Debt-for-Nature-Swap |
23.05.2023 23:13:00
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Trotz unklarer Zukunft: Credit Suisse bemüht sich offenbar weiter um ESG-Deals
Auch wenn die gestrauchelte Grossbank Credit Suisse von ihrer Konkurrentin UBS gerettet werden musste, ist sie nicht bereit, ihre Führungsposition im Bereich ESG allzu bald aufzugeben. Stattdessen begibt sich das Finanzinstitut aktiv auf die Suche nach neuen Deals im Bereich ESG-Finanzierung.
• ESG-Deals sollen trotz ungewisser Zukunft weiter ausgebaut werden
• Zahlreiche Länder an Debt-for-Nature-Swaps interessiert
Erst kürzlich sorgte die Schweizer Bank Credit Suisse mit der Meldung für Furore, inmitten der ungewissen Zukunft Anleihen im Milliardenwert erwerben zu wollen. Es handelte sich dabei um ecuadorianische Anleihen im Wert von 1,63 Milliarden US-Dollar, die von Anlegern zurückgekauft werden sollten. Auf diese Weise wird der Schuldendienst der Regierung Ecuadors verringert und die frei gewordenen Mittel sollen im Gegenzug in den Naturschutz, in diesem Fall auf den Galápagos-Inseln, fliessen.
Bei einem solchen Geschäft handelt es sich um einen sogenannten Debt-for-Nature-Swap. Es werden also Schulden im Gegenzug für den Naturschutz getauscht. So gab die Credit Suisse bekannt, ecuadorianische Staatsanleihen zu einem kräftigen Abschlag aufzukaufen. Die Bonds verfügen dabei über eine Laufzeit bis 2030, 2035 und 2040, wofür die Bank zwischen 53,25 Prozent und 35,5 Prozent des Emissionspreises ausgibt. Die Credit Suisse selbst finanzierte den Deal über die Ausgabe von Bonds, die in Verbindung mit dem Schutz der Meere stehen.
Bei solchen Tauschgeschäften werden die Interessen von Entwicklungsländern, sich zu entschulden, und Industrieländern, den Erhalt natürlicher Ressourcen zu unterstützen, miteinander verbunden. Erdacht wurde das Konzept schon Ende der 1980er-Jahre. Wie Bloomberg schreibt, hätte sich die Credit Suisse in diesem Bereich bereits als Pionier hervorgetan und den Markt bisher angeführt.
Unsichere Zukunft der Credit Suisse nach UBS-Übernahme
Dies soll sich offenbar auch nach den jüngsten Problem und der notgedrungenen Fusion mit der Schweizer Rivalin UBS nicht ändern, auch wenn die Bank damit einer ungewissen Zukunft entgegenblickt. Das sagt zumindest Ramzi Issa, globaler Leiter für die Strukturierung von Kredit-Investor-Produkten bei der Credit Suisse im Interview mit Bloomberg. So plane die Bank das Geschäft mit den Debt-for-Nature-Swaps weiter auszubauen. Der Deal mit Ecuador stellte den bisher grössten Deal der Bank im ESG-Bereich dar. In der Vergangenheit hat die CS jedoch auch schon ähnliche Übereinkünfte mit Barbados und Belize getroffen. Insgesamt, so Issa, habe man "rund 2,3 Milliarden US-Dollar an Schulden getilgt und diese durch etwa 1,2 Milliarden US-Dollar an neuen Finanzierungen ersetzt. Das hat also grosse Auswirkungen, gerade auf der fiskalischen Seite. Auf der Umweltseite sprechen wir von einer Finanzierung in Höhe von 680 Millionen US-Dollar für den Meeresschutz, die es vorher einfach nicht gab."
Suche nach weiteren Deals
Nun suche man nach weiteren Gelegenheiten in diesem Bereich. Der Credit Suisse-Profi sei dabei "sehr optimistisch" eingestellt. Dabei dürfte unklar sein, wie die Zukunft der Credit Suisse tatsächlich aussehen wird. Erst kürzlich berichtete die Financial Times, dass die Integration der Credit Suisse-Investmentbank bei der UBS zur Priorität gemacht werden solle, genauso wie die Beschleunigung der Kostensenkungen. Dabei sei geplant einen grossen Teil der CS-Investmentbank abzubauen, was dementsprechend mit einem grossen Verlust von Stellen einhergehe. Auf der anderen Seite gibt es einige Top-Manager, die im Zuge der Krise der Grossbank das sinkende Schiff bereits verlassen haben. Das betreffe laut Bloomberg auch eine Reihe von ESG-Bankern der Credit Suisse.
Das hält Issa jedoch nicht davon ab, sich nach weiteren Deals umzusehen, die künftig nicht nur den Fokus auf den Meeresschutz haben sollen, sondern auch an Land zum Naturschutz beitragen sollen.
Zahlreiche Länder interessiert
Die Chancen in dem Debt-for-Nature-Swaps seien gross, schliesslich könne sich theoretisch jedes Land mit wertvollem Ökosystem, welches über Staatsanleihen verfügt, die mit einem Abschlag gehandelt werden und welches Zugang zu Kreditunterstützung durch Entwicklungsbanken hat, solche Tauschgeschäfte in Anspruch nehmen, meint Aqua Blue Investments-Experte Rob Weary laut der Nachrichtenagentur. So gibt es zahlreiche Länder, die sich für diese Art von Finanzierungsmöglichkeiten interessieren. Bloomberg nennt hier als Beispiele unter anderem Gambia, Kolumbien, Pakistan, Suriname, Sri Lanka oder Kenia.
Es gibt jedoch auch kritische Stimmen zu den Debt-for-Nature-Swaps. So argumentieren Non-Profit-Organisationen und auch einige Finanzanalysten, dass die Tauschgeschäfte nun durch die Privatwirtschaft abgewickelt würden, statt sie durch die Öffentlichkeit oder philanthropische Finanzstrukturen zu organisieren. Wie so oft bei ESG-Produkten ist ausserdem nicht immer klar erkennbar, inwiefern die Einnahmen aus den Tauschgeschäften tatsächlich beim Naturschutz landen. Die Kriterien für ein solches Label sind nicht immer offensichtlich, wobei Ramzi Issa zu bedenken gibt, dass die institutionellen Investoren, die in eine solche Transaktionen involviert sind über volle Transparenz verfügen. Darüber hinaus versuche man mit jedem Deal besser zu werden: "Wenn man mehr Transaktionen macht, ist es wahrscheinlich nicht das richtige, immer und immer wieder dasselbe zu machen. Du lernst und versucht auf deinem Weg Verbesserungen durchzuführen", so Issa gegenüber Bloomberg.
Redaktion finanzen.ch
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