23.03.2018 09:35:43
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MÄRKTE ASIEN/Börsen im Handelskrieg-Modus - Nikkei knickt um 4,5% ein
TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones)--Ausverkaufsstimmung an den Aktienmärkten in Ostasien: Nach der Verhängung von Strafzöllen der USA gegen Importe aus China und einer ersten Gegenreaktion aus China verzeichneten die Aktienindizes der Region durchweg hohe Verluste. In Tokio brach der Nikkei-Index um 4,5 Prozent ein auf 20.618 Punkte. Er fiel damit auf das niedrigste Niveau seit Oktober 2017 zurück. Dass die USA für Japan anders als bei anderen Verbündeten keine Ausnahmen bei den verhängten Strafzöllen auf Stahl- und Aluminiumimporte machten, habe die Stimmung zusätzlich belastet, hieß es.
An den Börsen in Hongkong und Schanghai knickten die Indizes um jeweils über 3 Prozent ein, im koreanischen Seoul ebenso. Die Aktienmärkte schlossen sich damit den bereits sehr negativen Vorgaben aus den USA an, wo der Dow-Jones-Index um knapp 3 Prozent abgestürzt war.
"Es stimmt, die Nachricht war zwar seit einiger Zeit schon bekannt, aber die tatsächliche Umsetzung hat den Markt ein bisschen überrascht", meinte Devisenexperte Shinchiro Kadota von Barclays. Möglicherweise hätten die Marktakteure auch mit einem kleineren Volumen der Maßnahmen gerechnet.
"Strafzölle bedeuten einen Handelskrieg und wegen dieser Nachricht suchen die Anleger weltweit jetzt den Ausstieg", kommentierte Marktexperte Chris Rupkey von der japanischen Bank MUFG. Ein Handelskrieg dürfte das weltweite Wirtschaftswachstum empfindlich treffen, so die Befürchtung an den Märkten.
Zusätzlich befeuert wurde diese Sorge davon, dass US-Präsident Donald Trump einen neuen Sicherheitsberater ernannt hat, der als Hardliner gilt, beispielsweise was das Vorgehen gegenüber Ländern wie Nordkorea und Iran betrifft. Dazu kam als weiter wirkender Belastungsfaktor, dass die US-Notenbank gerade erst die Leitzinsen erhöht hat, und dies im laufenden Jahr möglicherweise noch dreimal wiederholen wird. Höhere Zinsen gelten als bremsend für das Wirtschaftswachstum.
Yen auf höchstem Stand seit Trump-Wahl
Gesucht waren in diesem Umfeld sichere Häfen, allen voran der Yen. Der Dollar gab weiter nach und kostete zuletzt 104,90 Yen, nachdem er im Hoch am Vortag noch mit rund 106,00 Yen umgegangen war. Damit ist der Yen so teuer wie zuletzt im November 2016, als Donald Trump zum US-Präsidenten gewählt wurde. Der starke Yen sorgte zusätzlich für Druck auf die Aktienkurse in Tokio. An den Anleihemärkten stiegen die Kurse ebenfalls, und Gold verteuerte sich weiter auf zuletzt 1.342 Dollar. Das ist der höchste Stand seit Mitte Februar. Der Goldpreisanstieg wurde dabei etwas gebremst von der Aussicht auf steigende Zinsen in den USA.
Auf die angeordneten US-Strafzölle auf Waren aus China im Wert von 60 Milliarden Dollar hat China schnell reagiert und seinerseits Strafzölle auf eine Liste von Waren im Wert von 3 Milliarden Dollar angekündigt. Genannt werden unter anderem Schweinefleisch, Früchte und Wein. Der Yuan wurde derweil im Rahmen der täglichen Fixierung durch die chinesische Notenbank leicht abgewertet, nachdem der Dollar im Vergleich zum frei handelbaren, sogenannten Offshore-Yuan am Vortag um ein halbes Prozent aufgewertet hatte.
"Vergeltungsmaßnahmen werden potenziell für noch mehr Unsicherheit über globales Wachstum und Handel sorgen und dürften die Risikobereitschaft beeinträchtigen", kommentierte die in Singapur ansässige Bank OCBC die Entwicklung. "Es sieht so aus, als ob wir es mit Handelskriegen zu tun bekommen", sagte Anlageexperte Stuart Ive von OM Financial und weiter: "Und dabei hilft es nicht gerade, dass die Drehtür im Weißen Haus weiter rotiert." Zwar habe die EU überraschenderweise zunächst eine Ausnahmeregelung von den US-Strafzöllen auf Stahl und Aluminium erreicht, damit sei der Fokus aber umso mehr nun auf China gerichtet und China habe bereits massiven Widerstand angekündigt.
Es gab aber auch moderatere Töne. "Angesichts der hohen Kosten, die eine Eskalation für beide Seiten mit sich bringen würde, und auch für die breitere asiatische Zuliefererkette, scheint ein ausgeweiteter und umfassender Handelskrieg sehr unwahrscheinlich", so Hannah Anderson, globale Marktstrategin bei JP Morgan Asset Management. Während es vor der tatsächlichen Umsetzung der Beschlüsse noch einige Verhandlungen geben dürfte, sollten sich die Investoren auf Schlagzeilen einstellen, die die Märkte durcheinander wirbeln könnten.
Außerdem sei die erste Reaktion Chinas nicht so substanziell ausgefallen, wie das viele befürchtet hätten. So habe Peking bislang keine Zölle auf die beiden größten US-Importprodukte Sojabohnen und Flugzeugteile angekündigt. "Wir haben weiter den Eindruck, dass China verhandlungswillig ist und vermutlich Zugeständnisse machen wird", heißt es bei der Citibank. Fürs erste habe der Markt aber mit Unsicherheiten zu leben.
