Schwieriges Umfeld |
14.02.2023 21:37:00
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Was Vontobels enttäuschende Zahlen mit der britischen Regierung zu tun haben
Erst in der letzten Woche legte die Bank Vontobel die Zahlen zum Geschäftsjahr 2022 vor. Das Ergebnis fiel enttäuschend aus, da Milliarden Franken an Kundengeldern verloren gingen. Daran ist auch die britische Regierung nicht ganz unschuldig.
• Chaos um Truss-Pläne trägt zu Verlusten bei
• Kunden meiden hohe Risiken
Das Jahr 2022 ging für die Bank Vontobel mit einem Gewinnrückgang einher. So lag der Reingewinn mit 229,8 Millionen Franken 40 Prozent unter dem Rekordergebnis, welches noch im Vorjahr erreicht werden konnte.
Vontobel selbst sprach in dem Kontext "aussergewöhnlicher Märkte" jedoch von "zufriedenstellenden" Zahlen, wie dem Geschäftsbericht zu entnehmen ist. Dennoch sind für das laufende Jahr Kosteneinsparungen geplant. Die Dividende wurde unverändert bei 3 Franken belassen.
Das verwaltete Vermögen schrumpfte im Vergleich zum Vorjahr um 16 Prozent auf 204 Milliarden Franken, daneben verlor die Bank 5,2 Milliarden Franken an Kundengeldern. Zum Vergleich: Im Vorjahr stand hier noch ein Plus von 8,1 Milliarden Franken in den Büchern des Finanzdienstleisters.
Schwieriges Marktumfeld belastet
Dass zahlreiche Kunden bei Investitionen im vergangenen Jahr vorsichtiger wurden, dürfte vor allem dem allgemein unsicheren Marktumfeld geschuldet sein, welches 2022 durch eine hohe Inflation, steigende Zinsen, zunehmende Energiepreise und geopolitische Konflikte geprägt war. Dies hat sich insbesondere bei dem Geschäft mit institutionellen Kunden bemerkbar gemacht. Hier sei das Geschäft 2022 um 10,6 Milliarden Franken zurückgegangen. Auch das neue Jahr stuft die Bank als "herausfordernd" ein.
Chaos in der britischen Regierung trägt zu Vontobel-Verlusten bei
Doch das allgemein schwierige Umfeld ist nicht der einzige Grund, warum der Bank Vontobel 2022 so viel Geld verloren ging. Im Speziellen war es nämlich auch das Wirtschaftsdebakel der britischen Regierung, angeführt von Kurzzeit-Premierministerin Liz Truss, welches einen Beitrag dazu leistete. Denn ein bedeutender Teil der Verluste geht auf die britische Vontobel-Tochter TwentyFour zurück, die sich auf festverzinsliche Wertpapiere spezialisiert hat und in London und New York ansässig ist.
Truss hatte in ihrer lediglich 45 Tage andauernden Amtszeit schwere Turbulenzen an den britischen Märkten ausgelöst. So hatte die ehemalige Premierministerin ein milliardenschweres schuldenfinanziertes Steuersenkungspaket angekündigt, welches insbesondere wohlhabende Menschen sowie Investoren und Banker begünstigt hätte - und das in Zeiten von extrem hoher Inflation und steigenden Rezessionssorgen. Auch wenn die Massnahmen die Wirtschaft ankurbeln sollten, reagierten die Märkte mit einem Beben, bei dem Anleger in Scharen aus ihren Investments flohen, das britische Pfund sowie britische Staatsanleihen einbrachen und die Bank of England schliesslich eingreifen musste, um für Stabilisierung zu sorgen. Auch wenn Truss wenig später von ihrem Vorhaben zurückruderte, war das Vertrauen in die Regierung verschwunden, der Rücktritt liess nicht lange auf sich warten.
Das Truss-Debakel kostete Vontobel viel Geld. Denn wie Vontobel-CEO Zeno Staub laut der Handelszeitung verlautete, hätten Kunden insbesondere hier Gelder abgezogen: "Insgesamt haben Investoren Risiken aus ihren Investments genommen und mieden Hochzins-Anleihen und lange Laufzeiten." Er zeigt sich jedoch zuversichtlich, dass diese Entwicklung bald ihren Höhepunkt erreicht und sich dann wieder normalisieren dürfte.
Vontobels Zugpferd Asset Management fällt zurück
Wie der Geschäftsbericht Vontobels zeigt, hat 2022 ein neues Zugpferd dafür gesorgt, dass der Gewinn nicht noch stärker zurückging. Während in der Vergangenheit insbesondere der Bereich Asset Management, der grosse Kunden wie Pensionskassen und Versicherungen umfasst, für gute Erträge sorgte, war es im vergangenen Jahr insbesondere die Vermögensverwaltung von wohlhabenden Privatpersonen, genannt Wealth Management, die neue Kundengelder anziehen konnte. Auch wenn dies insgesamt nicht ausreichte, um die Abflüsse aus dem Asset Management wieder auszugleichen. Enttäuschend entwickelte sich die Sparte Digital Investing, die unter anderem Hebelprodukte umfasst, welche 2022 jedoch stark an Beliebtheit einbüssten.
Das herausfordernde Umfeld hat auch Zeno selbst zu spüren bekommen, so fällt seine Vergütung für 2022 deutlich tiefer aus, nämlich lediglich 2,45 Millionen Franken, statt 4,35 Millionen Franken im Vorjahr.
Redaktion finanzen.ch
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