IPO im Fokus |
24.04.2023 22:18:00
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Sandoz-Börsengang rückt näher: Warum es das Novartis-Spin-off schwer haben dürfte
Im August letzten Jahres gab Novartis bekannt, die Generikasparte Sandoz als eigenständiges Unternehmen ausgliedern und an die Börse bringen zu wollen. Geplant ist das IPO für das zweite Halbjahr 2023. Ob der Börsengang jedoch auf viel Gegenliebe stossen wird, bleibt fraglich.
• Börsengang im zweiten Halbjahr 2023 angesetzt
• Mässiges Anlegerinteresse erwartet
Am 25. August 2022 verkündete der Basler Pharmakonzern Novartis seine Generikasparte Sandoz als 100-prozentiges Spin-off ausgliedern und als eigenständiges Unternehmen an die Börse bringen zu wollen. Mithilfe der Abspaltung solle der Shareholder-Value maximiert werden, indem mit Sandoz Europas Generikahersteller Nummer Eins geschaffen werde, hiess es in der Ankündigung. Neben rezeptfreien Arzneien stellt das Unternehmen auch noch Biosimilars her. In diesem Bereich will Sandoz global führend werden. Auch für Novartis-Aktionäre soll sich die Abspaltung lohnen, da mit der Ausgliederung eine bessere Fokussierung einhergehe.
So will sich Novartis künftig auf die Entwicklung innovativer Medikamente konzentrieren und das Geschäft mit patentgeschützten Arzneien verstärken. Hierbei soll sich insbesondere auf den hart umkämpften US-Markt konzentriert werden. Wie aus dem Geschäftsbericht des Pharmakonzerns hervorgeht, seien die Prioritäten nun mehr das Wachstum zu beschleunigen, eine Rendite zu erzielen sowie die Basis zu stärken.
Sandoz-IPO im zweiten Halbjahr 2023
Das Sandoz-IPO wird für das zweite Halbjahr 2023 erwartet, wobei eine Kotierung an der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange sowie in den USA als American Depositary Receipt (ADR) geplant ist. Sitz des neuen Unternehmens soll die Schweiz bleiben, wobei noch nicht feststeht, wo genau in der Eidgenossenschaft dies letztlich sein wird.
Verhaltene Reaktion an der Börse
An der Börse wurde die Nachricht gemischt aufgenommen. So konnte die Novartis-Aktie nur anfänglich von der Verkündigung profitieren, zum SIX-Handelsschluss ging es jedoch letztlich 0,8 Prozent abwärts. Auch verschiedene Analysten hatten sich zurückhaltend zu dem geplanten Spin-off geäussert. So gab das Analysehaus Jefferies zu bedenken, dass die Abspaltung zu einer Gewinnverwässerung bei Novartis führen könne. Man hätte einen Verkauf von Sandoz vorgezogen.
Die ZKB kam in einer ersten Reaktion zu dem Schluss, dass eine Ausgliederung der Generikasparte keinen Mehrwert bringe, weshalb die negative Kursreaktion kaum überrasche. Lediglich die Bank Vontobel konnte der Ankündigung etwas Gutes abgewinnen. Sie beurteilte die Abspaltung von Sandoz als sinnvoll und zeigte sich überzeugt, dass die getrennte und fokussierte Leitung der beiden verschiedenen Geschäftsbereiche zu einer verbesserten Wachstumsstrategie beitrage, insbesondere da die Bereiche Generika und Innovative Arzneimittel in den letzten Jahren immer komplexer geworden seien.
Generikamarkt im Rückwärtsgang
Sandoz ist schon lange ein Sorgenkind von Mutter Novartis. So leidet die Sparte laut der Neuen Zürcher Zeitung seit Jahren unter dem immer schwieriger werdenden Konkurrenzkampf auf dem Generikamarkt. Hier fiel der Wert des Gesamtmarkts von mehr als 80 Milliarden US-Dollar im Jahr 2017 auf lediglich 74 Milliarden US-Dollar in den Jahren 2018 bis 2020 zurück. Auch der Umsatz von Sandoz reduzierte sich in dieser Zeit: Während 2017 noch ein Umsatz von 10,2 Milliarden US-Dollar verzeichnet wurde, sank dieser in 2022 auf 9,2 Milliarden US-Dollar.
