stocksDIGITAL |
04.09.2013 14:55:01
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Schweizer Stromfirmen mit Spannungsabfall
Die Energiewende wird die Schweizer Energieversorger in den nächsten Jahren weiter stark belasten. Aus Aktionärssicht scheint das Schlimmste aber vorüber zu sein.
Vor ein paar Jahren noch waren Strom- und Versorgeraktien begehrt – wegen ihrer stabil hohen und gut planbaren Cashflows und wegen der oft hohen Dividenden. Heute hingegen fra- gen sich Anleger: Wird es mit den Titeln weiter bergab gehen? Dabei sind nicht nur Schweizer Versorger aus der Anlegergunst gefallen – auch in Deutschland rutschen die Notierungen nach unten. Marktführer E.ON ist seit drei Jahren im Rückwärtsgang und notiert 35 Prozent unter Buchwert. Grund ist der geplante Ausstieg aus der Atomenergie, die sogenannte Energiewen- de. Dazu soll nächste Woche die bundesrätliche Botschaft veröffentlicht werden.
Strom- und Energiesparen ist angesagt, dazu kommt der Ausbau von Wind- und Sonnenenergie (siehe Artikel rechts). Vor diesem Hintergrund befürchten Börsianer nicht nur den Wegfall der Geschäftsgrundlage vieler Versorger, sondern auch hohe Kostenbelastungen durch Stilllegung von KKWs. In der Schweiz soll das rund 15 Milliarden kosten. Zum Vergleich: Alqiq und BKW haben an der Börse einen Marktwert von zusammen 4,8 Milliarden. Nach Schätzungen von Vontobel soll das die beiden Versorger jährlich mit 30 bzw. 35 Millionen Franken belasten.
Erschwerend hinzu kommt, dass die staatliche Förderung von Solar und Wind bestehende Gaskraftwerke in vielen Ländern unrentabel macht. E.ON etwa plant, ein Gaskraftwerk in der Slowakei abzubauen, es in die Türkei zu transportieren und es dort zu betreiben. Aber auch die Verbrauchsprognosen für Strom in der Schweiz liegen Börsianern schwer im Magen. Obwohl bis 2050 ein Schweizer Bevölkerungszuwachs um rund 10 Prozent auf 9 Millionen Menschen erwartet wird, geht eine Studie des Bundesamts für Energie wegen der im Rahmen der Energiestrategie 2050 geplanten Stromeinsparungen von einem Rückgang des Stromverbrauchs in den nächsten vier Jahrzehnten um 10 Prozent aus. Die Stromkonzerne leiden schon jetzt unter schrumpfenden Abgabemengen. So ging diese bei den BKW in den letzten drei Jahren um ein Viertel auf rund 20 000 GWh zurück, der Umsatz fiel so von 3,6 auf 2,9 Milliarden Franken, und der Gewinn halbierte sich.
Kaum anders sieht die Entwicklung bei Alpiq aus. In den letzten Jahren kam es zu Schrumpfung, jetzt im Halbjahr vermeldet das Unternehmen wegen schwierigem Marktumfeld und wegen Desinvestitionen einen Umsatzrückgang um 26,3 Prozent auf 6,5 Milliarden und beim Gewinn eine Verringerung um 10,2 Prozent auf 115 Millionen Franken. Repower hingegen steigerte den Umsatz im Halbjahr um 2,2 Prozent auf 1,2 Milliarden Franken. Das operative Ergebnis des Konzerns aus Poschiavo ging aber wie schon in den Vorjahren zurück und hat sich seit 2009 halbiert.
Immerhin dürften die Aktien nach den Kursverlusten langsam Boden finden. Schliesslich notieren Schweizer Stromkonzerne wie E.ON zum Teil deutlich unter Buchwert. Bei den BKW werden die Semesterzahlen zwar erst am 12. September präsentiert, bei einem Abschlag der Aktie gegenüber dem Eigenkapital von 45 Prozent scheinen die Kursrisiken jedoch überschaubar zu sein. Nach der jahrelangen Talfahrt notiert auch Alqip 35 Prozent unter Buchwert. Für profitable Firmen scheinen solche Risikoabschläge trotz der politischen Unsicherheiten bezüglich dem künftigen Lauf der Energieentwicklung doch übertrieben zu sein. Die enormen Kursrückgänge der letzten Jahre dürften sich damit eher nicht mehr fortsetzen. (gp)
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