Zinssenkungsfantasien |
22.02.2024 23:23:00
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Experten erklären: Diese Schweizer Aktien sind potenzielle Gewinner bei sinkender Inflation und fallenden Zinsen
Neue Schweizer Inflationsdaten haben vor Kurzem positiv überrascht. Vor diesem Hintergrund schätzen Experten, dass die Schweizerische Nationalbank SNB als erste wichtige Zentralbank bald mit Zinssenkungen beginnen könnte. Das könnte sich positiv auf Schweizer Aktien auswirken.
• Experten raten vor vorschneller Euphorie ab
• SNB-Präsident Jordan lässt sich nicht in die Karten schauen
Während die vor Kurzem für den Monat Januar veröffentlichten Inflationsdaten aus den USA aufgrund des hinter den Erwartungen zurückgebliebenen Rückgangs für lange Gesichter sorgten, lieferten die neuen Teuerungsdaten für die Eidgenossenschaft eine positive Überraschung. So fiel die Schweizer Inflation gegenüber dem Vorjahr von 1,7 Prozent auf nun mehr 1,3 Prozent und damit auf den tiefsten Stand seit Herbst 2021. Experten hatten im Vorfeld hingegen mit einer Spanne von 1,5 bis 2,2 Prozent gerechnet. Vor diesem Hintergrund sei es denkbar, dass die Schweizerische Nationalbank SNB als erste wichtige Zentralbank das Ende des geldpolitischen Zinsstraffungszyklus mit Zinssenkungen einläuten werde, kommentierte ein Ökonom gegenüber der Nachrichtenagentur awp.
Schweizer Franken wertet ab
Auch der Schweizer Franken, der im vergangenen Jahr aufgrund seiner starken Aufwertung auf den Schweizer Exporten und den Unternehmensergebnissen hiesiger Firme lastete, gab in Reaktion auf die Inflationsdaten gegenüber dem US-Dollar und der Gemeinschaftswährung deutlich nach. So sank er zum US-Dollar zeitweise auf ein Dreimonatstief, zum Euro ging es auf ein Zweimonatstief nach unten.
Dabei wurde der Effekt noch durch die Veröffentlichung der US-Inflationsdaten verstärkt. Hier war nämlich das Gegenteil passiert und die Teuerung weniger stark als erwartet zurückgegangen. Es wird demnach wieder unwahrscheinlicher, dass die US-Notenbank Fed erste Zinssenkungen alsbald verkünden wird, was wiederum zu einer Aufwertung des US-Dollars führte.
Experten warnen vor voreiligem Handeln
Vor dem Hintergrund der sich deutlich abschwächenden Inflation in der Schweiz könnten sich Anleger nun die Frage stellen, ob der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um in Schweizer Aktien zu investieren, da diese von etwaigen Zinssenkungen profitieren könnten. Wie Julius Bär-Chefstratege Christian Gattiker-Ericsson jedoch gegenüber "cash.ch" verlautete, sollten sich Anleger nicht voreilig im grossen Stil mit Aktien eindecken, sondern erst einmal abwarten, ob es sich hierbei tatsächlich um einen nachhaltigen Trend handele. Denn schliesslich mache "eine Schwalbe noch keinen Sommer".
Zu beachten sei, dass aufgrund der hohen Kostenbasis insbesondere Industrieunternehmen, Uhrenhersteller und Immobilienfirmen von anhaltend tieferen Zinsen und einer niedrigeren Teuerung profitieren dürften. Wenn ein solches Umfeld jedoch auch längerfristig auf den Schweizer Franken drücke, könne schliesslich auch der Gesamtmarkt nach oben gezogen werden. Unabhängig von den jüngsten ermunternden Inflationsdaten benannte Julius Bär jedoch weiterhin die Aktien von Nestlé, Stadler Rail, Holcim, Alcon und Sandoz als ihre fünf "Top-Picks".
Auch Omar Brem von der Zürcher Kantonalbank warnt gegenüber dem Nachrichtenportal davor, an den Schweizer Januar-Inflationsdaten zu viel über die künftige Teuerungs- und Zinsentwicklung in der Eidgenossenschaft ablesen zu wollen: "Die Ausblicke der Unternehmen für das laufende Jahr sind sehr verhalten und die Unternehmen weisen auf eine geringe Visibilität hin. Dies erhöht die Unsicherheit bezüglich der Umsatzentwicklung im laufenden Jahr", so der Experte. Vor diesem Hintergrund setzt die ZKB deshalb auf Unternehmen, die auch bei fallenden Inputpreisen ihre Preise gegenüber den Kunden weiter durchsetzen können, wozu die Bank Schweizer Pharmawerte, aber auch Givaudan, Schindler, Sika, Holcim und Straumann zählt.
Raiffeisen-Anlagechef Matthias Geissbühler geht derweil davon aus, dass bei einem von tiefer Inflation und niedrigen Zinsen geprägten Umfeld, insbesondere dividendenstarke Aktien bei Anlegern an Beliebtheit gewinnen würden. Konkret dürfte dies auf die SMI-Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis sowie die Versicherungsunternehmen Swiss Life, Zurich und den Telekommunikationsanbieter Swisscom zutreffen.
SNB-Präsident Jordan hält sich bedeckt
Ob und wie die SNB jedoch auf die sinkende Inflation reagieren wird, liess SNB-Präsident Thomas Jordan im Rahmen einer Bankenveranstaltung in der Südschweiz laut "SWI swissinfo.ch" im Übrigen jedoch offen. Der Rückgang der Teuerung sei auch dem starken Franken zu verdanken, gab der Devisenexperte zu bedenken. Aus diesem Grund hatte die SNB im letzten Jahr auch nichts gegen die Aufwertung der Landeswährung unternommen, sondern gemäss der aktuell verfügbaren Daten mindestens bis September sogar aktiv durch gezielte Eingriffe am Devisenmarkt noch unterstützt, wie das Portal berichtet. Auch Jordan kann sich vorstellen, dass die jüngsten Inflationsdaten aus der Schweiz noch keinen längerfristigen Trend einläuten. So weist er laut SWI swissinfo.ch darauf hin, dass Zweitrundeneffekte zu einem erneuten Anstieg der Teuerung führen könnten, sodass sich die Inflation 2024 am oberen Ende des Zielkorridors von zwei Prozent bewegen könne. Er gehe jedoch nicht davon aus, dass diese Schwelle überschritten werde.
Redaktion fianzen.ch
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