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Euro am Sonntag erklärt 02.09.2017 10:19:00

Bitcoins & Blockchain: Wie Sie hier real Geld verdienen

Bitcoins & Blockchain: Wie Sie hier real Geld verdienen

Die neue Technologie verspricht, die Finanzwelt zu ­revolutionieren - daran ändern auch Hackerangriffe nichts. Banken tüfteln an einem Netzwerk, das mehr kann, als Geld zu transferieren.

Goldman Sachs Group
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von Birgit Haas, Euro am Sonntag

Mit Sorge schauen derzeit Energieunternehmen auf die President Street in Brooklyn, New York. Hier versorgen sich die Bewohner über Solarpanels auf den Dächern ihrer Reihenhäuser selbst mit Strom. So weit nichts Besonderes. Sie verkaufen die selbst erzeugte Energie jedoch auch an ihre Nachbarn weiter - ohne örtliche Stromversorger als Vermittler. Diese sind in Alarmstimmung: Das Projekt macht ihre Leistung überflüssig.

Die Bewohner der President Street sind nicht nur Nachbarn, sie sind auch Teil eines digitalen Netzwerks, das alle Stromverkäufe, Daten, Rechnungen und Zahlungen verschlüsselt, speichert und damit protokolliert. Neue Transaktionen zwischen den derzeit nur zehn Teilnehmern werden einfach einer Kette aus Daten hinzugefügt. Dass die Daten auf allen Computern im Netzwerk gespeichert sind, soll Tricksereien vorbeugen. Die Technologie des Netzwerks heißt Blockchain - und sie treibt die Bankenwelt weit mehr um als Energieversorger.

Transparent und sicher

Blockchain ist bekannt als das System, das hinter der digitalen Währung Bitcoin steht. Eine auf Kryptografie basierende Währung, deren Zweck der anonyme Entwickler unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto 2008 so beschrieb: "Mit einer elektronischen Währung, bei der kein Vertrauen in Mittelsmänner ­nötig ist, kann Geld sicher und mühelos transferiert werden." Zwar sind Bitcoins in den vergangenen Jahren durch Hackerangriffe, wegen Spekulationen und als Schwarzmarktwährung in Verruf geraten. Doch die Idee birgt das Potenzial, die Banken überflüssig zu machen.

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Jörn Tobias, Produktmanager für Europa bei der State Street Bank in München, meint, dass Blockchain das Bankgeschäft künftig nicht nur verändern, sondern verbessern wird. "Die Technologie bringt Attribute mit sich, die eine viel effizientere und kostengünstigere Abwicklung gewährleisten könnte."

Über die Kombination eines privaten mit einem öffentlichen Schlüssel bleiben die Netzwerkteilnehmer anonym. Dennoch ist jede Transaktion für alle nachvollziehbar und damit transparent. Das könnte auch die Arbeit der Aufsichtsbehörden künftig erleichtern, sagt Tobias. Da jeder Datensatz mit einem anderen in der Kette verknüpft ist, lässt sich keine Trans­aktion rückgängig machen. Dass der Datensatz dezentral auf allen Rechnern im Netzwerk gespeichert ist, soll die Sicherheit des Ganzen gewährleisten.

Angriffe auf die Schnittstelle

Was aber hat es dann mit den jüngsten Berichten über Hacker auf sich, die Bitcoins im Wert von 53 Millionen Dollar in der Blockchain erbeuten konnten? "Die Sicherheitslücken sind nicht in der Blockchain-Technologie zu finden", sagt Tobias. Schwachstelle sei die Schnittstelle zwischen Netzwerk und Nutzern.

Die Banken zeigen sich also von den Vorteilen überzeugt und erhoffen sich von der Technologie, dass die oft millionen- oder gar milliardenschweren Handelsgeschäfte der Finanzwelt künftig schneller und effizienter ablaufen, etwa weil die Hinterlegung von Sicherheiten bei Geschäften wegfallen kann.

Allerdings müssten sich zuvor noch alle über die Konditionen einig werden - genau daran arbeitet ein internationales Konsortium aus 42 Banken. Neben State Street sind auch Akteure wie Goldman Sachs, UBS und die Deutsche Bank an dem Projekt namens R3CEV beteiligt.