Hinzu kommt der Trend, dass grosse Teile des Generikamarkts mittlerweile von Konkurrenten aus Indien abgedeckt werden. So zeigt eine Tabelle der NZZ zu den grössten Herstellern von Generika und Biosimilars gemessen am Umsatz 2021, dass Sandoz zwar mit etwas Abstand zum israelischen Konkurrenten Teva Pharmaceuticals auf Platz eins liegt, insgesamt jedoch indische Produzenten die Hälfte der Liste ausmachen.
Maues Interesse erwartet
Und so sieht es denn auch so aus, als würde der Sandoz-Börsengang nicht wirklich auf grosses Investoreninteresse stossen, wie verschiedene Marktbeobachter gegenüber der Neuen Zürcher Zeitung verrieten. Ein Grund hierfür sei auch, dass zu Sandoz noch immer das unter Druck stehende Tablettengeschäft gehöre, welches eigentlich an Aurobindo veräussert werden sollte, was jedoch letztlich nicht gelang.
Auf der anderen Seite würde sich das Novartis-Spin-off zwar auch auf Biosimilars, also biotechnologisch hergestellte Nachfolgemittel, konzentrieren, müsste hier aber selbst noch einiges an Aufbauarbeit leisten. So kündigte die Novartis-Tochter Anfang März an, 400 Millionen US-Dollar in Slowenien für den Aufbau einer neuen Produktionsanlage für Biosimilars zu investieren. Baustart solle noch dieses Jahr sein, vollständig betriebsbereit wird das Werk jedoch erst Ende 2026 sein. Zwar betonte Sandoz-Chef Richard Saynor in der Mitteilung, dass das Investment "unser Bestreben, im Bereich der Biosimilars, einem Segment, das in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich jährlich zweistellig wachsen wird, nachhaltig weltweit führend zu sein" unterstreiche, dennoch bedeutet dies für Anleger auch, erst einmal geduldig sein zu müssen.
Mehr Details auf Investorenkonferenz
Viele dürften sich vor diesem Hintergrund an die Ausgliederung der Novartis-Augenmedizinsparte Alcon im Jahr 2019 erinnert fühlen, da diese Verselbstständigung ebenfalls mit zahlreichen Ausgaben und Investitionen einherging. Ganz so soll es bei Sandoz jedoch nicht laufen. Hier verspricht das Management Aktionären gleich zu Anfang "attraktive Renditen", wie die Neue Zürcher Zeitung schreibt. Wie Vontobel-Analyst Stefan Schneider gegenüber dem Nachrichtenportal zu verstehen gibt, dürfte es sich bei Sandoz jedoch nicht um einen "Wachstumstitel" handeln. Im Übrigen gilt das Sandoz-IPO als grösstes auf dem Schweizer Aktienmarkt seit dem Börsengang Alcons. So wird der Wert von Sandoz von Analysten im Vorfeld des Börsengangs auf 20 Milliarden US-Dollar geschätzt. Alcon hatte im Zuge seines IPOs eine Bewertung von 28 Milliarden US-Dollar.
Ebenso wie beim Alcon-Spin-off werden Novartis-Anleger beim Sandoz-Börsengang automatisch auch Titel des Börsenneulings zugeteilt bekommen. Allerdings ist bislang noch unklar in welchem Verhältnis diese Zuteilung erfolgen wird. Mehr Klarheit dürfte die Sandoz-Investorenkonferenz bringen, die spätestens im Juli stattfinden und über die Finanzziele sowie die Strategie des selbstständigen Unternehmens in allen Details informieren soll. Mit Interesse dürfte hier auch der designierte Vorsitzende des Verwaltungsrats Gilbert Ghostine beäugt werden, der aufgrund seiner fehlenden Erfahrung in der Medikamentenbranche mit seiner Ernennung für erstaunte Gesichter sorgte. Im Zuge der Veranstaltung dürfte sich dann für viele Anleger entscheiden, wie sie beim Sandoz-Börsengang handeln - auf das Zukunftspotenzial des Novartis-Spin-off setzen oder die Beine in die Hand nehmen.
Redaktion finanzen.ch
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