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Aktienfavoriten 03.05.2022 23:03:00

Vermögensverwalter Mojmir Hlinka: "Schweizer Aktienmarkt ist Favorit für Outperformance"

Vermögensverwalter Mojmir Hlinka:

Waren die Aktien laut Mojmir Hlinka schon im Niedrigzinsmarkt der letzten Jahre die Gewinner, seien sie durch die Pandemie und den Ukraine-Krieg sogar nahezu alternativlos geworden.

• Aktien sind die Gewinner des Niedrigzinsmarktes
• Dividenden-Aktien lohnen immer einen Blick
• Der Experte bleibt trotz Kurskorrekturen bullish für den Schweizer Aktienmarkt

Durch pandemiebedingte wirtschaftliche Schwierigkeiten, vor allem Lieferkettenprobleme, kommt es zu dramatisch steigenden Energiepreisen. Der Öl- und der Gaspreis belasten Wirtschaft und Verbraucherpreise.
Von den Schweizer Big Caps, wie Novartis und Roche hält sich Mojmir Hlinka, CEO des Schweizer Vermögensverwalter AGFIF, fern, da die Pharmariesen zwar ein sicherer Hafen für Anleger seien, jedoch wenig Wachstum versprächen. Ebenso hält er es mit den Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse.
Die zweitgrösste Bank der Schweiz hatte zuletzt negative Schlagzeilen mit einem erneuten Quartalsverlust und weiteren Rückstellungen gemacht. Der Experte kommentierte dies auf Twitter mit "Wie schlecht ist das denn?"

Im Interview mit Cash betont er, dass er weder in der Vergangenheit noch zukünftig in Grossbanken investiere und für die Credit Suisse, obwohl "to big to fail", noch weitere Katastrophen kommen sehe.

Kurskorrekturen im Schweizer Aktienmarkt

Dennoch gab es auch am Schweizer Aktienmarkt einige hoch bewertete Papiere, die eine Korrektur erfahren haben, etwa im Bereich der Halbleiter. Die Halbleiter-Aktien waren in den Pandemiejahren 2020 und 2021 hoch bewertet, sind nun aber unter Druck geraten. Zwei der führenden Schweizer Unternehmen der Branche, Inficon und VAT haben eine Kurskorrektur erfahren. Beide CEOs verneinen laut the market bei der jeweiligen Präsentation der Quartalsergebnisse, dass es in ihrem Unternehmen bereits Überkapazitäten gibt und der Super-Zyklus der Branche bald enden könnte. Lukas Winkler von Inficon sieht frühestens in zwei Jahren einen Abschwung für die Branche und sein Unternehmen. Auch Vermögensverwalter Hlinka bleibt bullish für die Schweizer Halbleiter-Unternehmen und ist sicher, dass die Berichtssaison noch einigen Auftrieb geben wird.

Die Halbleiter-Branche zeichnete sich in den letzten beiden Jahren durch anhaltend steigende Umsätze, hohe Gewinne sowie gute Wachstumsprognosen aus und hatte den Anlegern Freude bereitet. Die Gründe für die Kurskorrekturen sind demnach vielmehr in der makroökonomischen Situation und nicht innerhalb der Unternehmen zu suchen: Lieferkettenprobleme, geopolitische Risiken wie der Konflikt zwischen China und Taiwan und eben steigende Zinsen. Eine Abzinsung trifft die zukünftigen Gewinne der hoch bewerteten Technologie-Unternehmen. Der von cash.ch befragte Analyst Robin Seydoux von Research Partners sieht die Aktie von VAT nach der Kurskorrektur im langjährigen Durchschnitt angekommen, die Aktie habe nun immer noch ein KGV von 43. Hlinka hält die Bewertung ebenfalls aufgrund der speziellen Nischen-Ausrichtung des Unternehmens für realistisch.

Bewertung Schweizer Aktien und Dividenden

Die Präsentation der Quartalszahlen der Schweizer Unternehmen kommentierte Mojmir Hlinka in letzter Zeit mehrheitlich mit dem "Daumen hoch"- Button, so etwa für den Pharmazulieferer Bachem, dessen Aktienkurs seit dem Hoch im August 2021 zuletzt massive Abschläge zu verzeichnen hatte. Der Verbundwerkstoff-Spezialist Gurit befindet sich Hlinkas Einschätzung nach in einer Turnaround-Phase. Nach umfangreicher Umstrukturierung konzentriert sich das Unternehmen auf die Windkraft.

Am Beispiel der Swiss Re zeigt Hlinka, dass sich starke Dividenden-Aktien auch in schwierigen Zeiten auszahlen. Der Kurs des Versicherers ist zwar auf das Niveau von 2013 zurückgefallen, die Dividenden sind jedoch jedes Jahr gestiegen, im April wurden 6,54 Prozent Dividendenrendite an die Anleger ausgezahlt. Auch der Maschinenhersteller Schweiter ist bekannt für seine gute Dividendenrendite, für 2021 zahlt das Unternehmen 2,96 Prozent.
Auch bei den weniger im Vordergrund stehenden Schweizer Dividenden-Titeln gebe es einige, die sein Interesse weckten: Das Handelsunternehmen Valora hat nach 2019 erstmals wieder eine Dividende ausgeschüttet, was sich positiv auf den Aktienkurs ausgewirkt hat. Weitere solide Dividenden-Papiere nennt der Experte den Mobilfunkanbieter Mobilezone und das Zürcher Kreditinstitut Cembra Money Bank. "Ein mehr als solides Zahlenwerk" attestiert Hlinka Kühne+Nagel auf Twitter.

Weltwirtschaft und Schweizer Aktienmarkt

Nach langer Pause steigt nun die Inflation in Amerika so rapide, dass die US-Notenbank die Geldpolitik strafft und gegensteuert, um eine Rezession zu verhindern. Allerdings weist Mojmir Hlinka darauf hin, dass es sich bei der Zinsanhebung durch die Fed lediglich um "Trippelschritte" handle, einem maximalen Zinsniveau von 1,75 Prozent bis Ende des Jahres. Die von der US-Notenbank angestrebte Inflation von rund vier Prozentpunkten und einem Leitzins von unter zwei Prozent bedeuten immer noch einen negativen Realzins. So komme es lediglich zu einer inflationsbedingten Verschiebung zum Nachteil der Sparer. Die Aktien mache dies noch attraktiver. Weder in der EU durch die Europäische Zentralbank und schon gar nicht in der Schweiz werde es laut Mojmir Hlinka zu einer schnellen Zinserhöhung kommen, allein die Staatsverschuldung spreche dagegen.

Unterm Strich ist Mojmir Hlinka bullish für den Schweizer Aktienmarkt und prognostiziert eine Outperformance für 2022: Die Kursverluste einiger Schweizer Unternehmen seien zu grossen Teilen auf die weltwirtschaftliche Lage und geopolitische Risiken zurückzuführen. Die Berichtssaison zeigt, wie gut die einzelnen Unternehmen dastehen und kann die Kurse beflügeln. Ein stabiler Franken und niedrige Zinsen böten dem Aktienmarkt alles, was sich Anleger wünschen.

Redaktion finanzen.ch

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