Experten-Kolumne |
10.05.2016 11:07:59
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Aktienmarkt: Die Luft wird dünner
Kolumne

Die Konjunkturängste haben etwas nachgelassen. Dies hat den Aktien im April zu einem Anstieg verholfen. Insgesamt sind die Wachstumsaussichten aber weiterhin durchzogen. Chancen bieten die Pharmatiteln.
Mitte April haben die Aktien ihre Erholung fortgesetzt. Begleitet wurde der Anstieg von steigenden Rohstoffpreisen und leicht höheren Zinsen. Das sind typische Anzeichen für Konjunkturoptimismus. Dazu beigetragen haben v.a. gute Wirtschaftszahlen aus China. Der Wermutstropfen: Die Gefahr ist gross, dass die Wachstumsbeschleunigung im Reich der Mitte wenig nachhaltig ist. Denn der Aufschwung ist v.a. auf eine massive Kreditausweitung zurückzuführen. Damit wird eines der grossen Probleme Chinas - die hohe Unternehmensverschuldung - nochmals verschärft. Die längerfristigen Folgen dieser Entwicklung sind potenziell gefährlich. Kurzfristig aber profitierten die Aktienmärkte vom kreditgetriebenen Aufschwung und stiegen in Franken gerechnet um 1% bis 3% an.
Gewinne meist über den tiefen Erwartungen
Ebenfalls geholfen haben die Gewinnausweise der Unternehmen. Sie waren zwar nicht wirklich gut: Für die 50 weltgrössten börsenkotierten Unternehmen resultiert im Vergleich zum Vorjahr ein Gewinnrückgang von 16%. Doch weil die Gewinnschätzungen im Vorfeld deutlich nach unten angepasst wurden, konnten die tiefen Erwartungen übertroffen werden. Die Ausblicke fielen insgesamt zufriedenstellend aus. Auch die vorlaufenden Wirtschaftsindikator deuten darauf hin, dass die Gewinne von zyklischen Unternehmen in den nächsten Monaten von der Konjunktur leichte Unterstützung bekommen werden.
Ölpreis: Positiver Effekt auf Aktien lässt nach
Nachlassen dürfte hingegen der Support durch steigende Ölpreise. Der Preis pro Fass ist bis auf USD 48 angestiegen, obwohl sich Russland, Saudi-Arabien und andere Produzenten nicht auf eine Deckelung der Produktionsmenge einigen konnten. Wir rechnen nicht damit, dass der Preis in den nächsten Quartalen dauerhaft über USD 50 ansteigt. Denn bei Ölpreisen über USD 45 wird die Förderung für viele US-Ölproduzenten wieder rentabel. Sie weiten dann ihre Produktion aus, was den Preis wieder drücken würde. Vor diesem Hintergrund dürfte auch die starke Performance der europäischen Öl- und Gasaktien von einer Konsolidierung abgelöst werden.
Zentralbanken zurückhaltender
Die Stabilisierung der Konjunkturaussichten, Rohstoffpreise und Finanzmärkte hat dazu beigetragen, dass die Zentralbanken nicht noch expansivere Massnahmen ergriffen haben. So hat die japanische Zentralbank eher überraschend keine weiteren Stimuli angekündigt. Und die Fed schätzt die Risiken etwas geringer ein. Falls sich die Konjunktur und die Aktienmärkte weiter erholen, werden Zinserhöhungen wahrscheinlicher.
Dies würde die Aktienmärkte bremsen. Wir rechnen bis Ende Jahr mit einer bis zwei Zinserhöhungen. Die Chance, dass die Aktienerholung zum "Selbstläufer" wird, ist somit gering. Viel wahrscheinlicher erscheint uns eine Seitwärtsbewegung, da sich die positiven und negativen Faktoren in etwa die Waage halten: Die Liquiditätsversorgung durch die Zentralbanken ist üppig, dürfte aber v.a. in den USA leicht abnehmen. Die Gewinnaussichten sind neutral. Die Kurs/Gewinn-Verhältnisse sind hoch, doch Obligationen als Alternative sind noch teurer.
Risiken: Griechenland…
Während China und der Ölpreis als Risikofaktoren in den Hintergrund gerückt sind, macht Griechenland zunehmend wieder negative Schlagzeilen. Um den nächsten Hilfskredit zu erhalten, muss die Regierung die nächsten Spar- und Reformschritte einleiten. Doch dieser Prozess stockt. Ohne neues Geld drohen im Juli Zahlungsschwierigkeiten. Die griechische Regierungskoalition hat einen Anreiz, den Geldgebern entgegenzukommen, denn als Belohnung für Kooperation winken Hilfsgelder und Schuldenerleichterungen, z.B. via Verlängerung der Laufzeit. Und die EuroStaaten wollen einen Zahlungsausfall möglichst verhindern. Der Druck, sich schlussendlich zu einigen, ist deshalb auch in dieser Verhandlungsrunde gross.
…und Spanien
In Spanien ist die Regierungsbildung gescheitert. Am 26.Juni wird neu gewählt. Die Chancen, dass die konservativen und liberalen Kräfte eine Regierung bilden können, sind gemäss Meinungsumfragen intakt. Falls stattdessen die linken, austeritätsfeindlichen Parteien an die Macht kämen, würde das den spanischen Markt drücken, weil eine ähnliche Entwicklung wie in Griechenland befürchtet würde.
Binnenorientierte CH-Unternehmen: Durststrecke
Die Schweizer Konjunktur spürt weiterhin den Frankenschock. Die Meldungen über Auslagerungen ins billigere Ausland und Stellenabbau halten an. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote ist in der Schweiz von 3.2% im Dezember 2014 auf 3.5% im März 2016 gestiegen. Zum Vergleich:
In der Eurozone ist die Arbeitslosigkeit im selben Zeitraum von 11.3% auf 10.2% gesunken. Angesichts der steigenden Arbeitslosenquote sind die Aussichten für binnenorientierte Schweizer Unternehmen weiterhin eingetrübt.
International tätige Grosskonzerne erscheinen derzeit attraktiver. Insbesondere Pharmaaktien haben nach der schwachen Entwicklung der letzten Monate Aufholpotential. Und der Industriesektor profitiert von der Aufhellung der konjunkturellen Vorlaufindikatoren.
Thomas Heller: CIO der Schwyzer Kantonalbank (SZKB)
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