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Umdenken erforderlich 25.03.2021 21:07:00

Ray Dalio erklärt Anleihe-Investments für "dumm"

Ray Dalio erklärt Anleihe-Investments für

Starinvestor Ray Dalio erläutert die aktuelle Situation am Anleihemarkt und erklärt, warum ein Investment in diesen oder anderen festverzinslichen Wertpapieren aktuell nur noch "dumm" wäre.

• Investition in Anleihemarkt nicht mehr wirtschaftlich
• Dollar-Status als Reservewährung hat zur Überschuldung der USA geführt
• Märkte gleichen mittlerweile einem Casino

Bridgewater Associates-Gründer Ray Dalio gilt als Experte für Aktien-, Anleihemarkt und Co. und hat mithilfe seines Wissens um die Marktmechanismen sein Unternehmen zum größten Hedgefonds der Welt aufgebaut. In seinem jüngsten Blogpost, den er über LinkedIn veröffentlichte, holt er zum Rundumschlag gegen das Investieren am Anleihemarkt aus - zumindest zu den derzeitigen Bedingungen. So leitet er denn seinen Post auch passend mit der Überschrift ein "Warum in der Welt würden Sie Bonds besitzen, wenn…" und führt diesen Gedanken im ersten Satz direkt zu Ende: "Anleihemärkte lächerlich tiefe Renditen bieten". Was folgt ist eine ausführliche Analyse des gegenwärtigen Marktumfelds insbesondere in den USA mit Bezug auf die hohe Verschuldung des Staats und der extrem lockeren Geldpolitik der Fed. Zu diesen Schlüssen gelangt der Finanzexperte.

Dalio zufolge hat das Investieren am Anleihemarkt seinen wirtschaftlichen Nutzen verloren. So rechnet der Börsenexperte vor, wie lange in den USA, Europa, Japan oder China Staatsanleihen gehalten werden müssten, um das anfängliche Investment wieder herauszuholen - ohne Rendite. Das Ergebnis ist wenig überzeugend: Während China mit einer Wartezeit von 25 Jahren noch am besten abschneidet, steht Europa mit 450 Jahren ganz hinten an. Bezieht man in diese Rechnung jedoch die Inflation mit ein, würde man in Europa oder Japan für sein anfängliches Investment nie mehr die gleiche Kaufkraft besitzen wie vor Beginn des Investments in Staatsanleihen. Tatsächlich würde man sogar an Kaufkraft verlieren. In den USA müsste man dafür mehr als 500 Jahre anlegen, wie Dalio errechnet. Dementsprechend sei "der wirtschaftliche Aspekt von Anleiheinvestments (und den meisten finanziellen Vermögenswerten) mittlerweile dumm". Statt in Anleihen zu investieren, sei es Dalio zufolge viel schlauer "etwas zu kaufen - irgendetwas - was genauso viel Wert hat wie die Inflation oder mehr".

USA im Verschuldungs-Teufelskreis

Die Themen Inflation und Verschuldung sind zwei weitere Schlüsselstichworte, die der Starinvestor in seinem Post hinlänglich erklärt. So kommt Ray Dalio zu dem Schluss, dass die Welt zum einen "in Bonds (und anderen finanziellen Vermögenswerten, insbesondere US-Anleihen)" übergewichtet ist und zum anderen "Regierungen (insbesondere in den USA) enorme Mengen an mehr Schulden und Anleihen und anderen Fremdkapital-Assets" produzieren. Dieser Trend hätte sich insbesondere in den USA über Jahrzehnte gezeigt, da der US-Dollar über den Status einer Reservewährung verfüge. So würden US-Bonds mehr als ein Drittel aller durch Zentralbanken, Staatsfonds und internationale Investoren gehaltenen Anleihen der Welt ausmachen. Danach würden Euro-Bonds kommen. Dies hätte den USA die Möglichkeit verschafft, über einen langen Zeitraum zu viele Schulden aufzunehmen. Ein Zustand, der sich durch die Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Zinssenkung sowie Wirtschaftsstimulierungspakete noch verschärft hätte.

Dies stellt ein Problem dar, wenn US-Anleihen aufgrund tiefer Renditen für Investoren zunehmend unattraktiver werden. Schon jetzt stellt Dalio fest, dass China-Anleihen immer mehr Interessierte finden, da sich der chinesische Markt schneller entwickelt und sich gegenüber Fremdkapital zunehmend öffnet. Sollte es demnach dazu kommen, dass Anleger massiv aus US-Anleihen flüchten, wäre die Fed dazu gezwungen, vermehrt Geld zu drucken und dieses wiederum dazu zu nutzen, die Schulden selbst aufzukaufen, um ein zu hohes Ansteigen der Renditen zu verhindern.

"Cash ist und bleibt Trash"

Die damit einhergehende Geldentwertung würde jedoch wiederum dazu führen, dass das Halten von Barreserven noch unattraktiver würde, als ohnehin schon. Ray Dalio ist als entschiedener Gegner vom Aufbauen großer Cash-Positionen bereits bekannt und bekräftigt auch in seinem jüngsten Blogpost: "Cash ist und bleibt Trash". Da würde es seiner Meinung nach eher Sinn machen, Geld zu leihen, um es als Asset zu halten, oder in Assetklassen zu investieren, die nicht über Fremdkapital finanziert würden und höhere Renditen böten.

Schon jetzt hätte die extrem lockere Geldpolitik der globalen Zentralbanken weitreichende Folgen: "Jetzt gibt es so viel Geld, das in die Märkte und Volkswirtschaften injiziert wird, dass die Märkte einem Casino gleichen in dem die Menschen mit Spielgeld spielen. Sie kaufen alles Mögliche und drücken die Renditen von allem herunter. Jetzt gibt es Aktien, die nach oben geschossen sind, und Blasen-Dynamiken in so vielen verschiedenen Anlageklassen", so Dalio.

Steuererhöhungen voraus?

Eine weitere Konsequenz aus unattraktiver werdenden Anleihen würde daneben darin bestehen, dass Regierungen Steuern erhöhen könnten, um eine Kapitalflucht aus Fremdkapital-Instrumenten in andere Assetklassen, die zur Wertspeicherung dienen, zu verhindern. Dalio nennt hier explizit das Beispiel von Gold und Bitcoin. Eine solche Besteuerung würde wiederum dazu führen, sollte sie in den USA eingeführt werden, dass sich mehr Anleger aus den USA zurückziehen würden, um stattdessen ihr Geld in anderen anlegerfreundlicheren Ländern zu investieren.

Was also empfiehlt der Starinvestor angesichts dieses schwierigen Marktumfeld? "Ich glaube ein gut diversifiziertes Portfolio bestehend aus Eigenkapital-Instrumenten sowie Dollar-unabhängigen Assets und einer kurzfristigen Cashposition ist gegenüber einem traditionellen Mix aus Aktien/Anleihen, der stark vom US-Dollar abhängig ist, zu bevorzugen." Darüber hinaus geht der Börsenexperte davon aus, dass "Assets aus den entwickelten Reservewährungsländern die asiatischen Schwellenlandmärkte (inklusive China) underperformen werden".

Redaktion finanzen.ch

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Bildquelle: CNBC/Getty Images,Michel Euler/AP

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