Anleihemarkt |
08.04.2022 18:30:00
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Von steigenden Zinsen profitieren: "Floater" als Absicherung gegen die Inflation?
Die anhaltend hohe Inflation und die damit verbundene Aussicht auf eine Straffung der Geldpolitik wirken sich auch auf den Anleihemarkt aus. Welche Möglichkeiten gibt es für Anleger vor diesem Hintergrund?
• Notenbanken wollen sich gegen Inflation stemmen - straffere Geldpolitik erwartet
• Inflation und Geldpolitik wirken sich auf Anleihemarkt aus
Unterbrechungen in den globalen Lieferketten und damit einhergehende Engpässe, steigende Transport- und Energiekosten durch die Konjunkturerholung nach dem Corona-Einbruch sind nur einige Ursachen für die aktuellen Preissteigerungen. Die Inflation, die lange Zeit noch als vorübergehend abgetan wurde, wird nun auch noch durch steigende Preise bei Öl und anderen Rohstoffen im Zuge des Ukraine-Krieges weiter angeheizt.
Dadurch rückt wiederum die Geldpolitik der Notenbanken, die sich gegen die steigende Inflation stemmen wollen, in den Fokus. So hat die US-Notenbank Mitte März ihren Leitzins erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wieder angehoben. Der Zinssatz stieg um 0,25 Prozentpunkte und liegt damit nun in der Spanne von 0,25 bis 0,5 Prozent. Wegen der seit Monaten anhaltend sehr hohen Inflationsrate war die Kehrtwende der Geldpolitik bereits erwartet worden - weitere Zinsschritte sind geplant.
Diese Entwicklungen wirken sich auch auf die Anleihemärkte aus. Die Renditen und Spreads von Staatsanleihen mussten sich in den vergangenen Wochen an steigende Renditen und steigende Kreditrisikoprämien anpassen. Für Anleger, die ihr Geld in festverzinsliche Wertpapiere investiert haben, dürfte dies laut "Bond Vigilantes" ein Doppelschlag gewesen sein.
Zuletzt sorgten Äusserungen der Vizechefin der US-Notenbank Federal Reserve, Lael Brainard, für Zinsauftrieb an den Märkten. Sie hatte sich angesichts der hohen Inflation für eine rasche geldpolitische Normalisierung ausgesprochen.
Welche Möglichkeiten gibt es für Anleger am Anleihemarkt also im Umfeld einer anhaltend hohen Inflation und einer bevorstehenden Straffung der Geldpolitik?
Variabel verzinsliche Hochzinsanleihen
Eine Möglichkeit, die Risiken - insbesondere im Zusammenhang mit der hohen Inflation und der Reaktion der Zentralbanken - zu mindern, seien laut Bond Vigilantes variabel verzinsliche Hochzinsanleihen (HY FRN). Hochzinsanleihen, sogenannte High Yield Bonds (HY), sind Anleihen, die mit einer Rating-Klasse ausserhalb des sichereren Rating-Bereichs benotet wurden, da deren Emittenten eine schlechtere Bonität haben. Floating Rate Notes (FRN) oder kurz Floater sind variabel verzinsliche Anleihen, die meist an einen Referenzzinssatz gekoppelt sind. Bei Euro-Anleihen ist das in der Regel der Euribor (European Interbank Offered Rate), bei Anleihen in Dollar und Pfund der Libor (London Interbank Offered Rate). Der Zinssatz von variabel verzinslichen Anleihen wird nach jeder Zinsperiode, meist nach drei, sechs oder zwölf Monaten, für die nächste Periode neu festgelegt.
Bei HY FRN handelt es sich um eine Kombination aus hochverzinslichen und variablen Anleihen.
Attraktive Einstiegsgelegenheit bei Hochzinsanleihen
Wie Bond Vigilantes berichtet, befinden sich hochverzinsliche Anlagen seit August 2021 in einem Bärenmarkt. Der Inflationsdruck werde seither aggressiver eingepreist, was die Renditen der Staatsanleihen habe steigen lassen. Im neuen Jahr sei die wichtigste Entwicklung jedoch die drastische Neubewertung des Kreditrisikos gewesen. Inzwischen hätten die Aufschläge bei Hochzinsanleihen ihre engen Bandbreiten verlassen und böten wieder eine recht attraktive Einstiegsgelegenheit. So bewegten sich die Renditen wieder im Bereich von fünf bis sechs Prozent, was es wahrscheinlicher mache, dass die Anlageklasse mittelfristig Renditen oberhalb der Inflationsrate liefere.
Vorteile von Floatern gegenüber konventionellen Hochzinsanleihen
Wie Bond Vigilantes unter Berufung auf Daten von M&G, Bloomberg berichtet, haben die konventionellen Hochzinsmärkte in diesem Jahr bis Anfang März mehr als sechs Prozent verloren, während variabel verzinsliche Hochzinsanleihen nur um zwei Prozent nachgaben. Gründe dafür seien vor allem die niedrige Duration, so liege das Durationsrisiko von hochverzinslichen Floatern nahezu bei null, als auch das Spread-Beta, das geringer als an den konventionellen Märkten sei und die Anleger weitgehend von der jüngsten Volatilität abgeschirmt habe. Damit seien Floater für das aktuelle Marktumfeld besonders gut positioniert.
Verschiedene Szenarien
In einem Bullenszenario, wenn die Anleiherenditen weiter steigen und von einer gewissen Verengung der Aufschläge begleitet werden, sollte dies den Preis der Floater laut Bond Vigilantes nur minimal beeinflussen. Das Kapital der Anleger wäre im Vergleich zu konventionellen Hochzinsanleihen aufgrund der geringen Laufzeit wahrscheinlich besser geschützt. Und sollten die Zentralbanken die Zinsen anheben, so würden auch die Floater-Kupons, angesichts der Kopplung an die kurzfristigen Zinssätze, automatisch steigen, während festverzinsliche Hochzinsanleihen unterdurchschnittlich abschneiden dürften, da sie weitaus stärker von steigenden Zinssätzen betroffen wären, so Bond Vigilantes.
In einem Bärenszenario, das - aufgrund der Auswirkungen der Inflation zweiter Ordnung - eine weitere Neubewertung des Kreditrisikos mit sich bringen könne, würde der Floater-Markt laut Bond Vigilantes dank seines geringeren Spread-Beta ebenfalls zu den Gewinnern gehören. So reagierten die Titel nur halb so empfindlich auf die Neubewertung des Kreditrisikos wie festverzinsliche Hochzinsanleihen und hätten in der Vergangenheit in Zeiten sich ausweitender Aufschläge einen grösseren Schutz geboten.
Wie sich die Lage am Anleihemarkt weiter entwickelt, bleibt jedoch abzuwarten - die mittelfristigen Reaktionen der Notenbanken und die Zinssätze bleiben derzeit die beiden grossen Unbekannten.
Redaktion finanzen.net
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