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Trotz Corona-Krise 20.03.2020 17:50:00

ams erwartet Vollzug des OSRAM-Angebots weiter im zweiten Quartal - OSRAM-Aktie mit +39%

ams erwartet Vollzug des OSRAM-Angebots weiter im zweiten Quartal - OSRAM-Aktie mit +39%

Der österreichische Sensorspezialist ams hat trotz des Kursverfalls seiner Aktien die Pläne für den Kauf des deutschen Lichtkonzerns OSRAM bekräftigt.

OSRAM Licht
15.99 USD -0.06%
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Seit dem Start der 1,65 Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung zur Finanzierung der Übernahme am 13. März haben sich viele grosse Anteilseigner positiv zu Wort gemeldet und angekündigt, die neuen Aktien zeichnen zu wollen, teilte das Unternehmen am Donnerstagabend in Premstätten in der Steiermark mit. ams geht weiter davon aus, die

OSRAM-Übernahme im zweiten Quartal abschliessen zu können, sofern alle Genehmigungen seitens der Behörden vorliegen.

An der Börse kam dies sehr gut an. Die im MDAX notierte OSRAM-Aktie lag am Nachmittag mehr als 30 Prozent im Plus und notierte bei 28,94 Euro. Seit Jahresbeginn haben die Papiere im Zuge der Panik um die Folgen der Coronakrise allerdings rund 35 Prozent an Wert verloren. In den zurückliegenden drei Jahren haben die Papiere sogar über die Hälfte eingebüsst.

Ungeachtet der ams-Mitteilung wird das Übernahme-Vorhaben der Österreicher am Kapitalmarkt aber weiter mit Skepsis gesehen. So sprach ein Händler zwar von "Erleichterung", die nun bei den Anlegern herrsche. Zugleich betonte er aber, dass es aufgrund der Turbulenzen an den Finanzmärkten weiter viele Beobachter gebe, die am Gelingen der Übernahme zweifelten. Die Übernahme von OSRAM bleibt laut dem Händler ein Risiko. Auch deshalb, da das Geschäft des Leuchtmittelexperten aktuell schwach sei und derzeit etwa 75 Prozent der europäischen Autoproduktion vorübergehend still liegen würden.

Wegen des Kursverfalls der ams-Aktie in dem seit Wochen anhaltenden Corona-Crash waren zuletzt starke Zweifel am Erfolg der Kapitalerhöhung und damit der Übernahme aufgekommen. Die Kapitalerhöhung ist zwar grundsätzlich durch die Investmentbanken abgesichert, bei extremen Marktverwerfungen haben sie aber unter bestimmten Umständen Rückzugsoptionen.

ams will OSRAM für insgesamt 4,6 Milliarden Euro übernehmen. Die OSRAM-Aktionäre, die ihre Anteile angeboten haben, sollen dabei 41 Euro je Anteil erhalten. Die stark verschuldete ams ist deutlich kleiner als OSRAM und will die Übernahme auf Pump finanzieren. Zum Stemmen des Kaufpreises soll auch die kürzlich auf einer ausserordentlichen Hauptversammlung beschlossene Kapitalerhöhung beitragen. Angesichts des Kursverfalls der ams-Papiere im Zuge der Corona-Krise waren am Markt zuletzt erhebliche Zweifel aufgekommen, ob die Anteilseigner die Aktien überhaupt noch zeichnen wollen.

Den im Raum stehenden Befürchtungen, dass die OSRAM-Übernahme nun doch noch scheitern könnte, trat ams-Chef Alexander Everke vehement entgegen. Er verwies in der Mitteilung vielmehr darauf, dass ams "überzeugter denn je" von der strategischen Logik und dem wertschöpfenden Potenzial des Zusammenschlusses sei. Diese Logik sei von den momentanen Turbulenzen am Kapitalmarkt infolge der Corona-Krise nicht berührt, hiess es. Zudem werde die Zusammenführung beider Unternehmen bereits vorbereitet.

ams hatte Ende 2019 nach einer monatelangen Übernahmeschlacht mit US-Finanzinvestoren die zuvor gesenkte Mindestannahmeschwelle von 55 Prozent im zweiten Anlauf überschritten. Die Österreicher wollen einen europäischen Weltmarktführer für Sensoriklösungen und Photonik schmieden und mit OSRAM zudem einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag schliessen. In der Mitteilung verwies ams darauf, dass das Unternehmen seine direkt erworbene Beteiligung an OSRAM auf 23,4 Prozent aufgestockt habe. Dies zeige erneut, dass der Konzern den Deal zu einem Abschluss bringen und den angepeilten Zusammenschluss weiterhin realisieren wolle.

Das Management des angeschlagenen Münchner Lichtkonzerns OSRAM hatte bei der ersten Übernahme-Offerte noch erhebliche Zweifel an der Strategie, Integrationskompetenz und Finanzierung von ams geäussert. Beim zweiten Anlauf hatten OSRAM-Chef Olaf Berlien und ams-Lenker Everke dann aber kooperiert. Der OSRAM-Betriebsrat und die IG Metall hatten sich vehement gegen die Übernahme durch die Österreicher gewehrt, sie befürchten unter anderem eine Zerschlagung des Traditionskonzerns und einen erheblichen Stellenabbau.

