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Herausforderungen 22.09.2021 23:45:00

Aus diesen Gründen sorgt sich Jim Cramer über den September am Aktienmarkt

Aus diesen Gründen sorgt sich Jim Cramer über den September am Aktienmarkt

Historisch gesehen ist der September für den Börsenhandel ein eher schwacher Monat. In diesem Jahr zeichnen sich Börsenkenner und TV-Moderator Jim Cramer zufolge gleich mehrere Probleme ab, die den neunten Monat des Jahres ins Minus reissen könnten.

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• Historisch gesehen schwacher September
• Zahlreiche Problemfelder
• Ende der Sommer-Rally?

Der September gilt historisch als schwacher Monat für den Aktienmarkt. Die aktuellen Zeiten bringen aber zusätzliche Herausforderungen mit sich, die ganz im Zeichen der fortwährenden Corona-Pandemie stehen und der Sommer-Rally ein jähes Ende bereiten können. Auch "CNBC"-Moderator Jim Cramer warnt vor einigen Problemfeldern, die im September an der Börse noch für den ein oder anderen Rücksetzer sorgen könnten. "Letztendlich glaube ich, dass wir mit jedem dieser Probleme fertig werden können, aber nicht mit allen auf einmal - zumindest nicht ohne niedrigere Aktienkurse", so die TV-Persönlichkeit in der Sendung "Mad Money".

Lieferkettenprobleme belasten - Prognosen angepasst

Als ersten Problembereich nennt der Starinvestor die Tatsache, dass einige Unternehmen kürzlich ihre Prognosen für das laufende Quartal nach unten anpassten. Neben PPG Industries und Sherwin-Williams handelt es sich dabei noch um PulteGroup. Als Grund für die Korrektur der Erwartungen nennt CNBC Probleme in den Lieferketten sowie hohe Materialkosten. Besondere Herausforderungen brachte auch Hurricane Ida mit sich, der die USA Ende August traf und eine Schneise der Zerstörung hinterliess. "Obwohl noch nicht vollständig quantifiziert, glauben wir, dass der Wirbelsturm Ida die schwierige Versorgungslage wahrscheinlich noch verschlimmert hat - die petrochemische Versorgungskette scheint nur wenig nachzulassen", äusserte sich etwa Jefferies-Analyst Laurence Alexander laut dem Marktportal ICIS. "Wir glauben, dass Unternehmen wie Avient, Axalta, BASF, DuPont, 3M, Quaker Chemical, Sherwin-Williams, Trinseo und Valvoline ebenfalls von ähnlichen Problemen in der Lieferkette betroffen sein werden." Auch Kevin Swift, Chefökonom des American Chemistry Council (ACC), geht davon aus, dass sich die Materialprobleme noch eine ganze Weile hinziehen werden, wie er im Podcast des Portals angibt. "Alles, was wir seit dem Wintersturm Uri [Mitte Februar] gesehen haben, war ein Gerangel um den Wiederaufbau der Lagerbestände, und man ging davon aus, dass dies im dritten oder vierten Quartal abgeschlossen sein würde. Nun, dies ist ein weiterer Schlag, so dass es wahrscheinlich bis ins Jahr 2022 dauern wird, bevor sich die Dinge wieder normalisieren", prognostiziert der Stratege.

Jim Cramer kann der Situation dennoch zum Teil etwas Positives abgewinnen: "Die gute Nachricht? Keine ihrer Aktien ist abgestürzt, weil die Nachfrage immer noch gut ist. ... Sie bekommen immer noch Aufträge", so der Moderator. "Die schlechte Nachricht? Diese Lieferprobleme werden nicht verschwinden - es scheint, dass sie sich verfestigt haben."

Baldiges Tapering?

Nach wie vor belastend auf den Markt wirkt die Frage, wann - und wie - die US-Notenbank Fed von ihrer Geldpolitik abweicht. Anleger rechnen damit, dass die Währungshüter bald mit der Rückführung der Anleihekäufe beginnen, die auch als "Tapering" bezeichnet wird. Dies forderten zuletzt auch James Bullard, Präsident der Federal Reserve Bank von St. Louis, sowie Patrick Harker, Präsident der Federal Reserve Bank von Philadelphia. "Wir müssen mit dem Tapering beginnen", so Bullard kürzlich gegenüber. "Ich bin nach wie vor dafür, dass das Tapering weitergeht", bestätigte auch Harker im Interview mit dem US-Sender. "Ich glaube nicht, dass es im Moment viel bringt." Klarheit diesbezüglich könnten die Ergebnisse der nächsten Fed-Sitzung geben, die zwischen dem 21. Und 22. September stattfindet.

