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Wirecard-Aktie sackt weiter ab: Softbank beendet Partnerschaft mit Wirecard - 5 Töchter insolvent

Wirecard-Aktie sackt weiter ab: Softbank beendet Partnerschaft mit Wirecard - 5 Töchter insolvent

Der unter Manipulationsverdacht stehende DAX-Konzern Wirecard verliert wegen seines Bilanzskandals den wichtigsten Partner für grosse Zukunftsprojekte.

Der japanische Softbank-Konzern beendet die Kooperation mit dem am Abgrund stehenden Bezahldienstleister aus dem Münchner Vorort Aschheim, wie es am Donnerstag in informierten Kreisen hiess. Die im April 2019 verkündete Partnerschaft hatte zwei wesentliche Bestandteile: Ein dreistellige Millioneninvestition der Japaner, und die Vermittlung neuer Geschäftsmöglichkeiten, -partner und Kunden an Wirecard. Eine offizielle Stellungnahme von Softbank gab es nicht.

Anders als der Name vermuten lässt, ist Softbank keine Bank, sondern eine Holding, die sich unter Regie ihres Chefs Matayoshi Son rund um den Globus an Startups und Zukunftstechnologien beteiligt. Softbank wollte Wirecard unter anderem beim Markteinstieg in Japan und Südkorea behilflich sein.

Darüber hinaus waren Geschäftspartnerschaften von Wirecard mit mindestens sechs Firmen angedacht, in die Softbank investiert hat: der südostasiatische Fahrdienst Grab, der US-Mobilfunkanbieter Sprint, der ebenfalls in den USA ansässige Mobilfunkdienstleister Brightstar, die Autohandelsplattform Auto1 und die Tourismusplattform GetYourGuide, beide in Deutschland ansässig, sowie die indische Hotelkette Oyo. Grab, Auto1 und GetYourGuide bestätigen auf Anfrage, dass keine Zusammenarbeit mit Wirecard mehr geplant ist, die drei anderen Unternehmen liessen Anfragen unbeantwortet.

Softbank wollte ausserdem 900 Millionen Euro in Wirecard investieren, mit der Option, in fünf Jahren wichtiger Aktionär zu werden. In dem japanischen Unternehmen wurden jedoch kurze Zeit später Bedenken wach, nachdem die britische "Financial Times" mehrfach über Bilanzfälschungsverdacht bei Wirecard berichtet hatte. Softbank hatte die angekündigten 900 Millionen Investition in Wirecard daher nicht mehr mit Geld des hauseigenen Vision Fund finanziert, sondern mit Hilfe externer Geldgeber. Von daher drohen Softbank nach den Angaben auch keine finanziellen Verluste.

Unterdessen haben nach der Muttergesellschaft Wirecard AG nun fünf Tochterfirmen Insolvenz angemeldet. Wie das Münchner Amtsgericht am Donnerstag mitteilte, ist auch für diese fünf Firmen der Rechtsanwalt Michael Jaffé als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt.

Alle fünf Töchter sind wie die Wirecard AG im Münchner Vorort Aschheim ansässig, dabei handelt es sich um Firmen, die Dienstleistungen und Software für die Muttergesellschaft anbieten, Dazu zählen etwa die Vertriebs- und Marketinggesellschaft Wirecard Global Sales und die Softwarefirma Wirecard Issuing Technologies.

Wirecard hatte Anfang vergangener Woche mutmassliche Luftbuchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt, wenige Tage später folgte der Insolvenzantrag. Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den zunächst zurückgetretenen und später vom Aufsichtsrat nachträglich fristlos gefeuerten Vorstandschef Markus Braun und andere Manager.