Bei Morgan Stanley hieß es, die Trumpschen Maßnahmen seien nicht so schlimm wie befürchtet, "sie dürften einen relativ moderaten Einfluss haben". Das chinesische Exportwachstum dürfte sich dadurch um rund 1 Prozentpunkt verlangsamen, beim chinesischen BIP dürfte sich dies mit einer Korrektur von 0,1 Prozentpunkt nach unten niederschlagen.
Tencent leiden unter Naspers-Verkauf
Bei den Einzelwerten sorgten Tencent in Hongkong für eine zusätzlich Belastung, denn der Kurs des Indexschwergewichts setzte bei hohen Umsätzen seine Talfahrt beschleunigt fort und büßte knapp 4 Prozent ein. Tencent hatte am Mittwoch insgesamt durchwachsen ausgefallene Geschäftszahlen vorgelegt und gewinndrückende Investitionen angekündigt. Nun belastete aber vor allem, dass der südafrikanische Großaktionär Naspers 2 Prozent an Tencent verkaufen will.
Der Kurs des in Hongkong notierten chinesischen Schweinefleischproduzenten WH Group verliert über 5 Prozent. WH ist auch Eigentümer des US-Unternehmens Smithfield Foods, das wiederum von den chinesischen Strafzöllen in Mitleidenschaft gezogen werden dürfte.
In Tokio gehörten Aktien aus dem Maschinenbausektor mit einem Sektorindexminus von 5,6 Prozent zu den größten Verlierern. SMC knickten um 10 Prozent ein. Das Unternehmen hatte gerade erste seine US-Umsätze um 45 Prozent gesteigert.
Stahlpreise fallen - Ölpreise steigen
Stark unter Druck standen die Stahl- und Eisenerzpreise am Terminmarkt in China. Sie verloren bis zu 5 Prozent. Die Aktien der beiden australischen Rohstoffschwergewichte Rio Tinto und BHP Billiton verloren 4,4 bzw. 3,2 Prozent. Bluescope Steel gaben um 5,9 Prozent nach. Für den Kurs des Eisenerzschürfers Fortescue ging es um 2,9 Prozent nach unten. Gegen den Trend stieg der Kurs des Goldminenbetreibers Newcrest um knapp 1 Prozent.
In Hongkong verlor die Aktie des Aluminiumproduzenten Chalco trotz einer späten Erholung 2,5 Prozent, der Kurs des Stahlherstellers Angang Steel gab um 5,4 Prozent nach.
Am Ölmarkt stiegen die Preise weiter. Brentöl kostete 69,45 Dollar und befindet sich damit im Bereich des Jahreshochs. Für steigende Preise sorgte hier die Politik, denn US-Präsident Donald Trump holt einen weiteren außenpolitischen Hardliner ins Weiße Haus mit John Bolton als Nachfolger des Nationalen Sicherheitsberaters H.R. McMaster. Bolton ist ein scharfer Kritiker des Atomabkommens mit dem Iran, mit dessen Aufkündigung Trump gedroht hat, wenn es nicht bis zum 12. Mai "ausgebessert" werde.
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Index (Börse) zuletzt +/- % % YTD Ende
S&P/ASX 200 (Sydney) 5.820,70 -1,96% -4,03% 06:00
Nikkei-225 (Tokio) 20.617,86 -4,51% -9,43% 07:00
Kospi (Seoul) 2.416,76 -3,18% -2,06% 07:00
Schanghai-Comp. 3.153,09 -3,38% -4,68% 08:00
Shenzhen A-Aktien 1.836,02 -5,08% -2,63% 08:00
Hang-Seng (Hongk.) 30.297,70 -2,45% +3,81% 09:00
Taiex (Taiwan) 10.823,33 -1,66% +1,70% 06:30
Straits-Times (Sing.) 3.423,02 -1,96% +3,18% 10:00
KLCI (Malaysia) 1.863,47 -0,71% +4,46% 10:00
BSE (Mumbai) 32.526,98 -1,54% -3,80% 11:00
DEVISEN zuletzt +/- % 00:00 09:27 % YTD
EUR/USD 1,2329 +0,1% 1,2321 1,2366 +2,6%
EUR/JPY 129,50 +0,2% 129,21 130,76 -4,3%
EUR/GBP 0,8738 +0,1% 0,8730 0,8728 -1,7%
GBP/USD 1,4108 -0,0% 1,4114 1,4168 +4,4%
USD/JPY 105,02 +0,1% 104,89 105,75 -6,7%
USD/KRW 1079,28 -0,1% 1080,82 1072,46 +1,1%
USD/CNY 6,3237 -0,2% 6,3350 6,3221 -2,8%
USD/CNH 6,3198 -0,3% 6,3396 6,3173 -3,0%
USD/HKD 7,8484 +0,0% 7,8478 7,8464 +0,5%
AUD/USD 0,7725 +0,3% 0,7700 0,7756 -1,2%
NZD/USD 0,7245 +0,3% 0,7221 0,7252 +2,1%
Bitcoin
BTC/USD 8.524,83 -2,2% 8.712,67 8.998,78 -31,24
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD
WTI/Nymex 64,90 64,3 +0,9% 0,60 +7,7%
Brent/ICE 69,41 68,91 +0,7% 0,50 +5,4%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD
Gold (Spot) 1.339,87 1.330,91 +0,7% +8,97 +2,8%
Silber (Spot) 16,54 16,43 +0,6% +0,10 -2,4%
Platin (Spot) 954,95 950,50 +0,5% +4,45 +2,7%
Kupfer-Future 2,99 3,01 -0,7% -0,02 -9,6%
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/DJN/gos/bam
(END) Dow Jones Newswires
March 23, 2018 04:36 ET (08:36 GMT)
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