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Aktivistischer Investor 18.06.2024 06:10:00

Gefürchteter Corporate Raider: Das sollten Anleger über Carl Icahn wissen

Gefürchteter Corporate Raider: Das sollten Anleger über Carl Icahn wissen

Der aktivistische Investor Carl Icahn ist unter Unternehmenslenkern gefürchtet. Anders als Starinvestor Warren Buffett mischt er sich offensiv in Unternehmensbelange ein. Doch der US-Amerikaner ist mehr als nur ein Corporate Raider.

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• Icahn als aktivistischer Investor gefürchtet
• Jäger diverser Grossunternehmen
• Icahn gleichzeitig als Philanthrop unterwegs

Geboren wurde Carl Celian Icahn am 16. Februar 1936 in Queens, New York City, als Sohn einer jüdischen Familie. 1957 verliess er die renommierte Princeton-Universität mit einem Abschluss in Philosophie und startete zunächst ein Medizinstudium, das er bereits nach zwei Jahren wieder abbrach, um der US-Armee beizutreten. Weitere zwei Jahre später startete er eine Karriere als Börsenmakler an der Wall Street und legte somit den Grundstein für eine aussergewöhnliche Karriere in der Finanzwelt.

Vom Börsenmakler zum Corporate Raider

Nachdem er die Grundlagen des Börsenhandels gelernt hatte, gründete Icahn im Jahr 1968 seine Wertpapierhandelsfirma "Icahn & Co.", die in den Folgejahren in den Bereichen Arbitrage- und Optionshandel Erfolge feierte und mit der er erste Anteile an Unternehmen erwarb. Unter Icahns Leitung kaufte sich das Unternehmen in Firmen wie Phillips Petroleum und Texaco ein.

Grosse Bekanntheit erlangte die Übernahme der US-Fluggesellschaft Trans World Airlines (TWA) im Jahr 1985. Insbesondere dieser Kauf festige Icahns Ruf als so genannter "Corporate Raider", also "Firmenplünderer". Er betrieb so genanntes "Asset Stripping", verkaufte also Vermögenswerte des Unternehmens, um seine Rendite zu verbessern. Das Kapital nutzte er zur Rückzahlung des Kredits, den er für den Firmenkauf aufgenommen hatte. Später nahm Icahn das Unternehmen von der Börse und erzielte auf diesem Weg einen Gewinn von rund einer halben Milliarde US-Dollar, Schulden von 539 Millionen Dollar verblieben beim Unternehmen selbst. Nachdem TWA seine Streckenrechte an American Airlines verkaufte, folgte 1991 die Insolvenz nach Chapter 11, zwei Jahre später zog sich Carl Icahn aus TWA zurück.

Ein feindlicher Übernahmeversuch für den von Arbeitskämpfen gebeutelten Stahlkonzern U.S. Steel scheiterte 1986. Dennoch stieg der Investor bei dem Stahlunternehmen ein und setzte das Management unter Druck. Sein Ziel: Die Abspaltung des Stahlgeschäfts und ein Fokus auf die Aktivitäten im Ölgeschäft. Er setzte eine Spaltung der U.S. Steel-Mutter USX durch, die sich nun zu 71 Prozent auf das profitable Energiegeschäft fokussierte. Eine komplette Ausgliederung der Stahlsparte gelang ihm aber nicht. Dennoch ist sein Einstieg als Erfolg zu werten, denn unrentable Stahlanlagen wurden verkauft und die Finanzen des Unternehmens verbesserten sich. 1991 trennte sich Icahn von seiner 13-prozentigen Beteiligung und fuhr einen Buchgewinn von rund 25 Prozent ein.

1987 gründete Carl Icahn inmitten seiner Übernahmebemühungen um U.S. Steel den Mischkonzern Icahn Enterprises. Das Unternehmen erwarb Anteile an anderen Firmen unterschiedlichster Branchen, darunter an Mylan Laboratories, einem Pharmaunternehmen, das kurz zuvor eine Fusion mit King Pharmaceuticals bekannt gegeben hatte. Icahn stemmte sich als Grossinvestor gegen die Fusionspläne, der Kauf wurde schlussendlich abgesagt.

