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Zinspolitik im Fokus 02.01.2025 08:26:00

Zinswende der EZB: Wie stark und zügig wird 2025 gelockert?

Zinswende der EZB: Wie stark und zügig wird 2025 gelockert?

So viel ist sicher: Die Europäische Zentralbank (EZB) wird ihre Zinsen weiter senken. Aber wie schnell und wie weit?

Das hängt von vielen Faktoren ab, deren wichtigste bekannte der wirtschaftspolitische Kurs des neuen US-Präsidenten, die Entwicklungen in der von Russland angegriffenen Ukraine und wohl auch der Ausgang der Regierungskrisen in Deutschland und Frankreich sind. Und natürlich gibt es Einflussgrössen, von denen wir noch gar nichts wissen - die Unwägbarkeiten der Finanzmärkte, Naturkatastrophen, Putsche...

Das bisher aktuellste Update in Sachen EZB kam von ihrer Präsidentin Christine Lagarde: Sie sieht die EZB einerseits kurz davor, den "Sieg" über die Inflation zu erklären. Andererseits warnt sie vor der immer noch hohen Inflation im Dienstleistungssektor und hofft, dass ihr die Versicherer keinen Strich durch die Rechnung machen, indem sie ihre Prämien im Januar 2025 ähnlich stark wie im Januar 2024 anheben.

Die Wortwahl des EZB-Zinsbeschlusses vom 16. Dezember legt den Schluss nahe, dass die EZB keine restriktive Geldpolitik mehr braucht. Das spricht für weitere Zinssenkungen, denn der Leitzins (3,00 Prozent) liegt deutlich über der Inflationsrate (2,3 Prozent). Allerdings gehen die Meinungen im EZB-Rat über das notwendige Tempo und Ausmass von Zinssenkungen ebenso auseinander wie die Meinungen darüber, wo der so genannte Neutralzins liegt, unterhalb dessen die Geldpolitik sogar "akkommodierend" würde.

Eine wichtige Einflussgrösse der Geldpolitik wird die Handelspolitik des neuen US-Präsidenten sein. Kommen die Einfuhrzölle wie angekündigt, würde das nach vorläufiger Einschätzung der EZB zunächst inflationstreibend wirken. Hinsichtlich der längerfristigen Auswirkungen gehen die Meinungen aber auseinander. Wichtig ist zudem, wie die EU auf solche Einfuhrzölle reagiert. Lagarde hat der Kommission mehrfach davon abgeraten, gegen einen so marktmächtigen Akteur wie die USA einfach Vergeltung zu üben.

Auch in Sachen Ukraine-Krieg wird Trump ein grosser Einfluss zugeschrieben. Würde er der Ukraine den Geldhahn abdrehen, wäre Krieg schnell vorbei. Derzeit sieht es danach allerdings nicht aus. Tatsächlich ist aber auch gar nicht klar, was ein "Frieden" mit Gebietsverlusten für die Ukraine makroökonomisch bedeuten würde.

Angesichts dieser Gemengelage spricht einiges dafür, dass die EZB vorerst nicht von dem Grundsatz abgehen wird, über ihre Zinsen von Sitzung zu Sitzung zu entscheiden. Die meisten Analysten rechnen mit "kleinen" Zinsschritten von 25 Basispunkten zumindest bis Ende Juni. Die nächste Zinsentscheidung steht am 30. Januar an.

DJG/hab/kla

DOW JONES

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