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Kurz nach Jahresstart 18.02.2021 06:20:00

Marktteilnehmer positionieren sich für 2021: Welche Anlagegüter lohnen sich im neuen Jahr?

Marktteilnehmer positionieren sich für 2021: Welche Anlagegüter lohnen sich im neuen Jahr?

2020 war ein turbulentes Börsenjahr, vorrangig geprägt von den Folgen der Corona-Pandemie. Grund genug für viele Anleger, nach vorn zu schauen und sich für 2021 zu positionieren.

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• 2020 war ein turbulentes Börsenjahr
• Corona-Folgen werden auch 2021 noch spürbar sein
• Wie sollten sich Anleger positionieren?

Ende 2019 hätte wohl kaum ein Anleger gedacht, dass das Jahr 2020 derart einschneidend werden würde. Die Corona-Pandemie hatte die Welt im Griff, Lockdown-Massnahmen, ein Herunterfahren zahlreicher Wirtschaftsaktivitäten und Milliardenspritzen der internationalen Notenbanken haben auch auf die Finanzmärkte durchgeschlagen und in vielen Anlegerdepots deutliche Spuren hinterlassen.

Nach einem Börsencrash im März, der den längsten Bullenmarkt der Geschichte beendete, folgte eine weithin unerwartet deutliche Erholung, die teils neue Rekordhöchststände mit sich brachte. Wer sich im März von der Börse zurückzog und an der Seitenlinie stand, hat unter Umständen die günstigste Einstiegschance der jüngeren Börsengeschichte verpasst. Wer an etablierten Firmen festhielt, die von der Corona-Krise besonders hart getroffen wurden - Airlines etwa oder Autobauer - hat seinen Depotwert gegen Jahresende reduziert. Anleger hingegen, die die Zeichen der Erholung schnell erkannt haben und günstige Einstiegskurse nutzten, dürften mit einem Plus aus diesem historischen Börsenjahr gegangen sein. Wer mutig war und bereits früh auf Corona-Gewinner gesetzt hat - darunter Pharma- und Biotechtitel aber auch ein Teil der Techwerte und Tesla - kann 2020 als Erfolgsjahr für sich verbuchen, dürfte allerdings Nerven gelassen haben.

2021 bleibt eine Herausforderung

Dabei sollten Marktteilnehmer allerdings nicht damit rechnen, dass die Corona-Krise im ersten Teil 2021 weltweit abgehakt ist - im Gegenteil. COVID-19 dürfte die Welt noch eine ganze Zeit lang beschäftigen, selbst wenn in Sachen Impfstoff Erfolgsmeldungen die Runde machten. Denn längst nicht jeder Mensch wird sich direkt impfen lassen (können). Bis eine Grundimmunisierung erreicht ist und das Virus als "besiegt" gilt, wird noch geraume Zeit ins Land gehen.
Hinzu kommen Auswirkungen auf wirtschaftlicher Ebene: Viele der Pandemie-Folgen sind nicht unmittelbar sichtbar, sondern zeigen sich erst im Verlauf der kommenden Monate und möglicherweise sogar Jahre. Investitionen, die jetzt nicht getätigt werden, wirken sich teilweise erst deutlich später aus, Wirtschaftszweige, die infolge der Corona-Massnahmen ein- oder vollständig weggebrochen sind, werden wohl noch lange Zeit benötigen, um ihr Vorkrisenniveau zu erreichen - wenn es denn jemals dazu kommt.

Denn die Pandemie hat auch das Wirtschaftsleben verändert. Digitalisierung ist das Gebot der Stunde. Einzelhändler ohne Online-Präsenz wurden deutlich härter getroffen, als jene, die ihre Produkte auch online verfügbar machten. Unternehmen, die ihre Mitarbeiter ins Homeoffice schickten und ihnen die dafür notwendige Infrastruktur zur Verfügung stellen konnten, dürften deutlich weniger Geschäftsausfälle vermelden, als jene, die auf Vor-Ort-Präsenz ihrer Angestellten angewiesen sind. Wer digitale Dienste angeboten hat, im Cloud-Segment aktiv ist oder ein Geschäftsmodell hat, das sich auf Online-Dienste stützt, konnte einen Teil der Pandemie-Folgen abfedern und möglicherweise sogar von verändertem Kundenverhalten profitieren.

Wie geht es 2021 an der Börse weiter?

All dies und insbesondere die Unsicherheit, ob und in welchem Umfang die internationalen Währungshüter die Folgen der Pandemie abfedern konnten, wird auch am Finanzmarkt im Jahr 2021 weiter ein Thema bleiben.
Die Frage, wie man sich für das neue Börsenjahr positionieren soll, ist angesichts der weiter bestehenden Unsicherheiten nicht eindeutig zu beantworten. Fest steht: 2021 werden die Karten voraussichtlich neu gemischt. Anleger tun gut daran, ihre Depotzusammensetzung kritisch zu hinterfragen und im Hinblick auf ihre Zukunftsfähigkeit zu prüfen. Dabei geht es insbesondere darum, herauszufinden, welche Anlagemöglichkeiten die Corona-Pandemie auch künftig mit so wenig Schaden wie möglich überstehen und möglicherweise sogar Nutzniesser der Veränderungen am Markt sind.