Es folgten Beteiligungen am Medienkonglomerat Time Warner, bei dem Icahn eine Zerschlagung forderte und an BEA Systems, das später - wohl auf Betreiben von Icahn hin - von Oracle übernommen wurde. Zudem beteiligte sich sein Hedgefonds an Biogen und erwarb auch einen grossen Aktienanteil am einstigen Internetriesen Yahoo, bei dem er auf die Annahme des milliardenschweren Übernahmeangebots durch Microsoft drängte. Die Pläne scheiterten allerdings, das aggressive Vorgehen von Icahn gegen den Yahoo-Verwaltungsrat blieb erfolglos.

Auch beim Online-Auktionshaus eBay bekam man den Druck durch den aktionistischen Investor zu spüren: Mit Vehemenz forderte Icahn dort 2014 die Abspaltung des Bezahldienstes PayPal - mit Erfolg. Der Techriese Apple war der nächste Grosskonzern auf Icahns Firmenliste: In einem offenen Brief setzte er Konzernchef Tim Cook unter Druck und forderte einen grösseren Aktienrückkauf von Unternehmensseite. Auch bei Motorola wurde er vehement und drängte zur Abspaltung der verlustreichen Handysparte.

Geschäftspolitik macht Carl Icahn zum Multimilliardär

Auch wenn Carl Icahn mit seiner Geschäftspolitik nicht immer auf gleiche Weise Erfolge feiern konnte, grundsätzlich funktionierte das System: Immer wieder kaufte sich der Investor bei teils grossen Unternehmen ein, um dann Forderungen an das Management zu stellen. Häufig war die Abspaltung von seiner Ansicht nach unrentablen Unternehmensteilen das Ziel, immer aber sollte der Wert des eigenen Investments durch Unternehmensentscheidungen gesteigert werden. Wie erfolgreich diese Taktik in der Vergangenheit war, lässt sich am Vermögen des Starinvestors ablesen: Rund 7,8 Milliarden US-Dollar schwer ist Icahn Forbes zufolge Anfang Juni 2023.

Sein Unternehmen, Icahn Enterprises, ist börsennotiert und verfügt nach eigenen Angaben über Beteiligungen in den Geschäftsfeldern: Investment, Energie, Automobil, Lebensmittelverpackung, Immobilien, Home Fashion und Pharma.

Icahn tritt auch als Philanthrop in Erscheinung

Einen Teil seines Vermögens stellte Icahn in der Vergangenheit auch für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung. So hat er unter anderem ein Genom-Labor finanziert, das "Carl C. Icahn Laboratory", an der renommierten Universität Princeton. Zudem finanzierte er einen Teil des "Mount Sinai Hospital", das daraufhin die "‘Mount Sinai School of Medicine" in "Icahn School of Medicine at Mount Sinai" umbenannte.

Darüber hinaus hat seine Stiftung, der "Children's Rescue Fund", eine Obdachlosenunterkunft in der Bronx finanziert. Icahn ist ausserdem der Sponsor eines Leichtathletikstadions in Manhattan, das "Icahn Stadium" heisst.

Icahn ist Mitglied bei "The Giving Pledge", einer von Warren Buffett und Bill Gates ins Leben gerufenen Kampagne, in der wohlhabende Menschen sich verpflichten, einen grossen Teil ihres Vermögens zu spenden. Als Spender tritt Icahn häufig im Zusammenhang mit Bildungsprojekten auf. So hat er unter anderem das Scholars Program in der Choate Rosemary Hall ins Leben gerufen. Jedes Jahr vergibt das Programm Stipendien für finanziell benachteiligte Studenten aus dem ganzen Land. Zudem liege sein besonders Interesse darauf, "die Bildung der Kinder der Stadt zu verbessern", so Icahn selbst im Rahmen der "The Giving Pledge"-Kampagne. Er habe daher öffentliche Charterschulen in der Bronx gesponsert und gebaut.
"Die Prinzipien, die meine Laufbahn beim Investieren geleitet haben, sind diejenigen, die ich auch in meinem Ansatz zur Philanthropie anwende. Als Aktionärsaktivist habe ich mich darauf konzentriert, die Kontrolle über unterbewertete Unternehmen (die oft schlecht geführt werden) zu erlangen. Ich glaube, dass ich einen erheblichen Shareholder- und Bondholder-Value freigesetzt und die Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Unternehmen verbessert habe. In ähnlicher Weise möchte ich die Position Amerikas als Weltwirtschaftsführer behaupten, indem ich die Wettbewerbsfähigkeit seines Bildungssystems verbessere", kommentiert Icahn selbst seine philanthropischen Bemühungen.

Redaktion finanzen.ch

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Bildquelle: Neilson Barnard/Getty Images for New York Times,Virginia Sherwood/Getty Images

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