Aldi Süd wickelt Kreditkartenzahlungen nicht mehr über Wirecard ab

Aldi Süd nimmt bei Kreditkartenzahlungen nicht mehr die Dienste von Wirecard in Anspruch. "Die Abwicklung von Kreditkartenzahlungen bei Aldi Süd erfolgt seit dem 1. Juli über die Payone GmbH", teilte der Handelskonzern mit. Die Zusammenarbeit mit der Wirecard Bank beschränke sich seitdem auf das Geschäft mit der Aldi-Geschenkkarte. Payone gehört dem Deutschen Sparkassenverlag und dem Zahlungsdienstleister Ingenico.

Es ergäben sich keinerlei Veränderungen für die Kunden. Sie könnten wie gewohnt mit Kreditkarte zahlen und ebenso ihre Aldi-Geschenkkarten einlösen. "Die Guthaben auf den Karten sind sicher und gedeckt", so Aldi Süd.

Wirecard, die vergangene Woche Insolvenz anmelden musste, hatte die Vereinbarung über die Zahlungsabwicklung im Juli vergangenen Jahres sowohl mit Aldi Süd und Aldi Nord vereinbart. Aldi Nord reagierte bislang nicht auf eine Anfrage zur Zusammenarbeit mit Wirecard.

Deutsche Bank erwägt finanzielle Unterstützung für Wirecard Bank

Die Deutsche Bank will der Wirecard Bank nach dem Bilanzskandal des Mutterkonzerns Wirecard möglicherweise finanziell unter die Arme greifen. "Wir können uns grundsätzlich vorstellen, im Rahmen der Fortführung der Geschäftsaktivitäten diese Unterstützung zu gewähren, sofern es erforderlich werden sollte", sagte ein Deutsche-Bank-Sprecher am Donnerstag auf Nachfrage. Der Konzern sei dazu in Abstimmung mit der Finanzaufsicht Bafin, dem vorläufigen Insolvenzverwalter von Wirecard und der Wirecard Bank selbst.

Wie genau die Deutsche Bank eine solche Unterstützung gewähren würde und um welche Grössenordnung es sich handelt, wollte der Sprecher nicht sagen.

Bafin-Chef verweist auf begrenzte Handlungsmöglichkeiten bei Wirecard

Bafin-Präsident Felix Hufeld hat angesichts der Kritik an seiner Behörde im Wirecard -Bilanzskandal auf begrenzte Handlungsmöglichkeiten der Finanzaufsicht hingewiesen. "Das Problem ist: Wen beaufsichtigen wir?", sagte Hufeld bei einer im Internet übertragenen Konferenz am Donnerstag. Technologiedienstleister und Technologieunternehmen, die keine Finanzinstitute seien und nicht von Finanzaufsichtsbehörden beaufsichtigt würden, verschmölzen immer mehr mit Bankdienstleistungen und Bankinstituten. "Und das ist natürlich jenseits des speziellen Falles Wirecard eine viel grössere Herausforderung, die wir überall sehen", sagte Hufeld.

"Und das wirft in der Tat Fragen auf, die ich in den letzten zwei Jahren oft gestellt habe, und die wir auf einer regulatorischen, also politischen Ebene, adressieren müssen", sagte der Bafin-Chef. Dies sei Teil der grossen Menge an Hausaufgaben, die zu erledigen seien. Formal war die Bafin nur für einen Teil des Wirecard-Konzerns zuständig: die Wirecard Bank. Anfang vergangener Woche hatte Hufeld die Vorgänge rund um Wirecard als "Schande" bezeichnet und sich zugleich selbstkritisch zur Rolle der Aufsicht geäussert: "Wir sind nicht effektiv genug gewesen, um zu verhindern, dass so etwas passiert."

Auf der Handelsplattform XETRA verloren die Wirecard-Aktien am Donnerstag 35,42 Prozent auf 3,10 Euro.

DJG/jhe

TOKIO (Dow Jones) / /cho/DP/jha

MÜNCHEN (awp international)

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Bildquelle: Wirecard,Wirecard AG,TORU YAMANAKA/AFP/Getty Images,winhorse/iStock

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