Aktien: Gezielte Auswahl wichtig

Die Niedrigzinspolitik der Notenbanken, die wohl auch 2021 kein Ende finden dürfte, macht es Anlegern schwer, am Aktienmarkt vorbeizukommen. Erholt sich die Konjunktur, sollten Anleger dann vermehrt Zykliker ins Visier nehmen, die in Zeiten positiver Wirtschaftsentwicklung profitieren. Das riet jüngst Christian Kahler, Leiter Aktienstrategie & Asset Allocation bei der DZ Bank gegenüber Journalisten in einem Videomeeting. Konkret nannte er in diesem Zusammenhang den Autobauer Daimler und die Fluggesellschaft Lufthansa. Er rechnet damit, dass die Auswirkungen des Virus die erste Jahreshälfte 2021 noch prägen würden, diese Zeit sei weiter unsicher. Dann aber könnten "die Aktienkurse von Zyklikerunternehmen nach oben gehen".

Grundsätzlich rechnete der Experte schon zu diesem Zeitpunkt für den deutschen Aktienmarkt sogar mit neuen Rekordständen: "Nach Rezessionen habe sich deutsche Unternehmen in der Regel schnell erholt. Die Gewinne werden spätestens 2023 wieder da sein, wo sie vor der Krise waren. Der DAX kann sein Allzeithoch deshalb bereits Ende des kommenden Jahres knacken und sogar 14'000 Punkte erreichen", betonte Kahler im Ausblick der DZ-Bank für das Jahr 2021 schon Mitte November 2020. Insgesamt werde das Anlagejahr 2021 laut Kahler ein gutes. Und der deutsche DAX hat bereits in der ersten Januarwoche die magische Marke von 14'000 Zählern knacken können.

Mit Verweis auf das Krisenjahr 2020 betont der Experte, wie wichtig eine diversifizierte Aufstellung des eigenen Depots ist: "Die wichtigsten Lektionen für Aktienanleger im Jahr 2020 lauteten: Breit streuen, auf gute Unternehmen setzen und nicht panisch verkaufen. Dies gilt auch für 2021".

China-Investments im Blick

Dabei lohnt sich auch ein gezielter Blick nach China. Zwar wird der sino-amerikanische Handelsstreit auch unter dem neuen Präsidenten Joe Biden weitergehen, doch möglicherweise wird bei den Verhandlungen ein versöhnlicherer Ton angeschlagen. Hinzu kommt: In China, wo die Corona-Pandemie ihren Ursprung hat, konnte die Konjunkturerholung bereits einsetzen. Eine mögliche Chance für Anleger, die bereit sind, Schwankungen hinzunehmen und ein gewisses Maß an Unberechenbarkeit bei ihren Anlagen zu akzeptieren. "Chinesische A-Aktien bieten Chancen, auch wenn oder gerade weil sie sehr stark schwanken", betonte zuletzt Projit Chatterjee, Asienexperte der Schweizer UBS. Mit geschicktem Stock-Picking lassen sich so überproportionale Renditen erzielen. Direktanlagen in China sind allerdings starken Beschränkungen unterworfen, so dass Anleger möglicherweise auf in den USA börsennotierte chinesische Konzerne ausweichen sollten.

Bleibt Gold weiter beliebt?

Seinem Status als "sicherer Hafen" hat Gold im Anlagejahr 2021 alle Ehre gemacht. Angesichts der Unsicherheiten bezüglich der Weltwirtschaft hat das Edelmetall 2020 kräftig zulegen können. Dies könnte sich auch im laufenden Jahr fortsetzen, glaubt etwa Jim Steel, Chefanalyst für Edelmetalle bei HSBC. Im Interview mit Kitco erklärte er, dass Gold im Jahr 2021 aufgrund konkurrierender makroökonomischer Kräfte einen Durchschnittspreis von 1'965 USD pro Unze erzielen wird. Die akkommodierende Geldpolitik werde weiterhin für Rückenwind sorgen, aber eine Abwicklung des geopolitischen Risikos durch eine Biden-Regierung werde den Appetit auf Gold lindern, räumt der Experte ein.
Steel bewertet Gold vor diesem Hintergrund nicht "wild bullish, nur positiv" und nimmt insbesondere auf mögliche Gegenwindfaktoren Bezug: "Wenn […] die geopolitischen Risiken sinken und es gibt Fortschritte an der Handelsfront, dann wäre das für Gold negativ", erklärt er seine verhaltene Prognose für die Goldpreisentwicklung.

Goldman Sachs hingegen zeigt sich deutlich optimistischer für das Edelmetall. In einer Kundenmitteilung. aus der "Business Insider" zitiert, erklärten Analysten des Finanzhauses: Der strukturelle Bullenmarkt für Gold werde sich trotz eines mehr als dreimonatigen Abwärtstrends seit Anfang August im Jahr 2021 fortsetzen. Dabei gebe es drei Positiv-Faktoren, die den Goldpreis in 2021 stützen: Steigende Inflationserwartungen, ein schwächerer US-Dollar und eine Erholung der Einzelhandelsnachfrage in Schwellenländern. "Das strategische Argument für Gold ist aus unserer Sicht nach wie vor stark", schlossen die Goldman Sachs-Experten und gaben ein Preisziel von 2'300 US-Dollar aus.