"Die Technologie ist bisher nur Potenzial, die Versuche befinden sich noch im Experimentierstadium", sagt Tobias. Allerdings können über Corda, so der Name des Systems, an dem R3CEV tüftelt, bereits Forderungen und Beglaubigungsschreiben übertragen werden. R3CEV-Chef David Rutter sagt: "Unsere Versuche haben bewiesen, dass die von Blockchain inspirierte Technik, die wir für die Corda-­Plattform verwenden, der Schlüssel ist, um den Handel für den modernen Finanzmarkt fit zu machen." 15 Banken des Projekts hätten sich bereits auf einheitliche Standards für geschäftliche Transaktionen geeinigt.

Corda kombiniert als geschlossenes Netzwerk den Datentransfer zwischen den Teilnehmern mit Smart Contracts (siehe Glossar). Diese intelligenten Verträge prüfen, ob sich der Geschäftspartner an die Bedingungen halten kann. Nur wenn das zutrifft, wird der Vertrag, etwa über einen Aktienkauf, gültig.

Das vom russischen IT-Profi Vitalik Buterin entwickelte öffentliche Netzwerk Ethereum ­erlaubt Smart Contracts auch ­außerhalb der Bankenwelt. Visio­näre skizzieren etwa Auto­leasingverträge, die ein Auto sperren, falls die Leasing­rate nicht bezahlt wurde.

Einzug in den Alltag

Jörn Tobias von State Street rechnet damit, dass in fünf bis zehn Jahren die Weiterentwicklungen der Blockchain, die sich unter dem Oberbegriff Distributed Ledgers (siehe Glossar) zusammenfassen lassen, Einzug in den Alltag finden werden. ­Goldman Sachs bezeichnet die Technologie in einer Studie als Megatrend für die Zukunft des Finanzwesens.

Risikokapitalgeber, darunter Unternehmen wie Microsoft, IBM, Cisco, Samsung, Intel und die Linux Foundation, investieren bereits enorme Summen: Voriges Jahr sind 474 Millionen Dollar in entsprechende Start-ups geflossen, 60 Prozent mehr als im Jahr davor.

Investor-Info

Solactive-Fintech-Zertifikat
Investment in die Zukunft

Investitionen in die Blockchain-Technologie sind riskant, die Start-ups sind von einem Börsengang noch weit entfernt. Bis sie in Branchenindizes wie im Solactive Fintech ­auftauchen, wird es also noch ein bisschen dauern. Der Index, auf den es ein Zertifikat von UBS gibt, enthält 20 Titel, die meisten ­davon aus den USA. Nur für Risikobereite.

Bitcoin Group
Aktie statt Kryptowährung

Bitcoins, Litecoins, Ether - Investments in ­digitale Währungen sind extrem schwankungs­anfällig und, wie jüngste Hacker­attacken zeigen, auch unsicher. Wer sich vom Boom um die Kryptowährungen dennoch einen Gewinn verspricht, kann über die Aktie der Bitcoin Group in den einzigen in Deutschland zugelassenen Handelsplatz für Bitcoins ­investieren. Die Bitcoin Group versteht sich auch als Risikokapitalgeber. Hochspekulativ.

Glossar

Blockchain (englisch für Blockkette) wird eine verteilte Datenbank genannt, die eine erweiterbare Liste von Datensätzen enthält. Die Sicherung gegen nachträgliche Mani­pulation erfolgt durch Speicherung der (kryptografischen) Prüfsumme des voran­gehenden Datensatzes im nachfolgenden.
Distributed Ledger ist die (Blockchain) übergeordnete Technologie. Beispiele sind Ethereum mit der digitalen Währung Ether oder das von Linux entwickelte Hyperledger.
Smart Contract Intelligente Verträge überwachen die Ausführung einer Trans­aktion und lösen auch Schritte aus. Die schriftliche ­Fixierung eines Vertrags wird überflüssig, die Sicherheit wird erhöht. Gespeichert in der Datenkette kontrollieren sie etwa, ob der Käufer bei Handelsgeschäften zahlen kann.

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Bildquelle: GeniusKp / Shutterstock.com,Grasko / Shutterstock.com,Bad Man Production / Shutterstock.com

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