ausgaben für innovative Arzneimittel die Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität des Kontinents für Investitionen steigern wie auch eine "gerechtere globale Verteilung der Beiträge zu Forschung und Entwicklung für lebensrettende Therapien" fördern.
Roche erwartet Erhöhung der Medikamentenpreise
Roche-Chef Thomas Schinecker hat in einem Interview Druck zur Preiserhöhung neuer Medikamente in der Schweiz gemacht. Der Chef des Pharmakonzerns zeigte die Konsequenzen auf, sollte die Schweiz diese Preise nicht erhöhen.
"Dann wird es wohl leider zu weiteren Verzögerungen bei Einführungen von neuen Medikamenten kommen", sagte Schinecker in einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit der "SonntagsZeitung". Die Schweiz habe am meisten zu gewinnen und am meisten zu verlieren, sagte der Konzernchef. Alleine die Steuereinnahmen der Pharmabranche seien höher als das, was man in der Schweiz für innovative Medikamente ausgebe.
Viel zu verlieren
Die Schweiz ist eines von acht Referenzländern für US-Medikamentenpreise. "Wir sind mit all diesen Ländern in Gesprächen", sagte Schinecker. "Die Schweiz sollte jedoch das einfachste Land sein: Sie hat am meisten zu gewinnen und am meisten zu verlieren."
Sollte die Schweiz dem Referenzsystem der USA nicht folgen, und die Preise für neue Medikamente entsprechend nicht erhöhen, wird Roche laut Schinecker weniger in die Spitzenforschung investieren können. Denn der Konzern würde weniger Umsatz erzielen. Folglich würde Roche "weniger Steuern zahlen und weniger Arbeitsplätze" schaffen.
Die US-Administration erwarte, dass Länder wie die Schweiz gleichmässiger zur Finanzierung der Innovation neuer Medikamente beitragen, sagte Schinecker. Der Beitrag sei an die Wirtschaftskraft gekoppelt. Der Konzernchef führte aus: "Wenn ein Land ein Bruttoinlandprodukt (BIP) hat, das pro Kopf 50 Prozent unter jenem der USA liegt, dann wird die US-Regierung in jenem Land den halben Preis als vergleichbar anerkennen." Wenn das BIP höher als das der USA sei, werde eine entsprechende Preiserhöhung erwartet.
Schrittweise Preiserhöhung
Therapien, die bereits auf dem Markt sind, würden nicht teurer, sagte der Roche-Chef. Die Referenzländer "würden einen in Relation vergleichbaren Beitrag an den Investitionen leisten, um eine neue Therapie zu entwickeln". Schinecker rechnet damit, dass sich die Preise für solche neuen Therapien schrittweise in den nächsten Jahren ändern werden.
Er geht zudem davon aus, dass die Medikamentenpreise Teil der Zollverhandlungen der Schweiz mit den USA sein werden. Die Vereinigten Staaten wollen demnach, dass die Schweiz ihren Anteil beitrage. "Die USA sehen zum Beispiel Zwangsrabatte in der Schweiz für US-Medikamente als Handelshemmnis gegenüber Innovationen, die aus den USA kommen, und überlegen, eine Untersuchung gegen solche Länder zu starten", ergänzte der Roche-Chef.
Kein Volumenrückgang in der Schweiz
Generell entwickle sich Roche "sehr positiv", betonte Schinecker. Der Konzern und sei in den ersten neun Monaten dieses Jahres um 7 Prozent gewachsen. "Wir haben bis zu 19 neue, bahnbrechende Medikamente, die wir bis 2030 lancieren können, zum Beispiel gegen Lupus, multiple Sklerose, Alzheimer oder gegen die häufigste Brustkrebsart. Deswegen sehe ich positiv in die Zukunft."
Die angekündigten hohen Investitionen in die USA dürften auch nicht zu einem Rückgang in der Schweiz führen. Roche habe im laufenden Jahr 500 zusätzliche Mitarbeitende in der Schweiz angestellt, betonte Schinecker. Alleine bei den Medikamenten habe Roche dieses Jahr ein Volumenwachstum von 13 Prozent. "Das heisst, wir müssen auch für andere Länder in der Welt mehr produzieren. Es wird darum nicht zu geringeren Volumen in der Schweiz kommen."
