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29.05.2016 08:00:00
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Online-Handel hat Zukunft - trotz Alibaba-Skandal
Alibaba bricht ein und verliert an einem Tag 10 Prozent. Anleger wittern den nächsten China-Skandal. Online insgesamt hingegen bleibt vielversprechend.
Alibaba - bricht ein! Anleger sind besorgt. Ist das gar ein Vorbote für das Aus beim Boom der Online-Branche? Am Mittwoch rutschte die Aktie des Online-Händlers zwischenzeitlich um bis zu rund 8 Prozent nach unten. Für einen Megakonzern mit einem Börsenwert von rund 200 Milliarden Dollar ein gigantischer Intraday-Verlust.
Was ist da los? Sah es doch in den ersten drei Monaten 2016 noch so gut aus bei «Baba». Der chinesische Online-Händler konnte seinen Umsatz schon zwischen Oktober und Dezember um 32 Prozent steigern, und der Internetgigant schaffte im ersten Quartal des Jahres - für Alibaba war es das Schlussquartal des Geschäftsjahres 2015/16 - nun mit einem Umsatzplus von 39 Prozent sogar einen noch grösseren Sprung. Besonders gut lief es dabei im Segment der mobilen Bestellungen der Kunden. Die Handelsplattform konnte den Umsatz mit Bestellungen, etwa via Smartphone, zwischen Januar und März nämlich um 149 Prozent steigern.
Sino-Forest - das Menetekel für China-Anleger
Dabei waren die Geschäfte insgesamt sogar hochprofitabel. Der Konzern aus Hangzhou konnte den Quartalsgewinn auf 824 Millionen Dollar annähernd verdoppeln. Die Daten waren noch nicht in den Schubladen verschwunden, da kam Mitte Woche der Knall: Die US-Börsenaufsicht SEC ermittelt gegen Alibaba wegen möglicher Unstimmigkeiten in der Buchhaltung. Die Aktie des Unternehmens brach nach Bekanntgabe der Probleme ein und rauschte innert weniger Stunden um bis zu rund 10 Prozent nach unten.
Bei vielen Anlegern werden da Erinnerungen wach an Bilanztricksereien chinesischer Firmen, wie etwa an jene des chinesisch-kanadischen Forstkonzerns Sino-Forest mit katastrophalem Kursverlauf. Seither machen viele Anleger generell um China-Firmen einen grossen Bogen. Das zeigt sich beispielsweise sehr gut an den Bewertungsrelationen von China-Firmen, die in Deutschland ihren Sitz haben. Die Betrugs-Angst der Börsianer spiegelt sich dort in unglaublich tiefen KGV- und KBV-Zahlen wider.
Online-Firmen: China günstig, ansonsten hohe Unternehmenswerte
Der Mobilfunk-Konzern Vtion Wireless etwa bringt es auf ein 4er-KGV und auf ein KBV von nur 0,1, und der Müllspezialist Zong De Waste zeigt ein 2er-KGV und ein ebenfalls tiefes KBV von 0,2. Angesichts dieser - auf den ersten Blick - ungewöhnlich günstigen Bewertungskennzahlen drängt sich der Verdacht auf, dass Anleger da der Story und den vorgelegten Daten nicht mehr ganz trauen wollen und dass sie hohe Risikoabschläge einpreisen. Das zeigt sich an den Charts. Vtion beispielsweise wurde in den letzten fünf Jahren fast gezehntelt.
Droht das jetzt am Ende gar auch den Alibaba-Aktionären? Auffällig ist auf jeden Fall die günstige Bewertung des Internetkonzerns. Denn die Aktie gibt es zum vergleichsweise tiefen KGV im 20er-Bereich. Andere Titel der Branche sind um ein Vielfaches höher bewertet. Amazon kommt auf ein 120er-KGV, und dennoch billigen Analysten dem Online-Buchhändler weitere Kurssteigerungen um 50 Prozent zu.
Der Online-Modehändler Zalando ist mit einem 60er-KGV auch alles andere als günstig, und die Start-up-Schmiede für Online-Firmen - Rocket Internet - bringt es trotz mickriger Umsätze von nur 128,3 Millionen Euro im vergangenen Jahr und das bei einem Verlust von 226,1 Millionen Euro auf einen Börsenwert von 3,6 Milliarden Euro.
Online-Handel - nachhaltig hohe Wachstumsraten
Die spezielle China-Bewertung im Allgemeinen und die aktuellen SEC-Ermittlungen bei Alibaba - das heisst noch lange nicht, dass Online zu verteufeln wäre. Wem Alibaba nach dem Schuss vor den Bug durch SEC jetzt trotz der sehr günstigen Bewertung zu riskant ist, der wirft einen Blick auf andere Player der Branche. Denn, obwohl es sich dort schon lange nicht mehr um ein ganz junges Geschäftsfeld handelt - im Online-Sektor herrscht nach wie vor Goldgräberstimmung.
Aber dabei werden die hohen Bewertungen auch mit entsprechenden Wachstumsraten unterlegt. So stiegen die Umsätze im Online-Handel in Europa im vergangenen Jahr um 18,6 Prozent, und in diesem Jahr soll es ein weiteres Plus von 16,7 Prozent geben. In den USA sieht das Wachstum ähnlich aus, und weltweit rechnen Experten für 2016 sogar mit einem Umsatzplus von 22,7 Prozent auf dann 2,1 Billionen Dollar. Und schon in zwei Jahren, 2018, sollen die Konsumenten weltweit Waren via Internet, PC, Tablet und Smartphone im Wert von 3,0 Billionen Dollar ordern.
Amazon und eBay - da sind jetzt Kursgewinne drin
Die hohe Bewertung mancher Online-Player könnte dann sogar in Ordnung sein - vorausgesetzt, das hohe Wachstum dauert an. Immerhin argumentieren Analysten bei ihrem 1000-Dollar-Ziel für Amazon auch damit, das hohe Wachstum sei da noch nicht voll eingepreist. Amazon könnte deshalb nach wie vor interessant sein und das auch vor dem Hintergrund, dass die Aktie vor zwei Wochen den Widerstand bei 700 Dollar knacken und damit über das bisherige Allzeithoch vom Dezember bei rund 695 Dollar springen konnte.
Charttechnisch vielversprechend ist derzeit auch eBay. Zwar läuft die Aktie der Online-Handelsplattform seit Anfang 2015 per Saldo nur seitwärts, doch der Titel notiert nun an der unteren Begrenzungslinie des langfristigen Aufwärtstrends aus dem Jahr 2009. Möglicherweise kann der Kurs des Nasdaq-Mitglieds nun, wie schon viermal in den letzten sieben Jahren, schnell nach oben abheben. Da könnten innert weniger Monate Steigerungen von 20 Prozent und mehr drin sein.
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