Experten-Kolumne |
20.01.2016 15:00:00
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China bleibt im Fokus
Kolumne

China-Ängste haben das Jahr 2015 geprägt. Und den Jahresauftakt 2016 gleich mit. Thomas Heller, CIO der Schwyzer Kantonalbank rechnet damit, dass es den Behörden gelingt, die Situation zu stabilisieren. Für 2016 erwartet er leicht steigende Märkte.
Die Freude über die Weihnachtsrally in der zweiten Dezemberhälfte dauerte nur kurz. Anfang Jahr gaben die Aktienkurse wieder nach. Viele westliche Marktteilnehmer wurden verschreckt durch grössere Kursrückgänge am chinesischen Aktienmarkt. Thomas Heller rechnet jedoch damit, dass es den chinesischen Behörden gelingt, die Situation zu stabilisieren. Wenn nötig wird dazu wieder massiv interveniert, z.B. mit Stützungskäufen und andauernden Verkaufsverboten. Zudem hat sich nach dem China-Crash vom August gezeigt, dass die Auswirkungen solcher Rückschläge auf die Konjunktur gering sind.
Eher Anlass zur Sorge gibt die Tatsache, dass China die eigene Währung seit November in kleinen Schritten weiter abwertet. Mittlerweile notiert der Yuan zum US-Dollar rund 2.4% unter dem August-Tief. Und Behörden Verlautbarungen vom Dezember lassen erwarten, dass die Abwertungspolitik weitergeführt wird. Das schadet Firmen, welche in den Hartwährungs-Ländern Schweiz und USA produzieren und stark nach China exportieren (Bsp. Swatch). Auch Firmen mit Konkurrenz aus China leiden besonders darunter, weil deren Produkte im Vergleich zu chinesischen Wettbewerbern teurer werden.
Auf Sicht der nächsten Monate wenige Impulse
Die Wachstumsaussichten für die Weltwirtschaft sind verhalten positiv. Das Gros der Firmengewinne dürfte deshalb die Erwartungen erfüllen, aber kaum Impulse liefern. Die Zentralbankpolitik ist weiterhin expansiv, jedoch weniger ausgeprägt als zu Zeiten der Anleihekäufe der Fed. Das trägt mit dazu bei, dass die Entwicklung der Aktienmärkte holpriger geworden ist. Der Rückenwind der Geldpolitik, welcher jahrelang geholfen hat, lässt nach. Falls nötig, würden die Zentralbanken aber wieder expansiver.
Insgesamt rechnet Thomas Heller auf Sicht der nächsten Monate mit einer Seitwärtsbewegung der Aktienmärkte. Für das gesamte 2016 erwartet er eine leicht positive Rendite. China dürfte der grösste Unruheherd bleiben. Die Überkapazitäten, der Abwertungsdruck auf die Währung und der angestrebte Umbau der Wirtschaft weg vom investitionsgetriebenen Wachstum dürften immer mal wieder für Unruhe sorgen. Weil China die Mittel für Gegenmassnahmen hat, sollte dies aber vorübergehender Natur sein. Aktien, welche stark von den Schwellenländern abhängig sind, dürften trotzdem unterdurchschnittlich abschneiden. In der Schweiz bekommen binnenorientierte Firmen zunehmend die stagnierende Konjunktur zu spüren.
Neben China und dem Ölpreis werden in nächster Zeit die Unternehmensergebnisse im Vordergrund stehen. Novartis und Roche werden am 27. resp. 28.1. berichten.
Agenda 2016
Richtet man den Blick nach vorn, so stehen 2016 einige Ereignisse auf der Agenda, welche für die Aktienmärkte von Bedeutung sind. Das wohl wichtigste sind die amerikanischen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen vom 8. November. Der Entscheidung voraus gehen ab Februar eine lange Serie von Vorwahlen in den Gliedstaaten sowie im Juli die nationalen Parteitage, an denen die Parteien ihre offiziellen Kandidaten nominieren. Hillary Clinton, die Favoritin für das Amt, spricht sich für Massnahmen gegen die hohen Medikamentenpreise in den USA aus. Ihre Wahl würde deshalb den Pharmasektor belasten, wobei wohl ein Teil dieses Effektes bereits in den Kursen eingepreist ist. Im Entscheidungsgremium der Fed findet im Januar die jährliche Rotation eines Teils der stimmberechtigten Mitglieder statt. Diesmal wird dadurch der Anteil der geldpolitischen Falken etwas grösser. Das Referendum über den Verbleib Grossbritanniens in der EU findet möglicherweise bereits 2016 statt. Und auch die Schweiz wird wegen der Masseneinwanderungsinitiative ihr Verhältnis zur EU klären müssen. In beiden Fällen gilt: Wenn die Handelsbeziehungen zum wichtigsten Partner grundlegend neu geklärt werden müssten, kämen die nationalen Aktienmärkte wohl etwas unter Druck.
Auch für die Eurozone stehen wichtige Entscheide an: In Griechenland muss das Parlament zusätzliche Sparmassnahmen absegnen, um weitere Kredite zu bekommen. Und in Deutschland kommt Kanzlerin Merkel wegen der Flüchtlingspolitik zunehmend unter Druck. Ein Nachfolger, der die deutschen Interessen stärker verfolgt, wäre für die Finanzmärkte in den Peripheriestaaten eine Belastung. Ende Juli laufen die EU-Wirtschaftssanktionen gegen Russland aus. Falls sie nicht verlängert werden, würde das dem russischen Finanzmarkt helfen. Doch mangels Fortschritten im Friedensprozess ist eine Verlängerung wahrscheinlich. Und in Brasilien könnte das Absetzungsverfahren gegen Präsidentin Rousseff im August abgeschlossen sein. Eine stabile Nachfolgeregierung hätte wohl eine Erholung der brasilianischen Börse und Währung zur Folge. Damit diese von Dauer ist, müsste aber China wieder stärker wachsen.
Thomas Heller: CIO der Schwyzer Kantonalbank (SZKB)
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