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Zu grosser Optimismus? 23.05.2023 20:11:00

Ist die US-Bankenkrise schon wieder vorbei? Darum bleiben Buffett, Ackman, Gundlach & Co. skeptisch

Ist die US-Bankenkrise schon wieder vorbei? Darum bleiben Buffett, Ackman, Gundlach & Co. skeptisch

Bei den US-Regionalbanken rumort es seit Anfang März kräftig. Mehrere Geldhäuser sind bereits zusammengebrochen - und die Turbulenzen könnten sich laut Meinung mehrerer Starinvestoren noch weiter fortsetzen.

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• Zusammenbruch der First Republic Bank laut Experten nicht das Ende der Turbulenzen bei US-Regionalbanken
• Starinvestoren mit verschiedenen Vorschlägen, um Krise einzudämmen
• Womöglich Eintritt in chronische Phase der Bankenprobleme

Bereits Ende März warnten Forscher der Yale School of Management und der Carroll School of Management des Boston College, dass die Turbulenzen im US-Bankensektor sowie die Massnahmen zur Beruhigung der Lage darauf hindeuten würden, dass wir uns mitten in einer systemischen Krise befinden. Die Bankturbulenzen dürften laut den Experten daher ernster und länger anhaltend sein als zunächst angenommen wurde. Wie der Zusammenbruch der First Republic Bank vor wenigen Wochen zeigte, dürften die Forscher mit dieser Einschätzung Recht gehabt haben, zumal es auch weiterhin bei einigen US-Regionalbanken zu kriseln scheint. Auch zahlreiche bekannte Investoren zweifelten im Nachgang des jüngsten Bankenkollaps die Stabilität der US-Regionalbanken an und warnten davor, dass die Bankenkrise noch lange nicht vorbei sei.

Bill Ackman fordert erneut Garantie für alle Bankeinlagen

Besonders eindringlich fiel nach der Übernahme der First Republic Bank durch JPMorgan die Warnung von Starinvestor Bill Ackman aus. Der Gründer des Hedgefonds Pershing Square Capital Management hatte bereits im März nach dem Zusammenbruch von Silicon Valley Bank und Signature Bank von der US-Einlagensicherungsbehörde FDIC eine temporäre Einlagen-Garantie für alle Einlagen auch über der 250'000-US-Dollar-Grenze gefordert, da sich weitere Bank Runs nur so verhindern lassen würden. Anfang Mai kritisierte er nun auf Twitter, dass die FDIC die Einlagensicherung nicht erhöht und dadurch den Kollaps der First Republic Bank begünstigt habe. "Das Versäumnis der FDIC, ihr Versicherungssystem zu aktualisieren und zu erweitern, hat weitere Nägel in den Sarg geschlagen. FRB wäre nicht gescheitert, wenn die FDIC vorübergehend Einlagen garantiert hätte, während gleichzeitig ein neues Garantiesystem geschaffen worden wäre", so Ackman. Nun sei das gesamte regionale Bankensystem in Gefahr.

Laut dem aktivistischen Investor sei die Konsequenz aus dem Versagen der FDIC, dass man nun dabei zusehen müsse, wie die regionalen US-Banken wie "Dominosteine unter grossen systemischen und wirtschaftlichen Kosten fallen". Denn das Bankensystem basiere laut Ackman auf Vertrauen - und eben dieses schwinde momentan durch die Bankpleiten. "Das Vertrauen in ein Finanzinstitut wird über Jahrzehnte aufgebaut und innerhalb weniger Tage zerstört. Wenn ein Dominostein fällt, beginnt die nächstschwächste Bank zu wackeln", so der Hedgefonds-Manager. So könne keine Regionalbank schlechte Nachrichten oder schlechte Daten überleben, da ein Aktienkursverfall unweigerlich folge, versicherte und nicht versicherte Einlagen abgezogen würden und die Aussage, man verfolge "strategische Alternativen", nichts anderes heisse, als dass die FDIC das Institut am nächsten Wochenende schliesse, twitterte der Investor unter indirektem Verweis auf die Abläufe bei der Abwicklung der First Republic Bank weiter.

