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05.10.2023 23:47:00
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Rieter-CEO sieht den Tiefpunkt erreicht - So soll die Wende gelingen

Rieter hat nach einem enttäuschenden ersten Semester einen grösseren Stellenabbau angekündigt. Nun hat Thomas Oetterli, seit März CEO des Spinnereimaschinenherstellers, in einem Interview erklärt, dass der Tiefpunkt des Marktzyklus seiner Meinung nach erreicht ist.
• CEO Thomas Oetterli sieht Tiefpunkt erreicht
• Rieter muss sich Vertrauen der Marktteilnehmer wieder erarbeiten
Wie aus den im Juli veröffentlichten Bilanzzahlen hervorging, schrumpfte der Auftragseingang von Rieter im ersten Halbjahr um 63 Prozent auf 325 Millionen Franken, wobei vor allem die Nachfrage nach neuen Maschinen um 81 Prozent einbrach. Analysten hatten im Vorfeld zwar mit einem Rückgang gerechnet, aber nicht in dieser Grössenordnung.
In der Unternehmensmitteilung von Rieter war die Rede von einer zyklischen Marktabschwächung. Der Konzern mit Hauptsitz in Winterthur reagierte darauf mit einem Sparprogramm, mittels dessen die Kosten um rund 80 Millionen Franken pro Jahr gesenkt werden sollen. Es beinhaltet unter anderem den Abbau von rund 300 Stellen in Overhead-Funktionen.
Das soll bei Rieter besser werden
In einem Interview mit "cash.ch" hat CEO Thomas Oetterli nun erläutert, wo er die grössten Probleme für den Konzern sieht und wie er diese angehen will. So weist er darauf hin, dass Europa früher im Textilmaschinenmarkt dominierte, doch inzwischen seien Rieters Märkte im Osten. Deshalb sei es wichtig, die Organisationen in den Hauptabsatzmärkten Türkei, Indien, China und Südostasien zu stärken. "Wir haben noch nicht die richtige Balance zwischen lokalen Entscheidungskompetenzen und globalen Rahmenbedingungen aus Winterthur kommend", bemängelte Oetterli und forderte deshalb: "Wir müssen uns mehr dezentralisieren".
Um die Profitabilität zu verbessern will der Manager ausserdem das After Sales- und Komponentengeschäft pushen, da es weniger zyklisch sei und tendenziell eine höhere Marge ausweise. "Wir haben in einem Jahr wie 2023 rund 70 Prozent Neumaschinengeschäft und nur rund 30 Prozent After Sales. Im Idealfall haben wir ein ausgeglichenes Verhältnis", erläuterte Oetterli.
Kosten-Problem
Zudem räumte der Unternehmenslenker ein, dass es in der Vergangenheit kein ausreichendes Kostenbewusstsein gegeben habe. Die fortschreitende Inflation und die daraus folgenden Gehaltserhöhungen bereiten ihm grosse Sorgen: "Die Gehälterinflation ist für mich zukünftig das grössere Sorgenkind als die Materialkosteninflation", erklärte Oetterli. Vor diesem Hintergrund sind wohl die im Juli angekündigten Stellenstreichungen zu sehen.
Tiefpunkt des Marktzyklus erreicht
In Bezug auf die weitere Nachfrageentwicklung äusserte sich Oetterli zurückhaltend. Er erklärte, dass ein Zyklus in der Textilindustrie drei bis fünf Jahre dauert und man sich nun seit anderthalb Jahren im tieferen Bereich befinde, was die Auftragseingänge betrifft. Er geht sogar davon aus, "dass der Tiefpunkt erreicht ist". Doch noch habe sich die globale Textilnachfrage nicht wesentlich gesteigert, was zur Folge habe, dass die Investitionsfreudigkeit der Spinnereien tiefer sei.
"Wir wissen, dass es wieder anziehen wird. Wir wissen aber nicht wann", erklärte Oetterli bezüglich der künftigen Marktentwicklung. "Ob es im vierten Quartal wieder anzieht oder erst im ersten Quartal 2024, können wir nicht sagen".
Verlorenes Vertrauen zurückgewinnen
Den rund 20-prozentigen Kursverlust der Rieter-Aktie im bisherigen Jahresverlauf 2023 führt Thomas Oetterli darauf zurück, dass in den letzten Jahren Vertrauen verloren gegangen sei. Um dieses wiederzugewinnen müsse Rieter "das Versprochene abliefern. Wenn wir eine Zuverlässigkeit generieren können, dann wird sich das mit einem grösseren Vertrauen in unsere zukünftigen Resultate im Aktienkurs widerspiegeln", so der Chef des Textilmaschinenherstellers.
Deshalb bestätigte Oetterli auch den Ausblick für das Gesamtjahr. Bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen hatte Rieter für 2023 einen Umsatz auf Vorjahreshöhe (gut 1,5 Milliarden Franken) und eine EBIT-Marge von 5 bis 7 Prozent als Ziel ausgerufen. "Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es […] keinen Grund, von dieser Guidance abzuweichen", versicherte der Konzernchef nun in dem "cash.ch"-Interview.
Redaktion finanzen.ch
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