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17.07.2022 14:44:00
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So sehen die Chancen bei Banken-Aktien aus
Wie gewohnt läuten die grossen US-Banken den Start der Bilanzsaison für das zweite Quartal 2022 ein. Angesichts der noch immer hohen Inflation sowie der angestimmten Zinswende wird dieses Mal besonders genau hingeschaut, wie sich das veränderte Umfeld auf die Finanzhäuser ausgewirkt hat. Dabei sind Bank-Aktien aktuell zu Schnäppchenpreisen zu haben. Lohnt es sich hier zuzuschlagen?
• Hohen Zinsen mit Einfluss auf Bücher
• Bank-Aktien zum Schnäppchenpreis zu haben
Mitte Juli ist es wieder so weit: Die US-Banken JPMorgan, Bank of America, Citigroup und Wells Fargo geben den Startschuss für die Bilanzsaison für das zweite Quartal 2022. Dabei schauen Anleger dieses Jahresviertel ganz genau hin, wie sich das aktuelle negative Umfeld auf die Bücher der Unternehmen ausgewirkt hat. Denn die angezogenen Zinsen wirken sich direkt auf das Geschäft der Finanzinstitute aus. Dabei gibt es viele verschiedene Faktoren zu beachten.
Hohe Zinsen bestimmen das Bild
So können die höheren Zinsen dazu führen, dass auch die Gewinne der Banken steigen, da nun auch die Zinserträge aus Krediten zunehmen. Gleichzeitig zahlt die Branche jedoch weiterhin sehr wenig für Einlagen. Auf der anderen Seite führt die Zinswende zu einem Rückgang des Marktwertes von Wertpapieranlagen sowie der Krediten von Banken. Dies könnte wiederum auf die Gewinne der Kreditinstitute drücken. Und gerade da die Wertpapieranlagen der Banken im Wert sinken, unternehmen die Banken weniger Underwriting-Aktivitäten, was ebenfalls auf die Profite drückt.
Hohe Rückstellungen?
Darüber hinaus ist es wahrscheinlich, dass die Banken aufgrund des aktuell schwierigen Marktumfeld höhere Rückstellungen tätigen. Wie Philip van Doorn von MarketWatch schreibt, würde geschätzt, dass die vier grössten US-Banken JPMorgan, BofA, Citi und Wells Fargo im zweiten Quartal 2022 insgesamt 3,2 Milliarden US-Dollar zurücklegen würden. Dies mache seiner Ansicht nach auch einen Vergleich der Gewinne mit dem Vorjahresquartal schwierig, als die gleichen vier Banken 6,3 Milliarden US-Dollar an Rückstellungen freigegeben hatten.
Stresstests bestanden
Alles in allem dürfte es also interessant zu sehen sein, wie genau sich das aktuelle Umfeld letztlich auf die Banken ausgewirkt hat. Gimme Credit-Analystin Kathleen Shanley äusserte sich in einem Bericht, der MarketWatch vorliegt, jedoch positiv gegenüber Bank-Aktien, nachdem sie den Stresstest der US-Notenbank Fed im Juni bestanden hätten. Dies würde darauf hindeuten, dass "die grossen US-Banken [...] gut darauf vorbereitet [sind], starke Kapitalquoten auch unter extrem schwierigen Stressbedingungen aufrechtzuerhalten".
Bank-Aktien günstig im Angebot
Wie Van Doorn zu bedenken gibt, seien Bank-Aktien aktuell sehr günstig zu haben. Abzulesen sei dies, wenn man die Performance des marktbreiten US-Index S&P 500 (ohne Dividenden) mit der Performance des Bankensektors innerhalb des Börsenbarometers vergleicht. Während der S&P 500 seit Jahresbeginn bis zum 5. Juli 19,6 Prozent abgegeben hätte, sei der Bankensektor 24,6 Prozent gefallen. Doch nicht nur der Kursverlauf gibt Aufschluss darüber, dass Bank-Aktien aktuell stärker hätten zurückstecken müssen, als der Gesamtmarkt. Auch beim Blick auf das KGV von Finanzhäusern würde deutlich, dass diese im Vergleich zum S&P 500 deutlich zurückstehen würden. Zwar sei es laut van Doorn normal, dass Bank-Aktien als Gruppe zu einem niedrigeren Kurs-Gewinn-Verhältnis gehandelt würden, als der US-Index, auffällig sei jedoch, dass die Banken derzeit gar günstiger seien, als ihre durchschnittliches KGV der letzten fünf Jahre.
Kampf gegen Inflation bereits erfolgreich?
Bei der Frage, ob sich ein Einstieg bei Bank-Aktien nun lohne, komme es laut van Doorn insbesondere darauf an, ob man davon ausgehe, dass die Wirtschaft in eine Rezession abgleite oder lediglich eine temporäre Schwächephase durchlaufe und die Massnahmen der Fed bereits Früchte tragen dürften. So oder so sei es laut Odeon Capital Group-Analyst Dick Bove aktuell "sehr schwierig, wenn nicht gar unmöglich" abzuschätzen, wann Bank-Aktien ihren Boden erreicht hätten, wie MarketWatch aus einem Kundenbericht zitiert.
Für einen Kauf würde seiner Meinung nach jedoch sprechen, dass die "Deglobalisierung der Weltwirtschaft zu einem deutlichen Anstieg von Geschäftsaktivitäten" führen dürfte, was wiederum für Banken ein vermehrtes Kreditgeschäft bedeuten würde. BlackRock-CIO für Fundamental Equities Tony DeSpirito argumentiert ausserdem, dass der Finanzsektor aktuell ein guter Ort für das Portfolio wäre, da die Bilanzen nach "Restrukturierung und ausgiebigen Stresstests" stark aufgestellt sein müssten, wie er laut MarketWatch in seinem Marktausblick zum dritten Quartal schreibt .
Geht man allerdings davon aus, dass die US-Wirtschaft auf eine Rezession zusteuert, könne es laut van Doorn eher an der Zeit sein, das eigene Portfolio konservativ aufzustellen. Es kommt eben darauf an, von welcher Prämisse man als Anleger für die nächste Zeit ausgehe.
Redaktion finanzen.ch
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