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Devisenmarkt im Blick |
11.07.2022 22:02:00
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Franken-Euro-Parität zeitweise überschritten: Wird der Franken noch stärker?
Euroschwäche oder Frankenstärke? Dass die Europäische Gemeinschaftswährung die Parität zum Schweizer Franken kürzlich nicht aufrecht erhalten konnte, wirft Fragen auf.
• Vorteile für Schweizer Einkaufstouristen überschaubar
• Wird der Franken noch stärker?
Ein Euro ist vor einigen Tagen weniger wert als ein Franken gewesen. Dass die Europäische Gemeinschaftswährung die Parität zum Schweizer Pendant unterschritten hat, hat Folgen für Wirtschaft und Industrie. Experten glauben zudem, dass der Wert beider Währungen noch weiter auseinanderdriften dürfte.
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Franken mehr wert als Euro
Vor rund einem Jahr war ein Euro noch mehr wert als ein Franken. Zwischenzeitlich erreichten beide Währungen die Parität und selbst dieser Zustand ist aktuell fragil: Der Euro zeigte sich zur Schweizer Währung kürzlich so schwach, dass die Parität unterschritten wurde.
Die Gründe für dieses Ereignis sind insbesondere im aktuell marktbeherrschenden Thema, der Inflation, zu suchen. Der Kaufkraftverlust ist hierzulande nämlich deutlich niedriger als in der Europäischen Währungsgemeinschaft: Während in der EU kürzlich eine Inflationsrate von 8,1 Prozent gemeldet wurde, liegt die Schweiz bei moderaten 3,4 Prozent. Das ist zwar deutlich über dem SNB-Ziel von 2 Prozent, die Schweizerische Nationalbank hat aber mit ihrer überraschenden Leitzinserhöhung bereits auf die Inflationsentwicklungen reagiert - und damit der EZB vorgegriffen, die die Einleitung der Zinswende ihrerseits noch vor der Brust hat.
Können sich Schweizer Touristen im Ausland jetzt freuen?
Der nun mit einer stärkeren Kaufkraft ausgestattete Franken dürfte Schweizer Touristen in Euroländern gelegen kommen, denn für sie wird Einkaufen im nahe gelegenen Ausland nun günstiger. Wer in Euro kauft, zahlt nominal als Schweizer also weniger. Doch auf grosse Schnäppchen können die Eidgenossen im Euro-Ausland wohl dennoch nicht hoffen. Denn die Preise in der Europäischen Währungsunion sind in den vergangenen Wochen und Monaten teils so deutlich gestiegen, dass der stärkere Franken nur einen Teil dieses Preisanstieges ausgleichen dürfte. Insbesondere bei Lebensmitteln und Benzin, Güter, die Schweizer bei ihrem Urlaub im europäischen Ausland wohl bevorzugt konsumieren werden, sind die Preise zuletzt deutlich explodiert.
Folgen für die Industrie
Die SNB selbst sieht aktuell keine Notwendigkeit, die Parität zum Euro durch Deviseninterventionen zu verteidigen, nachdem die Währungshüter im ersten Halbjahr durchaus noch Devisenkäufe zur Schwächung des Franken getätigt hatten. In der Zwischenzeit hat bei der Schweizerischen Nationalbank aber offenbar eine andere Beurteilung der Lage eingesetzt: Mitte Juni hiess es von Seiten der Währungshüter, dass sie den Franken nicht mehr als überbewertet erachten. Zwar bleibe die Nationalbank weiterhin am Devisenmarkt aktiv und wäre bei einer "übermässigen Aufwertung" bereit, Devisen zu kaufen, sagte SNB-Präsident Thomas Jordan im Rahmen der jüngsten Lagebeurteilung. Würde sich der Franken hingegen abschwächen, würde die SNB aber umgekehrt auch Devisenverkäufe erwägen.
Für die heimische Industrie bedeutet ein starker Schweizer Franken zunächst einmal, dass Exportwaren unattraktiver, weil teurer, werden. Für Schweizer Exporteure ist es daher von Nachteil, dass der Euro zum Franken unter die Parität gerutscht ist. Bislang zeigt sich die Exportindustrie hierzulande aber durchaus robust.
Frankenstärke oder Euroschwäche?
Wichtig zur Beurteilung, wie es künftig am Devisenmarkt weitergehen wird, ist insbesondere die Frage, ob der Verlust der Franken-Euro-Parität auf eine Stärke der heimischen Währung oder ein Schwäche der Europäischen Gemeinschaftswährung zurückzuführen ist.
Experten beantworten diese Frage recht eindeutig: Der leitende Chefanalyst Neil Wilson, sieht den Euro der FAZ zufole vor grossen Problemen. Seiner Ansicht nach habe sich die europäische Notenbank von ihren geldpolitischen Zielen entfernt und stehe vor dem noch grösseren Problem einer Fragmentierung der Kreditmärkte des Euroraums.
Als Grund dafür, dass sie von einer Euroschwäche statt einer Frankenstärke sprechen, führen Experten auch immer wieder den Imageverlust an, den die Zögerlichkeit der EZB dem Euro eingebrockt hat, indem sie die hohe Inflation viel zu lange als "vorübergehend" bezeichnet hatte und entsprechende geldpolitische Massnahmen vermissen liess. Die US-Notenbank Federal Reserve hat die Zinswende unterdessen schon längst eingeleitet und in diesem Jahr diverse Male die Leitzinsen erhöht. Das macht den US-Dollar attraktiver - der zudem von Rezessionssorgen profitiert - und zerstört gleichzeitig Vertrauen in den Euro.
Dass der Franken zum Euro weiter Stärke zeigen und unter Umständen sogar noch teurer werden könnte, halten Investoren und Experten für ein realistisches Szenario. Einige Ökonomen bezeichnen den Franken gar als unterbewertet, heisst es bei der NZZ. Hinzu kommt: Der Leitzins in der Schweiz liegt weiterhin im Minusbereich (bei -0,25 Prozent) - beim Thema expansive Zinspolitik hat die SNB noch Luft nach oben, was angesichts der aktuellen Inflationsentwicklung wohl auf weitere anstehende Zinserhöhungen hierzulande schliessen lassen dürfte. Auch eine weitere nominale Erstarkung des Frankens sei durchaus willkommen, weil auf diese Weise der Import von Inflation gebremst werden könne, schreibt die NZZ weiter.
Redaktion finanzen.ch
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