Schwierige Marktbedingungen |
08.06.2022 17:52:00
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Credit Suisse-Aktie geht mit deutlichen Gewinnen aus dem Handel: Berichte über angebliches Kaufinteresse von State Street -- Credit Suisse warnt vor Verlust im zweiten Quartal
Die Aktien der Credit Suisse haben am Mittwochnachmittag von einem deutlichen Minus in die Gewinnzone gedreht. Auslöser ist laut Händlern ein Bericht des Finanzportals "Inside Paradeplatz", wonach sich die US-Finanzgesellschaft State Street für eine Übernahme der krisengeschüttelten Grossbank interessiere.
Laut dem am Mittwochnachmittag publizierten Bericht von "Inside Paradeplatz" will die State Street mit Hauptsitz in Boston in einem Übernahmeangebot 9 Franken pro CS-Aktie bieten. Das würde die die angeschlagene Bank mit 23 Milliarden bewerten. Laut dem Bericht weist die State Street eine nur wenig grössere Börsenkapitalisierung von rund 27 Milliarden Dollar auf.
Treffe der Bericht zu, so wäre CS-Präsident Axel Lehmann bereits seit Wochen mit der State Street in Verhandlungen. Die CS würde damit wohl zu einer Tochter der State Street mit Fokus aufs Schweizer Universal-Bankengeschäft und das weltweite Private Banking. Ob es zu einem solchen Deal komme, sei allerdings noch sehr ungewiss, berichtet "Inside Paradeplatz" mit Verweis auf seine Quelle.
Die Credit Suisse kommt nicht aus den roten Zahlen
Wegen eines garstigen Marktumfelds und Schwierigkeiten im Investment Banking in den ersten zwei Monaten des zweiten Quartals warnt die Grossbank bereits jetzt vor einem Verlust.
Die Marktbedingungen seien im zweiten Quartal 2022 weiterhin schwierig, teilte die Grossbank am Mittwoch mit. Die aktuelle geopolitische Lage mit der russischen Invasion in der Ukraine, die deutliche Straffung der Geldpolitik durch die wichtigsten Zentralbanken als Reaktion auf den signifikanten Anstieg der Inflation sowie das Auslaufen der Corona-Stimulierungsmassnahmen hätten zu einer weiterhin erhöhten Marktvolatilität und schwachen Kundenbewegungen geführt, insbesondere in der Region Asien-Pazifik.
Dieses Gesamtumfeld sowie ein anhaltend tiefes Niveau bei Kapitalmarktemissionen und die Ausweitung der Kreditprämien hätten die Investment Bank in den Monaten April und Mai finanziell negativ beeinträchtigt. Das werde für die Division und die Gruppe wahrscheinlich zu einem Verlust im zweiten Quartal 2022 führen.
Beschleunigte Kosteneinsparungen
Das Ergebnis werde auch von der anhaltenden Volatilität des Marktwerts der Beteiligung an der Allfunds Group beeinflusst. Bereits im ersten Quartal hatte die CS Verluste erlitten wegen einer Wertminderung auf der Beteiligung von 8,6 Prozent. Der Aktienkurs der Fondsplattform war eingebrochen.
Unter dem Strich hatte die zweitgrösste Schweizer Bank im ersten Quartal 2022 bereits einen Verlust von 273 Millionen Franken erlitten, nachdem ihr das Skandaljahr 2021 einen Reinverlust von 1,6 Milliarden Franken bescherte.
Das Jahr 2022 werde mit Blick auf die zweite Jahreshälfte weiterhin ein Übergangsjahr für die Credit Suisse bleiben, hiess es weiter. Die Kosteninitiativen über die gesamte Gruppe hinweg würden gar beschleunigt - mit dem Ziel, ab 2023 eine Maximierung der Einsparungen zu erzielen. Über Details dazu will die Bank an dem für den 28. Juni geplanten Investorenanlass informieren.