OSRAM war 2019 tief in die roten Zahlen gerutscht und leidet vor allem unter der mauen Autokonjunktur. Mit der Autoindustrie macht OSRAM den Löwenanteil des Geschäfts. Auch die Geschäfte mit Smartphoneherstellern liefen 2019 nicht mehr rund. Zu den ohnehin gravierenden Problemen kommt nun auch noch das neuartige Coronavirus hinzu. Infolgedessen hatte OSRAM vor wenigen Tagen die Prognose für das laufende Geschäftsjahr zurückgezogen und gewarnt, dass es seine Ziele voraussichtlich nicht erreichen werde. Eine neue Prognose wurde nicht gegeben.

Stattdessen plant OSRAM als Reaktion auf die Krise jetzt ein weiteres umfangreiches Sparpaket, zudem zieht das Unternehmen Kurzarbeit an besonders betroffenen Standorten und die vorübergehende Schliessung von Produktionsstätten in Betracht. ams dagegen bestätigte jüngst seine Prognose für das laufende erste Quartal. Der Ausbruch des Coronavirus führe zu keiner Änderung der Erwartungen, hatte das Unternehmen erklärt. Allerdings beobachte ams die Auswirkungen des Coronavirus auf sein Geschäft genau, hiess es.

So reagieren OSRAM- und ams-Aktien

Das bekräftigte Übernahme-Vorhaben hat am Freitag die Aktien des deutschen Lichtspezialisten OSRAM in eine Erholung katapultiert. Am Markt wird das Vorhaben der Österreicher jedoch weiterhin mit Vorbehalten gesehen.

Im etwas stabilisierten Gesamtmarkt sprangen die OSRAM-Papiere via XETRA um 39,64 Prozent auf 31,00 Euro hoch. Damit machten sie einen guten Teil ihrer Verluste im Zuge der Panik über die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Krise wieder wett. Insgesamt hatten sie seit Februar bis zum gestrigen Krisentief 57 Prozent eingebüsst und damit deutlich mehr als der Durchschnitt der 60 MDAX-Werte. Die Anteile von ams schlossen dagegen in Zürich nur 0,15 Prozent fester bei 9,30 Franken. Sie hatten im selben Zeitraum mehr als 75 Prozent eingebüsst.

"ams versucht eine zuversichtliche Botschaft auszusenden", kommentierte ein Händler mit Blick auf die aktuellen Aussagen. Der österreichische Sensorhersteller hatte am Donnerstagabend mitgeteilt, trotz des Kursverfalls seiner Aktien an den Übernahme-Plänen festhalten und die Transaktion im zweiten Quartal abschliessen zu wollen.

Der Börsianer blieb aber skeptisch: "Die Erinnerung von ams, die angelaufene Kapitalerhöhung sei durch die Banken vollständig garantiert, und die Akquisition durch einen Überbrückungskredit vom Bankenkonsortium finanziert, beantwortet eine zentrale Frage nicht: Haben die Banken eine Rückzugsoption?" Er sieht daher zwar die OSRAM-Aktie momentan gestützt, allerdings gebe es wenig neue Fakten. "Die Übernahme bleibt ein Risiko, und es ist wohl unnötig zu erwähnen, dass das Geschäft von OSRAM aktuell schwach ist. Etwa 75 Prozent der europäischen Autoherstellung liegt vorübergehend still."

Ein Analyst verwies ebenfalls auf die hohe Abhängigkeit OSRAMs vom Autosektor, der wegen der Viruskrise stark von Werksschliessungen betroffen ist. "Zu 60 bis 70 Prozent ist OSRAM vom Endmarkt der Autobranche abhängig", hob er hervor. Nach den 2019 mehrfach nach unten revidierten Zielen des Unternehmens sehe es 2020 daher wohl kaum besser aus. "Und ams versucht, dieses problembehaftete Unternehmen zu kaufen", konstatiert er ebenfalls mit Vorbehalten. Dabei verwies er auch darauf, dass die Übernahme zwar seitens der Wettbewerbsbehörden wohl problemlos über die Bühne gehen dürfte. Vom Finanzierungsstandpunkt aus betrachtet, sieht er jedoch Probleme.

"Die Kapitalerhöhung läuft noch bis Ende März. Zugleich fiel die ams-Aktie am Montag zeitweise unter den Preis von 9,20 Franken für die Bezugsrechte der neuen Aktien. Da stellt man sich die Frage, warum Investoren von ams an der Bezugsrechtsemission teilnehmen sollten, wenn sie die Aktien am freien Markt günstiger haben können", sagte der Analyst.

Auch er sieht weiterhin die Gefahr eines Scheiterns. "Gemäss dem Verkaufsprospekt gibt es eine gewisse Flexibilität in der Konsortialvereinbarung. Eine Klausel, wodurch die Banken die Bezugsrechtsemission scheitern lassen könnten." Zwar gebe es dann noch die Möglichkeit einer Brückenfinanzierung für die Übernahme, doch dürfte diese den Verschuldungsgrad von ams deutlich stärker als beabsichtigt steigen lassen."

eas/zb/jha/

Premstätten (awp) / (Dow Jones)

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Bildquelle: zvg,ah,Osram,AR Pictures / Shutterstock.com

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