Cramer wirft die Frage auf, ob die Inflation besonders im Rahmen von steigenden Rohstoffpreisen, die Unternehmen zur Korrektur ihrer Quartalsprognose veranlassen, hartnäckiger ist als Fed-Chef Jerome Powell es möglicherweise zugeben mag. Sollte die Zentralbank den Leitzins anheben, könne dies die Inflation zwar auf "magische" Art und Weise stoppen, für Anleger sei diese Strategie jedoch nicht optimal. "Sie tun dies, indem sie die Nachfrage zerstören, und das drückt auf die Erträge, was wiederum auf die Aktien drückt", gibt der TV-Moderator zu bedenken.

Dividenden-Aktien unter Druck

Besonders unter Druck stehen könnten bei steigenden Zinsen ausserdem Aktien von Unternehmen, die an ihre Investoren Dividenden zahlen, so Cramer. "Wenn die Zinssätze steigen, entsteht mehr Wettbewerb für hochverzinsliche Dividendenwerte", wirft der Branchenexperte ein. "Heutzutage gibt es nicht viele Aktien, die durch ihre Renditen gestützt werden, aber es werden noch weniger sein, wenn die Zinsen steigen." Zu den sogenannten "Dividenden-Aristokraten", den Unternehmen, die in 25 aufeinanderfolgenden Jahren ihre Dividenden erhöhen konnten, zählen etwa Coca-Cola, Johnson & Johnson, P&G und McDonald's.

Billionenschweres Stimuluspaket

Seine Probleme hat Cramer auch mit dem Bestreben der Demokratischen Partei der USA, ihr 3,5 Billionen Dollar schweres Haushaltsüberleitungspaket zu verabschieden. Zwar würde das Stimuluspaket der angeschlagenen Wirtschaft wieder auf die Beine helfen und dabei auch noch zahlreiche Arbeitsplätze schaffen, der Zeitpunkt sei jedoch denkbar ungünstig gewählt. Da in den USA derzeit mehr als zehn Millionen offene Stellen verfügbar sind, rechnet Cramer mit steigenden Löhnen, da Arbeitgeber intensiv darum werben müssen, dass ihre Stellen besetzt werden. Dies sei zwar für die Arbeitnehmer optimal, da damit die Kosten besagter Firmen steigen, bedeute dies für Anleger sinkende Kurse. "Wenn das grosse Konjunkturpaket jedoch nicht zustande kommt, wären die Anleger, die darauf angewiesen sind und die wissen, was es für die Unternehmen bedeutet, die sie besitzen, enttäuscht. Ohne dieses Paket kann man die zyklischen Unternehmen nicht stützen", so der Börsenkenner weiter.

SPAC-Trend und IPO-Flut

Ausserdem sieht die TV-Persönlichkeit die aktuelle Flut an Börsenzugängen kritisch. Neben zahlreichen Unternehmen, die ein reguläres Listing an der Börse beantragen, herrscht derzeit ein regelrechter SPAC-Trend. Die bereits börsennotierten Unternehmenshüllen fusionieren mit Firmen, die ihre Anteile in den Handel bringen wollen. Für die Börsenkandidaten hat der Zusammenschluss mit dem Akquisitionszweckunternehmen den Vorteil, dass bürokratische Hürden, die bei einem regulären Börsengang anfallen, nicht genommen werden müssen. Die hohe Anzahl an zusätzlichen Aktien sieht Cramer jedoch als "eine feuchte Decke", die "das Feuer der Käufer ersticken" könne. "Natürlich wird dieser IPO-Zyklus letztendlich so ablaufen, wie er immer abläuft: mit einem Ausverkauf, der alle Preise auf ein Niveau senkt, auf dem Aktien attraktiver sind", so der Moderator in der Sendung. "Es scheint, als könnten wir diesen Deal-Flow nicht stoppen".

China-Sorgen und Chipmangel

Schlussendlich nennt der Börsenkenner noch die unklare Lage in China, die auch auf die restlichen Märkte Auswirkungen haben dürfte. Die Regierung unter Präsident Xi Jinping macht aktuell vor allem mit zahlreichen Regularien von sich reden, die es vor allem auf chinesische Tech-Konzerne wie DiDi Global, Tencent und Alibaba und abgesehen haben. Bereits vor kurzem beurteilte Cramer ein Investment in China-Aktien als "Gipfel der Unverantwortlichkeit" und riet Anlegern aufgrund der Unberechenbarkeit der Regierungsebene stark davon ab, entsprechende Aktien zu kaufen. Neben den Sorgen um Tech-Konzerne belaste ausserdem der nach wie vor herrschende Halbleitermangel, der auch Firmen aus dem Reich der Mitte betreffe.

Letztendlich betonte Cramer, dass jedes dieser Probleme isoliert betrachtet durchaus aushaltbar wäre, die Fülle an Schwierigkeiten lasse jedoch vermuten, dass der sowieso schon tendenziell eher schwächere September damit keine Chance habe. Ob der neunte Monat des Jahres tatsächlich deutlich tiefer endet und der Moderator Recht behalten soll, wird sich zeigen.

Redaktion finanzen.ch

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