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Geldpolitik im Fokus 21.07.2023 23:07:00

Dreht die US-Notenbank Fed trotz rückläufiger Inflation erneut an der Zinsschraube?

Dreht die US-Notenbank Fed trotz rückläufiger Inflation erneut an der Zinsschraube?

Wie die US-Inflationsdaten für den Monat Juni offenbarten, hat die Teuerung stärker nachgelassen als zuvor erwartet. Zwar ist das erklärte Zwei-Prozent-Ziel der Fed noch nicht erreicht, dennoch fragen sich Marktteilnehmer nun vermehrt, ob die Notenbank an ihren geplanten Leitzinserhöhungen festhalten wird - oder doch nochmal eine Zinspause einlegt.

• US-Inflation geht im Juni stärker zurück als erwartet
Zinserhöhung im Juli weiterhin sehr wahrscheinlich
• Weitere Zinserhöhungen seitens der Fed mit Fragezeichen

Die US-Inflationsdaten für den Monat Juni haben an den Börsen eine Rally ausgelöst. So offenbarten die Daten einen Rückgang der Teuerung auf 3,0 Prozent, was eine weit stärkere Verringerung bedeutete, als zuvor erwartet. Sie fielen gar auf den niedrigsten Stand seit mehr als zwei Jahren. Die Kerninflationsrate (ohne Energie und Lebensmittel) befand sich derweil bei 4,8 Prozent, was ebenso einem Rückgang gegenüber dem Vormonat entsprach und ebenfalls niedriger als erwartet ausfiel.

Die US-Aktienmärkte hatten denn auch gleich mit Erleichterung reagiert, die sich auch noch am Folgetag fortsetzte, nachdem die einen Tag später veröffentlichten US-Erzeugerpreise den Abwärtstrend bestätigten.

Der überraschend starke Rückgang der Teuerung hat das Rätselraten rund um die weitere geldpolitische Strategie der US-Notenbank Fed nochmal befeuert. Denn noch liegen die Inflationsdaten zwar über dem Zwei-Prozent-Ziel der Fed, allerdings ist der abflauende Trend deutlich erkennbar.

Zinserhöhung im Juli ausgemachte Sache

Die nächste Zinssitzung der Fed findet am 25. und 26. Juli statt. Der Konsens am Markt besteht jedoch weiterhin darin, dass es hier eine weitere Zinserhöhung um 25 Basispunkte geben werde. Viel ungewisser ist jedoch, welche Strategie die Notenbank danach anstreben wird. Bisher war nämlich aufgrund verschiedener Aussagen der Notenbanker davon ausgegangen worden, dass es nach der Zinserhöhung im Juli noch eine weitere in 2023 geben werde.

Zuletzt hatte dies Fed-Direktor Waller noch einmal bekräftigt. So meinte der Experte im Rahmen einer Rede in New York, dass die Teuerung in den USA weiterhin nicht unter Kontrolle sei, weshalb er zwei weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr um jeweils 25 Basispunkte unterstütze: "Ich sehe keinen Grund, warum die erste dieser beiden Zinserhöhungen nicht auf unserer Sitzung Ende dieses Monats erfolgen sollte", zitiert ihn die Nachrichtenagentur Reuters. Wann genau der zweite Zinsschritt erfolge, darauf wollte sich Waller jedoch nicht festnageln lassen, auch wenn er persönlich eine weitere Anhebung eher früher als später bevorzugen würde: "Aber diese Entscheidung steht erst in der Zukunft an." Schliesslich würden die Juni-Daten nur eine Momentaufnahme zeigen, nicht jedoch bereits einen Trend erkennen lassen. Schliesslich habe es auch im Sommer 2021 einen Moment gegeben, wo der Preisdruck nachgelassen habe, nur um danach noch stärker wieder anzuziehen.

Wirtschaftsexperten uneinig über weiteres Vorgehen der Fed

Andere Wirtschaftsexperten sind sich jedoch nicht so sicher, dass eine zweite Zinserhöhung tatsächlich noch nötig sein sollte. So meint Jefferies-Ökonom Thomas Simons gegenüber Yahoo Finance: "Wir haben keine starke Überzeugung darüber, was die Fed im September und darüber hinaus wahrscheinlich tun wird." Citigroups Veronica Clark und Andrew Hollenhorst sind von einer Juli-Erhöhung weiterhin überzeugt, könnten sich laut Yahoo Finance jedoch vorstellen, dass eine geplante Erhöhung im September angesichts der neuen Daten auf den November verschoben wird.

Wells Fargo-Analystin Sarah House hingegen ist der Meinung, dass es nach der Zinserhöhung im Juli keine weitere Erhöhung seitens der Fed geben wird. Von dem Gedanken an baldige Zinssenkungen sollten sich Anleger ihrer Ansicht nach jedoch erstmal noch verabschieden: "Angesichts der Tatsache, dass der zugrundeliegende Trend suggeriert, dass die Inflation eher bei 3 Prozent denn bei 2 Prozent verweilen dürfte, ist es unserer Meinung nach sehr weit bis zu Zinssenkungen.", so House gemäss Yahoo Finance.

Wie der Nobelpreisträger und Wirtschaftsexperte Christopher Pissarides gegenüber dem US-Sender CNBC zu verstehen gab, gäbe es seiner Ansicht nach keinen Grund für die Fed weiter an der Zinsschraube zu drehen: "Es braucht Zeit bis diese [geldpolitischen Werkzeuge der Fed, Anmerk. d. Red.] ihre volle Wirkung entfalten. Angesichts der Tatsache, dass sich die Inflation in die richtige Richtung bewegt und die Zinsen hoch sind, würde ich erst einmal abwarten, was als nächstes passiert", so Pissarides in der Sendung "Street Signs Europe" nach Veröffentlichung der US-Inflationsdaten für den Juni.

Jeremy Siegel wiederum geht davon aus, dass die Erhöhung im Juli unabhängig von den jüngsten Daten bereits beschlossene Sache sein dürfte, während anschliessend mögliche Erhöhungen wiederum von künftigen Daten abhängen dürften. Aus diesem Grund sollten Anleger den Verbraucherpreis-Index gut im Auge behalten. Darüber hinaus seien auch Daten zur Entwicklung des BIP im zweiten Quartal wichtige Informationsquellen. Er persönlich, wäre er in der Position der Fed, würde die Zinsen jedoch nicht erneut anheben, da er keine Anzeichen sehe, dass die Teuerung wieder zunehme. Stattdessen sehe er "Stabilität": "Öl hat seinen Halt gefunden, Rohstoffindizes haben sich einigermassen stabilisiert, der Immobilienmarkt hat sich stabilisiert. Ich sehe keinen grossen Aufwärtstrend bei der Inflation.", so Siegel laut CNBC.

Wie die Fed sich jedoch letztlich tatsächlich entscheidet, bleibt abzuwarten.

Redaktion finanzen.ch

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