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SNB im Zugzwang 22.04.2020 21:43:00

Anleihemärkte im Blick: Kommt bald die Leitzinssenkung in der Schweiz?

Anleihemärkte im Blick: Kommt bald die Leitzinssenkung in der Schweiz?

Anleger richten ihr Augenmerk derzeit auf die Anleihenmärkte. Droht hierzulande jetzt die erste Leitzinssenkung seit fünf Jahren? Experten sind sich uneins.

• Letzte Leitzinssenkung zeigte ähnliche Situation am Anleihenmarkt
• Experten über SNB-Zinspolitik uneins
• Währungshüter unter Druck

Es war ein Paukenschlag im Januar 2015, als die Schweizerische Nationalbank nicht nur den Franken-Mindestkurs zum Euro aufgab, sondern auch den Zins für Bankeinlagen weiter ins Negative absenkte. Ein Signal am Rentenmarkt, das der Aktion der Notenbank vorausgegangen war, ist auch aktuell wieder zu sehen. Kommt nun erneut eine Leitzinssenkung in der Schweiz?

Frankenstärke offenbar kaum einzudämmen

Der Spread zwischen den Renditen von Schweizer und deutschen Anleihen hat sich letzte Woche verflüchtigt. Diese Situation ähnelt der von 2015, als die SNB mit einer Senkungen des Einlagensatzes für Bankeinlagen um 0,5 Prozentpunkte auf -0,75 Prozent reagierte, schreibt Bloomberg.

Hinzu kommt die starke einheimische Währung: Die Versuche der Währungshüter, die Frankenstärke einzudämmen, seien noch nicht abgeschlossen. Erst in der vergangenen Woche hatte der Franken zum Euro ein Fünfjahreshoch erreicht. Zeitgleich lasten Folgen der Coronavirus-Pandemie massiv auf den Märkten, was einige Beobachter offenbar dazu veranlasst zu glauben, die Schweizerische Nationalbank könne eine Zinssenkung in Betracht ziehen.

Senkt die SNB die Leitzinsen?

Die aktuelle Lage - sowohl an den Anleihen- als auch an den Devisenmärkten - verbunden mit dem wirtschaftlichen Schock durch die COVID-19-Krise bringt die Währungshüter zunehmend unter Handlungsdruck. "Der nächste Schritt der SNB wäre logischerweise, die Zinsen angesichts des wirtschaftlichen Schocks in Europa und den USA noch weiter zu senken", zitiert Bloomberg Sebastien Galy, Senior-Makro-Stratege bei Nordea Investment Funds SA.

Doch eine Leitzinssenkung würde Probleme an anderer Stelle schaffen, denn bereits jetzt belasten negative Zinssätze die Gewinnmargen in der Schweizer Bankenbranche. Das sieht auch David Marmet, Ökonom bei der Zürcher Kantonalbank, offenbar ähnlich: "Wir sind der Meinung, dass sie nichts tun werden", so der Experte im Hinblick auf eine mögliche Änderung der Zinspolitik der Schweizerischen Nationalbank. Eine Kürzung könnte die Befürchtungen der Öffentlichkeit verstärken, negative Zinssätze auf ihren Sparkonten zahlen zu müssen, wird der Experte bei Bloomberg zitiert. "Ich denke, sie werden warten und hoffen, dass sich die Finanzpolitik auswirkt."

Leitzinssenkung kein Tabu

Tatsächlich ist eine Leitzinssenkung durch die SNB aber durchaus kein Tabu. Schon im Herbst vergangenen Jahres hatten die Währungshüter signalisiert, notfalls zu einer weiteren Zinssenkung bereit zu sein. Der Präsident der Schweizerischen Nationalbank, Thomas Jordan, hatte im November betont: "Die Phase der tiefen Zinsen könnte noch länger anhalten, und auch eine weitere Lockerung der Geldpolitik ist unter Umständen notwendig. Unser Spielraum beim Zins ist nicht unbeschränkt, aber wir haben durchaus die Möglichkeit für weitere Senkungen."

Inzwischen hat sich die Lage der Weltwirtschaft massiv verschärft: Global gesehen rechnet der Internationale Währungsfonds mit einer massiven Rezession und auch die Schweizer Wirtschaft kann diese Krise historischen Ausmaßes nicht unbeschadet überstehen. Dass es auch hierzulande eine Rezession geben wird, zweifelt inzwischen kaum noch jemand an. Neben Corona belastet der starke Franken die hiesige Konjunktur zusätzlich. Die Schweiz ist stark exportabhängig, weshalb weltweite Abwärtstendenzen in der Wirtschaft hierzulande ungleich stärker ins Gewicht fallen. Insbesondere die Uhrenindustrie wird die Folgen der Kaufzurückhaltung wohl noch längere Zeit zu spüren bekommen und auch die Nachfrage nach Industriemaschinen könnte deutlich sinken.

Ob dies ausreicht, um die SNB zu einer Senkung des Leitzinses zu bewegen, bleibt abzuwarten. Ausgeschlossen ist ein Zinsschritt nicht, abhängig dürften die Währungshüter eine solche Aktion aber wohl davon machen, wie lange und tief Corona in der Weltwirtschaft Spuren hinterlässt und ob die Frankenstärke mit anderen fiskalpolitischen Massnahmen in den Griff zu bekommen sein wird.

Redaktion finanzen.ch

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