Bitcoin - Das neue Gold?

Kryptowährungen wie der Bitcoin gehörten in den vergangenen Jahren zu den volatilsten Anlageklassen am Markt. Wer in digitale Währungen investiert hatte, musste auch 2020 starke Schwankungen aussitzen. Doch mit der zunehmenden Adaption von Bitcoin & Co. im Alltagsleben vieler Menschen wird auch das Ausmaß der Schwankungen kleiner werden, hoffen Experten.

In Sachen Preisziel könnten die Schätzungen von Experten nicht weiter auseinander gehen: Während Bitcoin-Skeptiker immer wieder darauf hinweisen, dass der Bitcoin ohne intrinsischen Wert ist und einzig und allein die Bereitschaft der Käufer über den Preis bestimmt, überschlagen sich andere in Sachen Preisziel und geben enorm bullishe Prognosen ab.
Mike McGlone, Senior Commodity Strategist bei Bloomberg Intelligence, traute der ältesten Kryptowährung in 2021 einen Sprung bis auf 40'000 US-Dollar zu, diese Aussage traf er noch Ende 2020. "Der Bitcoin, die digitale Version von Gold, aber mit einem begrenzten Angebot […] scheint sich in einem frühen Stadium der Preisfindung zu befinden und könnte seinen Aufstieg im Jahr 2021 einfach fortsetzen", schrieb der Experte unlängst. Die Erfolgsbilanz von Bitcoin deute potenziell darauf hin, dass 2021 ein Jahr schneller Gewinne werde, so McGlone weiter. Und McGlone sollte recht behalten: Auch der Bitcoin liess in der ersten Januarwoche alle Rekordstände hinter sich und riss die 40'000-US-Dollar-Marke.

Und auch Analysten der Citigroup sehen 2021 als ein Erfolgsjahr für die digitale Münze: In einer Kundenmitteilung, erklärt Tom Fitzpatrick, der weltweite Leiter von CitiFX Technicals der Citibank Group, dass der Bitcoin-Preis bis Ende 2021 einen Höchststand von 318'000 US-Dollar erreichen könnte. Dies sei zwar unwahrscheinlich, genau darum gehe es bei Bitcoin aber, betonte er. Bei Bitcoin drehe sich alles um "undenkbare Rallyes, gefolgt von schmerzhaften Korrekturen". Vor diesem Hintergrund warnte er davor, dass es auf dem Weg zum Preisziel zu enormen Preisschwankungen kommen werde.

Anleger müssen sich also darauf einstellen, dass der Kryptomarkt auch in 2021 zwar durchaus Chancen mit sich bringen könnte, zeitgleich aber auch starke Risiken birgt.

Ölpreis weiter ein Sorgenkind?

Die Ölpreise haben infolge der Corona-Krise einen historischen Einbruch erlebt und sind trotz zwischenzeitlicher Erholungstendenzen weiter deutlich unter ihrem Vorkrisenniveau. Das dürfte sich auch 2021 nicht grundlegend ändern, glaubt der Internationale Währungsfonds. "Die Prognosen für die Ölpreise liegen im Korridor zwischen 40 und 45 US-Dollar für ... Anfang nächsten Jahres und werden im nächsten Jahr insgesamt zwischen 40 und 50 US-Dollar liegen", gibt CNBC Jihad Azour, Direktor der Abteilung für den Nahen Osten und Zentralasien des IWF, wieder.
Und auch die OPEC rechnet nicht damit, dass die Nachfrageentwicklung 2021 deutlich höhere Ölpreise rechtfertigen wird.

Dr. Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank, sieht Ungemach für den Ölpreis insbesondere durch den neuen US-Präsidenten Joe Biden. Dieser dürfte "die Dekarbonisierung der US-Wirtschaft vorantreiben", schrieb der Experte unlängst und steht mit dieser Einschätzung nicht alleine da. Tatsächlich dürfte der Machtwechsel im Weißen Haus auch höhere Investitionen in grüne Energie mit sich bringen - was unter Donald Trump kein Thema war. Produktionskürzungen durch die OPEC, von Trump nicht nur begrüsst sondern sogar gefordert, wird Biden voraussichtlich nicht forcieren, womit ein Stützfaktor für den Ölpreis wegfällt.

Diversifikation ist Trumpf

So unklar die Entwicklung am Aktienmarkt in den kommenden Monaten auch ist: Experten tendieren zu positiven Prognosen. Wie immer sollten Anleger aber nicht nur ihr Aktiendepot diversifizieren und breit aufstellen, auch eine Streuung des Anlagevermögens in verschiedene Anlageklassen ist angeraten.

Sollte 2021 nicht erneut von einem schwarzen Schwan wie der Corona-Pandemie heimgesucht werden, könnte es ein positives Jahr für Marktteilnehmer werden.

Redaktion finanzen.ch

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