Weniger verdient |
25.10.2022 17:52:00
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UBS besser als befürchtet: Gewinn und Einnahmen über den Erwartungen - UBS-Aktie springt an
Die Grossbank UBS hat im dritten Quartal 2022 zwar wie erwartet unter den schwierigen Marktbedingungen gelitten und deutlich weniger verdient als im Vorjahr.
Unter dem Strich verdiente die grösste Schweizer Bank im Sommerquartal 1,73 Milliarden US-Dollar, wie aus einer Mitteilung vom Dienstag hervorgeht. Dies sind fast ein Viertel weniger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum, als die grösste Schweizer Bank noch über 2 Milliarden eingenommen hatte.
Vor Steuern erzielte die UBS einen Gewinn von 2,32 Milliarden Dollar, was einem Rückgang von knapp 20 Prozent entspricht. Die Schätzungen von Analysten gemäss AWP-Konsens wurden für den Berichtszeitraum auf allen Stufen und auch auf Divisionsebene zum Teil deutlich übertroffen.
"Noch komplexeres" Marktumfeld
Die Bank spricht in der Mitteilung von einem "guten Ergebnis in einem schwierigen Umfeld". Geholfen haben der Bank unter anderem auch die "rund um den Globus steigenden Zinsen". Ein höherer Nettozinsertrag habe die Auswirkungen des niedrigeren Marktniveaus und der geringeren Kundenaktivität teilweise kompensieren können, heisst es.
Das makroökonomische und das geopolitische Umfeld sei allerdings "noch komplexer" geworden, lässt sich UBS-Chef Ralph Hamers in der Mitteilung zitieren. Die Kunden machten sich nach wie vor Sorgen über die anhaltend hohe Inflation, die gestiegenen Energiepreise, den Krieg in der Ukraine und die Nachwirkungen der Pandemie.
Allerdings muss man da unterscheiden: Während institutionelle Kunden angesichts der hohen Volatilität bei Wechselkursen und Zinsen unverändert sehr aktiv gewesen seien, hätten sich private Anleger zurückgehalten. In der Schweiz seien zudem viele Privatkunden und KMU von Verwerfungen in anderen europäischen Ländern betroffen.
Weiter rückläufige Vermögen
Die Erträge in den Monaten Juli bis September gingen im Vergleich zum Vorjahr um 10 Prozent zurück und erreichten 8,24 Milliarden Dollar. Bei ebenfalls etwas tieferen Kosten (-6%) verschlechterte sich das Verhältnis von Kosten zu Erträgen - die für Banken wichtige Cost/Income-Ratio - auf 71,8 Prozent. Damit lag die Bank aber immer noch gut im selbst gesteckten Zielband von 70 bis 73 Prozent. Gerade die "Kostenkontrolle" sei mit ausschlaggebend für das gute Ergebnis im aktuellen Umfeld, heisst es denn auch in ersten Analystenkommentaren.
Insgesmt mussten alle Sparten einen Ertragsrückgang hinnehmen, wobei dieser in der Kernsparte der globalen Vermögensverwaltung (-4%) und im Schweizer Geschäft (-2%) jedoch gering war. Das Investment Banking (-47%) und das Asset Management (-34%) litten hingegen stark unter den schwierigen Bedingungen.
Auch die verwalteten Vermögen nahmen wegen der Rückschläge an den Finanzmärkten weiter ab. Insgesamt verwaltete die Bank per Ende September noch 3706 Milliarden Dollar - gut 200 Milliarden weniger als Ende Juni.
Starker Neugeldzufluss
Neue Kundengelder - das Fundament für zukünftige Erträge und Gewinne - konnte die UBS trotz der allgemeinen Zurückhaltung an den Finanzmärkten hingegen weiter akquirieren. Im Kerngeschäft, im GWM, zog die UBS netto 17,1 Milliarden Dollar sogenannter gebührengenerierender Vermögen an. Auch im Asset Management gab es Neugeldzuflüsse von netto 17,9 Milliarden.
Auch mit Blick auf die einzelnen Regionen zeigt sich die UBS zufrieden. Positiv hebt das Management unter anderem hervor, dass sich der Nettoneuzufluss in EMEA im dritten Quartal auf 6 Milliarden Dollar und in der wichtigen Wachstumsregion APAC gar auf 7 Milliarden belief.
