Kräftiger Gegenwind |
21.10.2020 23:33:00
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Mega-IPO verzögert? Ant Financials Rekord-Börsengang gerät ins Wanken
Seit Monaten fiebern Anleger dem geplanten Mega-Börsengang der Alibaba-Tochter Ant Financial entgegen. Doch das Mega-IPO bekommt zunehmend Gegenwind - eine Verzögerung bei den Börsenplänen ist möglich.
• Chinesische Finanzaufsicht leitet Untersuchung ein
• USA drohen mit Restriktionen
Ein genauer Termin steht noch nicht fest und doch gibt es bereits Spekulationen über Verzögerungen auf dem Weg von Ant Financial, der Tochter von Alibaba, zu einem börsennotierten Unternehmen.
Chinas Finanzaufsicht leitet Untersuchung ein
Denn die chinesische Finanzaufsicht hat offenbar eine Untersuchung wegen eines möglichen Interessenskonfliktes aufgenommen. Angaben von Reuters zufolge, die sich auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berufen, geht es konkret um Alipay, die Zahlungsplattform von Ant Financial. Kleinanleger hätten nur die Möglichkeit, sich über Alipay an Ant Financial zu beteiligen, heisst es Insidern zufolge. Zu diesem Zweck seien extra Investmentfonds aufgelegt worden. Banken und Broker, üblicherweise Anlaufstellen für Kleinanleger beim Wunsch nach einem Aktienkauf im Rahmen eines IPO, würden auf diesem Weg ausgeschlossen, Ant Financial nutze unterdessen sein Quasi-Monopol in diesem Bereich.
Noch ist unklar, zu welchem Ergebnis eine solche Untersuchung führen könnte, dass die IPO-Pläne komplett auf Eis gelegt werden, scheint aber unwahrscheinlich.
USA wirft Ant Financial Knüppel zwischen die Beine
Darüber hinaus gibt es noch weiteren Gegenwind für Ant Financial, der den Zeitplan für die IPO-Pläne gefährden könnte. Denn es ist unter anderem ein republikanischer US-Senator, der die Pläne der Alibaba-Tochter kritisch beurteilt. Marco Rubio erklärte kürzlich gegenüber Reuters: "Es ist empörend, dass die Wall Street das offensichtliche Vorgehen der Kommunistischen Partei Chinas gegen Hongkongs Freiheit und Autonomie belohnt, indem sie den IPO der Ant Group an den Börsen in Hongkong und Shanghai orchestriert."
Zudem soll die Trump-Regierung sogar erwägen, Ant Financial auf die schwarze Liste zu setzen, um zu verhindern, dass sich US-Amerikaner an dem Mega-Börsengang beteiligen. Angaben von Reuters zufolge wehrt sich China gegen die inzwischen häufig genutzte Praxis von Restriktionen gegen Unternehmen, die mit der Gefährdung der nationalen Sicherheit begründet werden. "China ist dagegen, dass die USA das Konzept der nationalen Sicherheit und ihre nationale Macht zur Unterdrückung des Auslandes missbrauchen. Dies ist eine Mobbing-Praxis", sagte der Sprecher des chinesischen Aussenministeriums, Zhao Lijian, in einem regelmässigen Briefing.
USA-China-Konflikt bleibt spannend
Die Lage zwischen den Vereinigten Staaten und China ist bereits seit geraumer Zeit angespannt. Es tobt ein Handelskrieg zwischen den beiden grössten Volkswirtschaften der Welt. Das Coronavirus, das von China aus den Rest der Welt überrollt hat, gehört ebenso zu den Streitpunkten zwischen beiden Ländern, US-Präsident Donald Trump hatte der chinesischen Regierung immer wieder vorgeworfen, die Ausbreitung des Virus nicht gestoppt zu haben, sogar von möglichen Entschädigungszahlungen war die Rede gewesen.
Hinzu kommt die weltweit scharf kritisierte Hongkong-Politik der Chinesen. Zuletzt hatten die USA internationale Finanzinstitutionen davor gewarnt, mit Verantwortlichen für die Niederschlagung der pro-demokratischen Proteste in Hongkong Geschäfte zu machen. China hatte die USA daraufhin mit scharfen Worten davor gewarnt, den falschen Weg einzuschlagen.
Und auch die Querelen um TikTok hatten die Beziehungen beider Länder empfindlich geschädigt. Die US-Regierung drohte mit einem Aus für die populäre App in den USA, zwischenzeitlich war ein Deal ausgehandelt worden, bei dem das internationale Geschäft von TikTok in einer neuen US-Firma mit Sitz angesiedelt werden sollte, Oracle und der Supermarkt-Konzern Walmart sollten Anteile erwerben.
Börsengang der Superlative
Ob die USA dem geplanten Mega-Börsengang von Ant Financial tatsächlich einen Riegel vorschieben oder den Zeitplan durcheinander bringen können, bleibt abzuwarten. Noch erwarten Investoren ein IPO im Oktober und damit direkt vor der anstehenden US-Präsidentschaftswahl, die für den 3. November terminiert ist.
Bei dem Doppellisting in Hongkong und Shanghai will die Ant Group, die am Markt mit rund 250 Milliarden US-Dollar bewertet wird, 35 Milliarden US-Dollar einnehmen, damit wäre das IPO grösser als das von Saudi Aramco im Jahr 2019.
Das Geld will das Unternehmen insbesondere in Wachstum investieren, zudem will man seine Marktposition als führende Online-Plattform in China verteidigen und weiter ausbauen.
Redaktion finanzen.ch
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