In seinem Tweet forderte Bill Ackman erneut eine systemweite Einlagensicherung und warnte davor, dass die Zeit zur Lösung des Problems ablaufe. Er kritisierte, dass grosse Banken einen "unfairen Wettbewerbsvorteil" gegenüber ihren kleineren Branchenkollegen hätten, da ihre Einstufung als systemrelevant bedeutet, dass nur ihre nicht versicherten Einleger ruhig schlafen könnten. "Bis die Wettbewerbsbedingungen ausgeglichen sind, sind die Regionalbanken einem grossen Risiko ausgesetzt", so der Experte. "Wie viele unnötige Bankenpleiten müssen wir noch mit ansehen, bevor die FDIC, das US-Finanzministerium und unserer Regierung aufwachen", fragt Bill Ackman zum Ende seines Tweets und macht damit klar, dass er bis dahin mit weiteren Zusammenbrüchen im US-Bankensektor rechnet.

Jeffrey Gundlach sieht in US-Geldpolitik Auslöser für weitere Turbulenzen

Auch Anleihekönig Jeffrey Gundlach sieht momentan kein Ende der US-Bankenkrise, wie er Anfang Mai in einem Interview mit "CNBC" sagte. Er macht dafür aber hauptsächlich die Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve verantwortlich. "Die Einlagen [bei den US-Banken] werden weiter sinken. Ich glaube nicht, dass dies das letzte Kapitel dieses regionalen Bankenproblems ist […] Ich sehe nicht wirklich etwas, das dazu führen wird, dass es aufhört, wenn die Fed die Zinsen nicht senkt", so Gundlach. Die Kunden würden ihr Geld laut dem Investor weiterhin von den Regionalbanken abziehen, "da es absolut keinen Grund gibt, es dort zu lassen". Denn durch die Zinserhöhungspolitik der Fed gebe es im Anleihebereich viel lukrativere Anlagen mit einem ebenfalls sehr geringen Risiko und einer Laufzeit von nur wenigen Monaten. "Mir kommt es einfach so vor, als würden die Einlagen weiter abwandern", so der Experte gegenüber dem US-Sender. "Wenn die Zinsen so hoch bleiben, wird dieser Stress anhalten. Ich gehe davon aus, dass es mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit weitere regionale Bankenpleiten geben wird", denn eine Zinssenkung der US-Notenbank bereits bei der nächsten Sitzung sehe er nicht.

Interessanterweise geht Jeffrey Gundlach davon aus, dass die Probleme im regionalen US-Bankensystem wohl teilweise hätten verhindert werden können, wenn die Fed die US-Leitzinsen gleich zu Beginn des Straffungszyklus drastischer angehoben hätte. Hätte die US-Notenbank die Leitzinsen im ersten Schritt direkt um 200 Basispunkte erhöht, wie er es sich gewünscht habe, gäbe es die Probleme bei den Regionalbanken wahrscheinlich nicht in diesem Ausmass, so der Investor gegenüber "CNBC". Stattdessen wurden die Zinsen in den USA zunächst um 0,25 Prozentpunkte und 0,5 Prozentpunkte erhöht, bevor mehrere vergleichsweise grosse Zinsschritte um jeweils 0,75 Prozentpunkte folgten. Hätten die Währungshüter anders gehandelt, wäre es nicht zu einem Drawdown von 50 Prozent bei den 30-jährigen Staatsanleihen gekommen, der der Silicon Valley Bank und anderen geschadet hat, so Gundlach.

