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Fed im Fokus 30.10.2022 14:48:00

Darum ist Gold in der aktuellen Krise kein "sicherer Hafen"

Darum ist Gold in der aktuellen Krise kein

Gold gilt eigentlich als Krisen-Asset schlechthin. Doch trotz derzeit enormer Unsicherheiten hat das gelbe Edelmetall seit Jahresbeginn deutlich an Wert eingebüsst. Was steckt dahinter?

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Geldpolitik der Fed beeinflusst Goldpreis

Geopolitische Spannungen - allen voran der Ukrainekrieg - und volatile Märkte bieten derzeit eigentlich gute Voraussetzungen für einen anziehenden Goldpreis. Schliesslich gilt Gold unter Anlegern als "sicherer Hafen" in stürmischen Zeiten. Umso mehr verwundert es, dass der Preis für eine Feinunze seit dem Jahreswechsel um rund 8,8 Prozent (Stand 26.10.2022) gefallen ist.

Woher kommt also der Ruf als sicherer Hafen?

In der Historie war des Öfteren ein inverser Zusammenhang zwischen Aktien und Gold zu erkennen. So profitierte der Goldpreis etwa vom Ausbruch der Finanzkrise. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Gold viel mit Vertrauen und Emotionen zu tun hat. So hat der Ausbruch der Finanzkrise dazu geführt, dass das Vertrauen in die Notenbanken, für stabile Preise zu sorgen, stark gelitten hat.

Die Notenbanken kontrollieren die umlaufende Geldmenge, der Geldwert wird von Staaten garantiert. Im Gegensatz dazu kann Gold nicht unbegrenzt vermehrt werden - ein wichtiges Kaufargument in unsicheren Zeiten. Letzten Endes hängt der Goldpreis eben von Angebot und Nachfrage ab. Wenn viele Anleger Gold kaufen, weil sie anderen Anlageformen nicht mehr vertrauen, so muss der Wert zwangsläufig steigen. Die Psychologie spielt beim Goldpreis eine entscheidende Rolle.

Anleiherendite im Fokus

Ein entscheidender Unterschied zwischen der derzeitigen Situation und der Finanzkrise in 2008 besteht jedoch darin, dass die US-Notenbank aktuell aufgrund der ausufernden Inflation sehr aggressiv die geldpolitischen Zügel strafft. So wurde der Leitzins in mehreren grossen Schritten auf inzwischen 3,00 bis 3,25 Prozent angehoben. Dies wirkt sich enorm auf den US-Anleihemarkt aus, und zwar derart, dass die Rendite fünf- und zehnjähriger US-Staatsanleihen auf ein 15-Jahreshoch kletterten.

Vor dem Hintergrund dieser steigenden Opportunitätskosten verliert Gold gegenüber Staatsanleihen, die im Vergleich zu Aktien ebenfalls als relativ sicher gelten, an Attraktivität. Unter Opportunitätskosten versteht man umgangssprachlich die entgangenen Gewinne, wenn eine Möglichkeit nicht wahrgenommen wird. In diesem Fall bedeutet es, dass den Anlegern zunehmend interessanter werdende Renditen entgehen, wenn sie statt in US-Treasuries lieber in Gold, das hingegen keine Zinsen abwirft, investieren.

"Der Schlüsselfaktor war der Renditeanstieg um rund 20 Basispunkte bei zehnjähren US-Staatsanleihen, nachdem Hinweise auf eine unerwartet hartnäckige Inflation darauf hindeuteten, dass die Fed weiterhin in einer falkenhaften Stimmung bleiben wird", erklärte laut "MarketWatch" Caroline Bain, die oberste Rohstoffexpertin von Capital Economics, die schwache Performance von Gold in diesem Jahr.

Starker US-Dollar

Auch der derzeit starke Greenback trägt dazu bei, dass sich Gold derzeit keiner allzu grossen Beliebtheit erfreut. So konnte der US-Dollar-Index, der die Stärke der US-Währung im Vergleich zu einem Korb aus sechs anderen Währungen misst, seit Jahresbeginn um rund 14 Prozent (Stand: 26.10.2022) zulegen. Da Gold grundsätzlich in Dollar gehandelt wird, macht ein starker Greenback das gelben Edelmetall für Käufer ausserhalb des Dollar-Währungsraums teurer und damit unattraktiver.

Schwacher Ausblick

Derzeit geht die überwiegende Mehrheit der Marktteilnehmer davon aus, dass die US-Währungshüter bei ihrer nächsten Sitzung im November erneut eine grosse Leitzinssteigerung um 75 Basispunkte beschliessen werden. Für die Zeit danach hoffen dann aber einige, dass die Fed zu kleineren Zinserhöhungsschritten übergehen wird.

John Higgins sieht angesichts dessen kurzfristig noch weiteren Abwärtsspielraum für den Goldpreis. "Wir prognostizieren, dass es [das Gold; Anmerkung der Redaktion] das Jahr ungefähr bei seinem derzeitigen Niveau beenden wird, und es im kommenden Jahr, wenn die Fed ihren Kurs ändert und die realen Renditen zurückgehen, wieder etwas zulegen wird. Unsere Schätzungen zum Jahresende 2022 und 2023 belaufen sich auf 1'650 und 1'700 Dollar pro Feinunze", zitiert MarketWatch den Chefökonom Märkte beim Beratungsunternehmen für Wirtschaftsforschung Capital Economics.

Redaktion finanzen.ch

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