Die genannten Unsicherheiten dürften jedoch auch im laufenden vierten Quartal weiterhin auf die Kundenstimmung drücken, heisst es in Bezug auf den weiteren Jahresverlauf. Die Bank geht aber davon aus, dass weiterhin "attraktive und nachhaltige Renditen" erzielt werden könnten. Die UBS will dabei bezüglich Risikomanagement und Kosteneffizienz "diszipliniert" bleiben.
Vergleichsweise gut aufgestellt
Trotz der zahlreichen Widrigkeiten ist die UBS tatsächlich nach wie vor in einer relativ komfortablen Situation etwa hinsichtlich ihrer Kapitalisierung. Auch musste die Bank keine hohen Rückstellungen für Kreditrisiken bilden, was etwa grossen US-Banken im dritten Quartal bei der Profitabilität stark zusetzte. Das Kreditportfolio zeichne sich durch eine hohe Qualität aus, so die UBS.
Und: "Mit unserem wertsteigernden, wenig kapitalintensiven Geschäftsmodell, unserer soliden Bilanz und unserem disziplinierten Risikomanagement sind wir gut aufgestellt, um die Herausforderungen des aktuellen makroökonomischen Umfelds zu meistern."
Das unterstreicht die Bank auch damit, dass sie an ihren Plänen bei der Kapitalrückführung an die Aktionäre festhält. 2022 dürfte es zu Aktienrückkäufen in der Höhe von rund 5,5 Milliarden zu kommen, wobei aktuell bereits eigene Aktien für über 5 Milliarden erworben wurden. Für das laufende Geschäftsjahr will die UBS zudem eine um 10 Prozent höhere Dividende ausschütten, wie sie bereits vor gut einem Monat kommuniziert hatte.
Analysten zufrieden
Analysten äussern sich fast unisono sehr wohlwollend. UBS habe ein "starkes Ergebnis" vermeldet, heisst es in einem ersten Kommentar von Vontobel. Es sei vor allem auf eine gute Kostenkontrolle, leicht höhere bereinigte Erträge und den Wegfall von Kreditrückstellungen zurückzuführen. Die Zahlen seien jedenfalls ein starker Kontrast zum lokalen Konkurrenten CS, der (am Donnerstag) wahrscheinlich operative Verluste ausweisen werde.
Bei Goldman Sachs wird die positive Gewinnüberraschung ebenfalls mit der positiven Kostenentwicklung begründet. Die sogenannte Cost-/Income-Ratio sei mit 71,8 Prozent 3 Prozentpunkte besser ausgefallen als die Konsens-Erwartung, heisst es dort.
Bei JPMorgan ist von "starken Resultaten" die Rede, wobei ebenfalls auf die gute Kostendisziplin hingewiesen wird. Zudem habe sich die Vermögensverwaltung trotz der schwierigen Marktbedingungen relativ widerstandsfähig gezeigt, heisst es. Ähnlich die ZKB: Der Fokus bei den Resultaten dürfte u.a. auf den sehr positiven Nettoneugeldern des Wealth Managements liegen, meint sie. Sie spricht von insgesamt "erfreulichen" Zahlen im momentanen schwierigen Umfeld.
Sehr positiv wird zumeist auch auf die weiterhin hohe bzw. nochmals gestiegene Kapitalisierung verwiesen. Diese gebe mehr Sicherheit hinsichtlich künftiger Kapitalausschüttungen, heisst es etwa in der Analyse der Royal Bank of Canada. Die UBS hat heute auch ihr Ziel für Aktienrückkäufe in diesem Jahr etwas erhöht auf 5,5 Milliarden US-Dollar.
Die UBS-Aktie hat zuletzt wieder einiges gut gemacht nach der Kursschwäche Ende September. Trotzdem habe das Papier nach dieser Zahlenüberraschung wohl weiteres Potential nach oben, heisst es im Handel. Das Jahreshoch ist mit 19,90 Franken jedenfalls noch sehr weit entfernt. Die UBS-Aktie zeigte sich im Handelsverlauf an der SIX letztlich 7,73 Prozent fester bei 16,31 CHF.
Zürich (awp)
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