Experte sieht Beginn einer chronischen Phase der Bankenprobleme

Kritisch gegenüber der Geldpolitik der Fed und deren Rolle bei den US-Bankenpleiten zeigte sich auch Top-Ökonom und Allianz-Chefberater Mohamed El-Erian. Er kritisierte dabei via Twitter hauptsächlich die jüngsten Aussagen von Jerome Powell. Der Fed-Chef hatte im Rahmen der Pressekonferenz nach dem jüngsten Zinsentscheid gesagt, dass es drei grosse Banken gegeben habe, die von Beginn an im Mittelpunkt der Turbulenzen gestanden hätten. Diese Probleme seien nun jedoch gelöst und der Verkauf der First Republic Bank stelle laut Powell einen wichtigen Schritt dabei dar, einen Schlussstrich unter "diese schwere Stressphase" zu ziehen.

Mohamed El-Erian sieht das jedoch etwas anders. "Ich befürchte, dass dies am Ende zu der Liste der unglücklichen Federal-Reserve-Mitteilungen der letzten Jahre hinzugefügt wird, die die Glaubwürdigkeit der Fed weggespült, ihre geldpolitische Führung/Wirksamkeit untergraben und ihre politische Autonomie gefährdet haben", kommentierte er die Powell-Aussagen in einem Tweet und machte damit deutlich, dass er nicht an ein Ende des Stress bei den regionalen US-Banken glaubt.

Der ehemalige PIMCO-Geschäftsführer Paul McCulley zeigte sich gegenüber "CNBC" nach der jüngsten Zinserhöhung der Fed hingegen etwas gelassener. Er gab sich im Interview mit dem TV-Sender davon überzeugt, dass die akute Phase der Bankenkrise mit mehreren Pleiten nun allmählich abflache. Entwarnung gab er dennoch nicht, denn laut McCulley werde nun eine chronische Phase der Bankenprobleme beginnen, die sich auch negativ auf die Wirtschaft auswirken werde, da Banken mit grossen Verlusten in Zukunft wohl weniger Kredite vergeben dürften.

Warren Buffett bleibt mit Blick auf US-Banken vorsichtig

Bei dem Aktionärstreffen von Berkshire Hathaway zeigte sich Anfang Mai auch Investorenlegende Warren Buffett beim Blick auf den US-Bankensektor vorsichtig. Er sprach laut "Financial Times" davon, dass die Angst im Bankensektor ansteckend sei und es keine Garantien dafür gebe, dass Kunden ihre Einlagen nicht abziehen würden. Das könne zudem alles sehr viel schneller gehen als früher, da es das Online-Banking für jeden möglich macht, innerhalb kurzer Zeit grosse Geldsummen zu bewegen. "Sie können innerhalb von ein paar Sekunden einen Run haben", so Buffett - und "das verändert alles". Hätte die FDIC nicht im März alle Einlagen bei der Silicon Valley Bank und der Signature Bank garantiert, wäre es laut Buffett zu katastrophalen Auswirkungen gekommen.

Laut dem Orakel von Omaha hätten jedoch weder FDIC noch die US-Regierung ein Interesse dran, dass "eine Bank bankrottgeht und dass Menschen ihre Einlagen tatsächlich verlieren". Von der Öffentlichkeit werde das aufgrund schlechter Kommunikation von Politikern, Behörden und Presse jedoch nicht anerkannt. Berkshire Hathaway agiert momentan mit Blick auf Bankenaktien dennoch vorsichtig - und stiess in der Vergangenheit einige Beteiligungen ab. "Wir bewahren unser Geld bei Berkshire in Bargeld und Schatzwechseln auf", sagte Buffett beim Aktionärstreffen laut "Financial Times". So sei man bereit, wenn das Bankensystem auch nur vorübergehend ins Stocken gerate. "Das sollte es nicht. Ich glaube nicht, dass es das wird, aber es könnte sein", so der erfahrene Investor.

Redaktion finanzen.ch

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Bildquelle: Bryan Bedder/Getty Images for The New York Times,Aphelleon/Shutterstock.com

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