Positionierung der Profis |
15.07.2020 21:38:00
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Mehr Aktien oder raus aus dem Markt? Wie Banken das zweite Halbjahr angehen
Die Situation an den Finanzmärkten ist als herausfordernd zu bezeichnen. Nach dem Corona-Crash kam es zu deutlichen Erholungstendenzen, ausgestanden ist die Krise aber noch nicht. So positionieren sich Vermögensverwalter jetzt.
• Optimisten erhöhen Aktienquote
• Gegenwindfaktoren lassen einige Banken vorsichtiger agieren
Das Börsenumfeld ist aktuell nicht nur für Privatanleger herausfordernd. Auch die Anlagestrategen der Schweizer Großbanken sind gezwungen, sich neu zu positionieren. Die Neue Zürcher Zeitung hat in ihrem Anlagepanorama die Positionierung der Vermögensverwalter abgefragt - mit teils sehr unterschiedlichen Ergebnissen.
Mehr Optimismus
Sechs der zehn am Anlagepanorama der NZZ teilnehmenden Banken hätten das neue Quartal mit einer höheren Aktienquote begonnen: Julius Bär, die UBS, Vontobel, die ZKB, Pictet und Rothschild & Co.
Dabei sind es insbesondere die Eingriffe der Notenbanken in den Geldmarkt - vor allem die Bemühungen
der Fed, die Krisenfolgen für die US-Wirtschaft abzumildern - die die Profis zu Optimismus veranlassen.
Tatsächlich hatte sich Fed-Chef Jerome Powell entschlossen gezeigt, alles in der Macht der Fed stehende zu veranlassen, um die Wirtschaft des Landes zu stabilisieren. Die Erholung der Wirtschaft müsse so lange gestützt werden wie notwendig, hatte der Vorsitzende der US-Notenbank verkündet.
Obwohl viele Anleger Angst vor einer zweiten Corona-Welle haben, sehen die Schweizer Großbanken diesbezüglich offenbar kaum eine Gefahr. Flächendeckende Schließungen erwarten sie der NZZ zufolge nicht mehr, bei Julius Bär spricht man angesichts der weiter starken Infektionszahlen in den USA von einem zeitversetzten Ausbreiten, das durch die Wiedereröffnung der Wirtschaft begünstigt worden sei.
Vontobel begründet die Zuversicht in Aktienanlagen mit ermutigenden Signalen aus der Wirtschaft, da die Konjunkturmaßnahmen erste Wirkung zeigten und Unternehmenspleiten so verhindert werden könnten. Zudem sehen die Experten der Schweizer Bank im aktuellen Marktumfeld wenig Alternativen zu Aktien. Die Renditen für Staatsanleihen seien bei oder unter null, die Differenz zwischen Dividendenrenditen und Anleihenrenditen auf einem Rekordhoch.
Nicht alle Institute zuversichtlich
Doch nicht alle im NZZ-Anlagepanorama abgebildeten Banken sehen die Lage am Markt so positiv. J. Safra Sarasin, Lombard Odier, Pictet und Raiffeisen sind in Aktien untergewichtet, die Credit Suisse, J . Safra Sarasin und Raiffeisen haben ihre Aktienquote im Vergleich zum Vorquartal sogar reduziert.
Die Hauptsorge bei den Experten der Raiffeisen ist dabei die anstehende Berichtssaison, die angesichts bereits hoch bewerteter Aktienmärkte ein Korrekturpotenzial zwischen fünf und zehn Prozent mit sich bringe - und das unabhängig von den Entwicklungen rund um die Corona-Pandemie.
J. Safra Sarasin hat darüber hinaus noch die Entwicklungen an der geopolitischen Front im Blick, die unter Umständen als Marktrisiken gelten könnten. Neben den Spannungen zwischen den USA und China nennen die Experten der Bank auch die US-Wahl im November.
Banken agieren nicht einheitlich
Alles in allem lässt sich aus dem NZZ-Anlagepanorama entnehmen, dass auch die Bankprofis die aktuelle Marktlage durchaus unterschiedlich beurteilen. Ähnlich tun dies auch Privatanleger: Zwar legen die Märkte seit den Corona-Tiefs kontinuierlich zu und nähern sich bereits wieder ihren Vor-Pandemie-Ständen an, doch viele Marktteilnehmer zeigen sich angesichts aktueller Risikofaktoren verunsichert. Die Erholung scheint fragil - insbesondere vor dem Hintergrund, dass einige Experten und Analysten bereits wieder von einer Überbewertung sprechen.
Redaktion finanzen.ch
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