Wetten auf fallende Kurse |
21.07.2021 22:17:00
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Shortsellerin von Wirecard und Tesla: Warum Shortseller so sehr auf die Tesla-Aktie setzen
Die Banking Konferenz 2021 fand in diesem Jahr als hybrides Event statt. Alle Panel-Diskussionen wurden live im Internet gestreamt, darunter auch ein Beitrag von einer der bekanntesten Shortsellerinnen der Welt, Fahmi Quadir.
• Shortseller-Beliebtheit auch durch Firmenchef Elon Musk
• Short-Strategie bei Wirecard erfolgreich
Aktuell keine Tesla-Shorts
Die 31-Jährige, die in der Finanzwelt durch die Short-Positionen ihres Fonds "Safkhet Capital" auf Wirecard und Tesla Bekanntheit erlangt hat, erklärte in einer Videoübertragung, über die "Business Insider" berichtet, dass sie selbst 2018 auf fallende Kurse bei Tesla gesetzt hatte. Damals habe das Unternehmen von Elon Musk in finanziellen Schwierigkeiten gesteckt und es habe nicht danach ausgesehen, dass der Elektroautobauer in der Lage sein würde, die für einen Autohersteller notwendigen Lieferketten aufzubauen.
Warum Tesla ein Shortsellerliebling ist
Auch wenn ihr Fonds aktuell keine Shortpositionen auf Tesla besitze, erklärte sie, warum die Tesla-Aktie für so viele Shortseller attraktiv ist. Das Unternehmen sei das Paradebeispiel dafür, was im Kapitalismus schief laufe, heisst es bei BI weiter. "Zusätzlich zum Schwindel in der Buchführung und den Falschdarstellungen gibt es bei Tesla ein Geschäftsmodell, das typisch ist für das Silicon Valley: Einen Gründer-CEO, der ultimative Macht hat und sich keiner Kontrolle und Gegenkontrolle stellen muss".
Tatsächlich hatte erst ein Streit mit der US-Börsenaufsicht SEC dazu geführt, dass Tesla-Chef Elon Musk gezwungen war, seinen Posten an der Spitze des Tesla-Präsidiums aufzugeben. Bis zu diesem Zeitpunkt war Musk in einer Doppelfunktion als CEO und als Leiter des Tesla-Kontrollgremiums tätig. Doch auch wenn mit Robyn Denholm eine neue, unabhängige Verwaltungsratschefin bei Tesla installiert wurde, hat Musk weiter einen Grossteil der Geschicke seines Unternehmens in den Händen. Er gilt als Gallionsfigur des Konzerns, dessen Strahlkraft viel dazu beigetragen hat, dass die Tesla-Aktie trotz vergleichsweise überschaubarer Geschäftsentwicklung in den vergangenen Jahren an der Börse grosse Erfolge feiern konnte.
Glauben allein reicht nicht
Doch Musk und seine Art der Unternehmensführung ist für Quadir nicht der einzige Grund dafür, wieso die Tesla-Aktie zu den meist geshorteten Anteilsscheinen an der Börse gehört. Sie verweist auch auf die Entwicklung der Erlöse bei Tesla im Zusammenhang mit einem zunehmend von Konkurrenz durchsetztem Marktumfeld: Unternehmen in einem innovativen Umfeld könnten es sich nicht leisten, lange keinen Umsatz zu machen, betont sie. "Alle glauben mit religiösem Eifer daran, dass Aktienkurse mit der Zeit immer steigen", sagt Quadir. "Es ist sehr gefährlich zu glauben, dass die Aktienkurse in die Höhe schiessen würden, wenn man nur lange genug an einer Aktie festhält", zitiert BI aus der Videoübertragung der Banking Konferenz weiter.
Bei Wirecard lag Quadir richtig
Bei dem Finanzdienstleister Wirecard, gegen den Quadir schon lange vor der offiziellen Bekanntgabe von Unregelmässigkeiten wettete, hatte die Shortsellerin den richtigen Riecher. Als die britische "Financial Times" immer wieder Vorwürfe gegen den ehemaligen DAX-Konzern veröffentlichte, erklärte Quadir, sie sei "fasziniert von Unternehmen, die über einen langen Zeitraum glaubwürdigen Anschuldigungen ausgesetzt sind, aber immer irgendwie davonkommen". Bei Wirecard sei dies bereits seit einem Jahrzehnt der Fall. Damals riet sie Wirecard-Anlegern, ein genaues Auge auf die "Kernkompetenzen von Wirecard und die in diesem Jahrzehnt gemeldeten Erfolge" zu haben und "sich zu fragen, ob das zusammenpasst". "Was zu gut ist, um wahr zu sein, ist normalerweise nicht wahr", so Quadir weiter.
Inzwischen ist der Fall Wirecard als eine der grössten Finanzskandale in die Geschichte eingegangen. Das Unternehmen wird abgewickelt, filetiert und in Einzelteilen verkauft. Einer der mutmasslich Verantwortlichen für einen der grössten Fälle von Wirtschaftskriminalität, der ehemalige Wirecard-Manager Jan Marsalek, ist seit mehr als einem Jahr auf der Flucht, um einer möglichen Strafe zu entgehen.
Die Wirecard-Aktie, die zu Hochzeiten fast 200 Euro gekostet hat, wird heute für rund 0,36 Euro gehandelt. Ein Absturz, der sich für Shortseller wie Quadir gelohnt hat.
Redaktion finanzen.ch
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