Täuscht die Entwicklung? |
27.11.2021 22:03:00
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Aktienrückkäufe im Fokus: Darum scheinen sich die Bilanzen von Walmart, Target, Home Depot & Co. zu verbessern
Nachdem der Einzelhandel im vergangenen Jahr massiv unter der Corona-Pandemie gelitten hatten, konnte sich die Branche inzwischen wieder etwas erholen und auch die Bilanzen der Einzelhändler haben sich deutlich verbessert - doch täuscht diese positive Entwicklung?
• Einzelhändler haben in den vergangenen Jahren massiv Aktien zurückgekauft
• Aktienrückkäufe lassen Gewinne stärker aussehen, während Umsatzwachstum bescheiden ausfällt
Im vergangenen Jahr wurde der Einzelhandel massiv von den Massnahmen gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie belastet. Vielerorts gab es Lockdowns und Geschäfte mussten schliessen, die Menschen blieben zuhause. Inzwischen erholt sich die Branche jedoch wieder etwas und so zeigt sich David Berman zuversichtlich gegenüber CNBC: "Ich bin seit über einem Jahr optimistisch", erklärt der Portfoliomanager von Durban Capital. "Es gibt viel Geld für den Verbraucher, es gibt viele Arbeitsplätze und eine starke Nachfrage. Einzelhändler sind gesünder, weil die Anzahl der Geschäfte sinkt, sodass ein rationaleres Umfeld entsteht." Auch die Lieferkettenprobleme betrachtet er als unkritisch. "Einzelhändler haben Preismacht und sind in der Lage, die höheren Arbeits- und Rohstoffkosten weiterzugeben, sodass die Bruttomargen stark bleiben sollten, genau wie bei Home Depot", so Berman. Dennoch gebe es auch eine schlechte Nachricht.
Einzelhändler kaufen massiv Aktien zurück
Bei einigen Einzelhändlern sei ein Grossteil des steigenden Gewinns in den letzten zehn Jahren darauf zurückzuführen, dass sie aggressiv Aktien zurückgekauft haben. So habe Dillard‘s die Zahl seiner Aktien laut Factset-Daten seit 2011 um 64 Prozent reduziert, Kohl‘s um 51 Prozent, Gap um 38 Prozent, Home Depot um 35 Prozent, Target um 31 Prozent, Ross Stores um 25 Prozent, TJX um 24 Prozent und Walmart um 22 Prozent.
Diese Reduzierung der Aktienanzahl habe CNBC zufolge im Laufe der Jahre dazu geführt, dass die Einzelhandelsgewinne stärker aussähen, weil weniger Aktien im Umlauf seien, während das Umsatzwachstum häufig bescheiden oder gar nicht vorhanden sei. So werde Kohl’s zum Beispiel den gleichen Umsatz wie 2016 haben, während das Ergebnis viel stärker sei und Dillard’s werde 2021 den gleichen Umsatz wie 2018 haben, während auch hier das Ergebnis deutlich höher ausfalle. Dies werde teils durch effizienteres Arbeiten ermöglicht, das mehr Gewinne ins Endergebnis fliessen lasse, doch teils eben auch durch regelmässige Aktienrückkäufe.
Zwar habe die Corona-Pandemie die Aktienrückkäufe vieler Einzelhändler, wie zum Beispiel von Target Kohl’s und TJX zeitweise unterbrochen, doch inzwischen seien diese wieder aufgenommen worden. So habe TJX im zweiten Quartal Aktien im Wert von 300 Millionen US-zurückgekauft. Kohl’s habe sogar vom ersten Quartal 2010 bis zum ersten Quartal 2020 in jedem Jahresviertel Aktien zurückgekauft. Im restlichen Jahr 2020 habe das Unternehmen seine Aktienrückkäufe dann ausgesetzt, um sie im ersten Quartal 2021 wieder aufzunehmen, so Ben Silverman, Forschungsdirektor bei InsiderScore, laut CNBC.
Aktienrückkauf sinnvoll?
Joe Feldman, Senior Managing Director der Telsey Group, verlautete gegenüber CNBC, dass die Einzelhändler den Aktionären mit den Aktienrückkäufen das gäben, was sie wollten: "Die Investment-Community sieht gerne Rückkäufe, weil ihre Aktien dadurch wertvoller werden", so Feldman. "Es macht Trends besser, als sie sonst wären." David Berman erklärte trotz Zuversicht für den Einzelhandel gegenüber CNBC, dass er "kein grosser Fan von Aktienrückkäufen" sei. Ihm wäre es lieber, wenn die Unternehmen ihre Dividenden erhöhen. Joe Feldman wies derweil die Vorstellung zurück, dass Einzelhändler Investitionen ins eigene Geschäft zugunsten von Aktienrückkäufen ignorierten. "Die qualitativ besseren Unternehmen investieren stark in die digitale Infrastruktur und in die Lieferkette", zitiert CNBC Feldman. "Walmart gibt dieses Jahr 13 Milliarden US-Dollar an Investitionen aus." Mehr könne man Feldman zufolge nicht machen. "Diese Unternehmen generieren so viel Geld, dass Rückkäufe eine Möglichkeit sind, den Aktionären etwas zurückzugeben."
Redaktion finanzen.ch
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