Ziel für Kapitalisierung bestätigt
"Wir konzentrieren uns weiterhin auf die disziplinierte Umsetzung unserer Strategie, unserer regulatorischen Sanierungsprogramme sowie die Verankerung des Risikomanagements im Kern der Bank", hiess es am Mittwoch.
Die Quote des harten Kernkapitals (CET1) soll kurzfristig bei rund 13,5 Prozent liegen. Am Ziel, 2024 dann mehr als 14 Prozent zu erreichen, werde derweil festgehalten. Ende des ersten Quartals lag diese für die Grossbanken wichtige Kennzahl bei der Credit Suisse bei 13,8 Prozent.
In den Medien war in der vergangenen Woche noch darüber spekuliert worden, dass die CS verschiedene Optionen zur Stärkung des Kapitals prüfe, unter anderem eine Kapitalerhöhung. Die Bank hatte dies jedoch dementiert.
Credit-Suisse-Aktien nach Gewinnwarnung mit Kursrutsch
Die Aktien der Grossbank Credit Suisse sind am Mittwoch deutlich unter Druck. Nach der Gewinnwarnung vom Morgen hagelt es negative Kommentare.
Unter anderem hatten damals Spekulationen über die Prüfung von Kapitaloptionen belastet, was die Bank selbst allerdings dementierte. Am 12. Mai war der Kurs auf ein Tief bei 6,096 Franken gefallen.
Die Credit Suisse rechnet für das zweite Quartal im Investment Banking sowie auch auf Gruppenebene mit einem Verlust, wie die Bank am Morgen bekanntgab. Und insbesondere in der Region Asien-Pazifik ist es zu einer geringeren Kundenaktivität gekommen.
"Die CS kann sich den unvorteilhaften Marktgegebenheiten nicht entziehen und wird folglich auch im zweiten Quartal operativ nicht überzeugen können", kommentiert die ZKB. "Bei einer Bank im Restrukturierungs- oder Übergangsmodus, die um den Break-Even kämpfen muss, schlägt widriges Marktumfeld besonders stark ins Kontor."
Im aktuellen Umfeld und angesichts des Umbaus werde der Markt nicht bereit sein, dem Institut einen normalen Geschäftsgang abzukaufen, schreibt der zuständige ZKB-Analyst. "Wetten in den Valoren der Credit Suisse drängen sich daher unverändert nicht auf."
Es sei die dritte Gewinnwarnung in Folge, und für die Investment Bank wäre es der vierte Quartalsverlust in den vergangenen sechs Quartalen, moniert auch Vontobel in einem Kommentar. Und die Konsequenz der beschleunigten Kosteninitiativen dürfte wahrscheinlich - ähnlich wie in der Vergangenheit - eine weitere Verschlechterung der Arbeitsmoral sein. Und das wiederum dürfte dem Analysten zufolge einen weiteren negativen Einfluss auf die Erträge haben.
Die strategischen Möglichkeiten seien bei der Credit Suisse eher begrenzt, schreibt die UBS. Im ersten Quartal habe die Bank bereits überraschend tiefe Erträge über die gesamte Gruppe hinweg ausgewiesen. Es sei entscheidend, inwieweit sich das in der Form im zweiten Quartal fortgesetzt hat oder ob der Verlust eher auf einige spezifische Posten zurückzuführen ist.
Im Handel heisst es nach den News, es bleibe den Analysten nichts anderes übrig, als ihre Schätzungen erneut zu senken. Die Investoren dürften jetzt zudem noch gespannter auf den für den 28. Juni geplanten Investorenanlass warten. Denn über Details zu beschleunigten Kosteneinsparungen will die Bank an dem Tag informieren, wie es am Mittwoch hiess.
An diesem Tag wollte die Grossbank den Fokus ursprünglich auf die Themen Risiko und Compliance, Technologie sowie Vermögensverwaltung legen. Ob vom Investorentag positive Kursimpulse für die gebeutelte CS-Aktie ausgehen werden, werde sich zeigen müssen, so ein Marktbeobachter.
Zürich (awp)
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