Innovative Medikamente
Dass die Preise für neue Medikamente schuld an den gestiegenen Krankenkassenprämien sind, wollte Schinecker im Interview nicht gelten lassen. "Für innovative Medikamente gibt die Schweizer Bevölkerung pro Kopf monatlich im Schnitt 37 Franken aus", sagte er. Die Schweiz würde die Probleme der Gesundheitskosten auch dann nicht lösen, wenn sie für solche Medikamente gar nichts mehr bezahlen würde, zeigte er sich überzeugt.
Baume-Schneider will keine US-Medikamentenpreissenkungen auf Kosten der Schweiz
Die von der US-Regierung mit grossen Pharmakonzernen ausgehandelten Preissenkungen für Medikamente in den USA dürfen für Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider nicht zu höheren Belastungen in der Schweiz führen. "Die Prämienzahler in der Schweiz können und müssen nicht mit ihren Krankenkassenprämien für Preissenkungen in den USA zahlen", erklärte die Bundesrätin in einem Interview mit dem "Sonntags-Blick".
Der Bundesrat arbeite aber gemeinsam mit der Pharmabranche daran, die Bedingungen in der Schweiz weiter zu verbessern, insbesondere bezüglich Marktzugang, klinischer Forschung oder durch geregelte Beziehungen zur EU, betonte die Schweizer Gesundheitsministerin. "Klar ist, dass die Schweiz ihre Medikamentenpreise weiterhin eigenständig festlegt und diesen Prozess bei Bedarf überprüft."
Bei der am Freitagabend bekanntgegebenen Einigung handle es sich um eine Vereinbarung zwischen der US-Regierung und privaten Unternehmen, sagte Baume-Schneider in dem Interview. "Da noch nicht alle Einzelheiten des Deals bekannt sind, ist es nicht möglich, eine entsprechende Bewertung vorzunehmen."
Rund um den Globus verändere sich die Situation für die Pharma derzeit stark, so die Bundesrätin. "Aber die Schweiz ist als Heimmarkt für Roche und Novartis weiterhin attraktiv", zeigte sie sich überzeugt.
Die US-Regierung hatte am Freitagabend eine Einigung mit neun Pharmakonzernen, darunter Roche und Novartis, über tiefere Medikamentenpreise in den USA bekanntgegeben. Zu den Massnahmen gehört auch, dass die Pharmaunternehmen neue Produkte künftig in Hochlohnländern zu vergleichbaren Preisen auf den Markt bringen. Im Gegenzug erhalten die Pharmafirmen eine Befreiung von Zöllen auf Pharmaprodukte in den USA für drei Jahre.
Roche erhält US-Zulassung für subkutane Darreichung von Lunsumio
Roche darf sein Mittel Lunsumio Velo (mosunetuzumab) in Zukunft auch als subkutane Formulierung in den USA vermarkten. Wie der Konzern am Montag mitteilte, hat die US-Gesundheitsbehörde dieser Darreichungsform die Zulassung erteilt.
Das Mittel ist für die Behandlung erwachsener Patientinnen und Patienten mit einer bestimmten Form von Lymphdrüsenkrebs zugelassen. Konkret geht es um das rezidivierte oder refraktäre follikuläre Lymphom nach mindestens zwei Vortherapien. Dieser Krebs wächst langsam und betrifft das Immunsystem.
Die Zulassung basiere auf überzeugenden Studiendaten zur Ansprechrate und sei im beschleunigten Verfahren erfolgt, heisst es in einem Communiqué vom Montag.
Diese subkutane Darreichung zeichnet sich vor allem durch einen deutlichen zeitlichen Vorteil für die Patienten aus. Denn die Behandlungsdauer wird so auf eine etwa einminütige Injektion im Vergleich zu einer 2- bis 4-stündigen intravenösen (IV) Infusion verkürzt. Zudem kann Lunsumio Velo ambulant verabreicht werden.
Die Aktien der Pharmariesen präsentieren sich am Montag an der SIX uneinheitlich: Novartis-Anteilsscheine gewannen zum Handelsende 0,18 Prozent auf 108,72 Franken, wogegen Roche-Titel um 0,12 Prozent abrutschten auf 325,10 CHF.Basel/Washington (awp) / Bern (awp/sda)
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