Vertrauensverlust |
17.03.2023 21:16:00
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Credit Suisse-Aktie als Opfer des Bankenbebens - Die grössten Probleme der Bank sind aber hausgemacht

Der Zusammenbruch von drei US-Banken hat auch die europäische Bankenlandschaft durchgeschüttelt. Besonders abgestraft wurde die ohnehin gebeutelte Aktie der Credit Suisse. Dabei kämpft das Schweizer Finanzhaus an anderer Front deutlich härter.
• SEC und EZB lassen Bankenengagement bei der CS prüfen
• Hausgemachte Probleme als Ursache
Die Credit Suisse-Aktie hat in den vergangenen Tagen abermals deutlich Federn lassen müssen. Die Abwärtsspirale läuft bereits seit Monaten, doch die jüngsten Entwicklungen an der Bankenfront haben den Druck auf die Bank nochmals massiv erhöht und Anleger dazu veranlasst, in Scharen aus der Aktie zu fliehen. Die Folge: Die Credit-Suisse-Aktie sackte bis auf 1,55 CHF ab - ein neues Allzeittief.
Verunsicherung am Markt
Schuld an dem massiven Ausverkauf waren der Zusammenbruch der US-Kryptobank Silvergate Capital und die Kapitalprobleme bei der Silicon Valley Bank, die nach einer gescheiterten Notkapitalerhöhung unter staatliche Kontrolle gestellt wurde. Auch die Signature Bank musste ihre Tore schliessen.
Für die Credit Suisse, die sich gerade mitten im Konzernumbau befindet, kamen diese Nachrichten zur Unzeit, denn ein grundsätzlicher Vertrauensverlust in Finanztitel könnte das Aus für das Schweizer Bankhaus bedeuten. Wenn Anleger und Investoren die geplante Umstrukturierung nicht mittragen, wird das Finanzhaus, das in den letzten Jahren durch zahlreiche Skandale von sich Reden machte, wohl in weitere Schieflage geraten.
Von Seiten der Bankführung wurden unterdessen Beruhigungspillen verteilt, was ein mögliches Ansteckungsrisiko angeht. Der Chef des Finanzhauses, Ulrich Körner, hat im Rahmen einer Finanzkonferenz der US-Bank Morgan Stanley betont, dass das Kredit-Engagement seiner Bank bei der SVB "nicht wesentlich" sei. Eine Gefahr für die Bilanz gehe darüber hinaus auch nicht vom Anleihebestand aus, der nur 2,5 Milliarden Franken betrage. Das Zinsänderungsrisiko sei zudem vollständig abgesichert.
Credit Suisse kämpft an anderer Front
Doch ungeachtet dieser Beruhigungspille: Dass Anleger der Credit Suisse solches Misstrauen entgegen bringen und die Aktie überproportional abgestraft wird, lässt sich nur in Teilen mit den aktuellen Verwerfungen in der US-Bankenlandschaft erklären.
Der jüngste Quartalsbericht, den das Finanzhaus verspätet vorgelegt hat, legte einige der Probleme der Bank schonungslos offen. Die US-Börsenaufsicht hatte im Vorfeld der Bilanzvorlage Kontakt mit dem Unternehmen aufgenommen, dabei war es um eine technische Bewertung von früher veröffentlichten Revisionen der Cash Flow-Statements in den Geschäftsjahren 2019 und 2021 sowie den Kontrollprozessen gegangen. Das CS-Management arbeite daran, die festgestellten Schwächen zu beseitigen, betonte die Führungsebene im Rahmen der Berichtsvorlage. Das beinhalte eine Stärkung des Risiko- und Kontrollrahmens. Die Anpassungen benötigten signifikante Ressourcen, so die CS weiter. Es sei darüber hinaus aber nicht sicher, ob die ergriffenen Massnahmen die Schwächen tatsächlich beseitigen würden, räumte das Finanzhaus ein.
Hinzu kamen nur kurz darauf weitere Hiobsbotschaften: Der saudische Grossaktionär Saudi National Bank hatte klargestellt, dass es keine weiteren Finanzhilfen für das Schweizer Bankhaus geben werde. Die saudische Bank war vergangenen Herbst anlässlich der CS-Kapitalerhöhung als neue gewichtigste Aktionärin bei der Grossbank eingestiegen und hält derzeit 9,9 Prozent der CS-Aktien.
Die Schweizerische Nationalbank sah sich daraufhin veranlasst, der angeschlagenen Bank im Bedarfsfall Liquidität zur Verfügung zu stellen. Das Finanzhaus erfülle die an systemrelevante Banken gestellten Anforderungen an Kapital und Liquidität, hiess es in einer Mitteilung. Die Finma stehe mit der Bank in sehr engem Kontakt und verfüge über sämtliche aufsichtsrechtlich relevanten Informationen. Die Sorge um die Stabilität des Schweizer Finanzsystems treibt also sowohl die SNB als auch die Finma um.
Und tatsächlich verkündete die CS nach dem Aktienabsturz, sich bis zu 50 Milliarden Franken von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) leihen zu wollen. Die Inanspruchnahme der SNB-Kredite im Rahmen eines besicherten Darlehens (Covered Loan Facility) sowie von kurzfristigen Liquiditätskrediten diene der "präventiven Stärkung" der Liquidität.
Einem weiteren Problem des Finanzhauses, dem anhaltenden Abfluss von Kundengeldern, können aber weder die Währungshüter noch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Einhalt gebieten. Die Geldabflüsse verstärken den Kostendruck auf das Unternehmen, das zuletzt unter anderem mit einer geringeren Entlohnung der Top-Manager für das Jahr 2022 reagiert hatte. Zudem kürzte die CS die Boni um konzernweit 50 Prozent.
Bekommt die Bank aber das Vertrauensproblem am Markt nicht in den Griff, dürfte der Abfluss von Kundengeldern weitergehen, das aktuelle Kostensenkungsprogramm wird dann wohl nochmals verschärft werden müssen. Noch verfügt die Bank über eine ausreichende Kapitalisierung, der Turnaround steht und fällt aber mit der Rückgewinnung des Anlegervertrauens.
Redaktion finanzen.ch
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