Spekulationen |
13.02.2024 22:34:00
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Clariant & Co.: Diese Unternehmen aus der Schweiz könnten potenzielle Übernahmekandidaten sein
Andreas Neumann, Leiter Equity Capital Markets bei der Zürcher Kantonalbank, geht für das Jahr 2024 von einer etwas geringeren Anzahl an Übernahmen auf dem Schweizer Markt im Vergleich zum Vorjahr aus. Dennoch bestehe am Schweizer Markt nach wie vor Interesse daran, kotierte Unternehmen zu übernehmen.
• "Solactive European Mergers & Acquisitions Index" bietet Liste potenzieller Übernahmekandidaten
• Kursverluste können Käufer anlocken
Auf potenzielle Übernahmekandidaten zu setzen, kann sich für Anleger auszahlen. Häufig liegt das Übernahmeangebot über dem zuletzt gehandelten Börsenkurs der Unternehmensaktien und kann Anlegern, die die Papiere vor den Übernahmeplänen gekauft haben, Gewinne bescheren. Daher kann es für Anleger interessant sein, zu wissen, welche Unternehmen potenzielle Übernahmekandidaten sein könnten.
Allerdings ist Vorsicht geboten: Laut Matthias Geissbühler, Anlagechef von Raiffeisen Schweiz, empfehle es sich nicht, eine Aktie nur wegen einer möglichen Übernahme zu kaufen. Anleger sollten auch von der Qualität und den Wachstumsaussichten des Unternehmens überzeugt sein. "Eine mögliche Übernahme wäre in dieser Hinsicht dann die Kirsche auf dem Kuchen", gibt cash.ch Geissbühler wieder.
Potenzielle Übernahmekandidaten in der Schweiz
Auf der Suche nach potenziellen Übernahmekandidaten bietet der "Solactive European Mergers & Acquisitions Index" eine Orientierung. Er umfasst 20 börsennotierte europäische Unternehmen. "Der Zweck des Index besteht darin, eine öffentlich verfügbare Liste potenzieller europäischer M&A-Ziele zu verfolgen, die von der Finanzen Verlag GmbH zusammengestellt wurde", heisst es auf der Seite des Indexbetreibers. Der Solactive European Mergers & Acquisitions Index enthält auch vier Schweizer Werte: ams OSRAM, Basilea, Clariant und DocMorris.
Beat Pfiffner, Analyst bei der Schwyzer Kantonalbank, erklärte auf Anfrage von cash.ch, dass Übernahmefantasien bei Clariant seit Jahren immer wieder hochkämen. "Viele bezweifeln, dass Clariant die kritische Grösse hat, um alleine zu gedeihen", so Pfiffner. Sowohl eine vollständige Übernahme durch Grossaktionär Sabic als auch eine Fusion unter Führung von Standard Investments, das im letzten Jahr Clariant-Aktien gekauft hat, sei denkbar.
Daneben könne eine Krise bei einem Unternehmen - und damit einhergehende Kursverluste - Käufer anlocken. Bei den vier Schweizer Unternehmen, die im Solactive European Mergers & Acquisitions Index enthalten sind, fallen ams OSRAM, Basilea und Clariant mit deutlichen Verlusten auf. So hat die ams OSRAM-Aktie in den letzten zwölf Monaten an der SIX 54,92 Prozent an Wert verloren und kostet aktuell noch 1,90 Franken (Schlusskurs vom 7. Februar 2024). Für die Basilea-Aktie ging es innerhalb von einem Jahr um 32,53 Prozent abwärts auf zuletzt noch 32,35 Franken. Die Clariant-Aktie verlor auf Jahressicht 30,78 Prozent und notiert derzeit noch bei 10,95 Franken.
Die DocMorris-Aktie konnte in den vergangenen 12 Monaten an der SIX dagegen um 68,10 Prozent auf 87,75 Franken zulegen (Schlusskurs vom 7. Februar 2024). Hier scheint es andere Gründe dafür zu geben, dass die Aktie im Solactive European Mergers & Acquisitions Index enthalten ist.
Spekulationen um Temenos
Neben den Unternehmen aus dem Solactive European Mergers & Acquisitions Index gilt auch der Bankensoftware-Spezialist Temenos als möglicher Übernahmekandidat auf dem Schweizer Markt. Bereits im März 2023 berichtete "Finanz und Wirtschaft", es gelte als sicher, dass Temenos im Fokus von Private Equity Häusern stehe. Laut Personen, die mit der Sache vertraut seien, dürften die Finanzgesellschaften Advent, KKR, Thoma Bravo, Blackstone und Nordic Capital Sondierungen durchführen, hiess es damals, aber auch SAP sei weiter an Temenos interessiert. Wenig später, im April vergangenen Jahres, berichtete dann Bloomberg, dass Temenos in den vergangenen Wochen von potenziellen Käufern aktiv neue Angebote angefordert habe. Wie die Nachrichtenagentur unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtete, hätten sich Finanzinvestoren wie EQT, Permira, Nordic Capital, Thoma Bravo und KKR das Unternehmen angesehen. Anschliessend wurde es stiller um Temenos, doch ZKB-Analyst Pfiffner glaubt, dass das Interesse an dem Unternehmen wieder wachsen könnte, "wenn sich der Markt für Private Equity dank sinkenden Zinsen belebt und die Fonds ihre steigende Liquidität investieren müssen".
Bain Capital zeigt Interesse an SoftwareONE - Gründeraktionäre wollen Going-Private durchboxen
Auch bei SoftwareONE gibt es schon seit geraumer Zeit Übernahmespekulationen. Im Juni 2023 hatte Bain Capital ein unverbindliches Angebot für ein Going Private zu einem Preis von 18,50 Franken in bar vorgelegt, doch SoftwareONE lehnte das Angebot ab. Einen Monat später erhöhte die Private Equity Gesellschaft ihr Angebot auf 19,50 bis 20,50 Franken. Auch dieses Angebot schlug das Unternehmen aus. Zuletzt hatte Bain jedoch nur noch 18,80 Franken pro SoftwareONE-Aktie geboten. Das Angebot war SoftwareONE anscheinend zu gering. Der Verwaltungsrat sei zu dem Schluss gekommen, dass Bains unverbindliches Angebot von 18,80 Franken pro Aktie nicht genügend Gewissheit biete und auch den zugrundeliegenden Wert von SoftwareONE nicht angemessen abbilde, berichtete die Nachrichtenagentur AWP. Doch der Kampf um die Zukunft von Temenos scheint noch nicht ausgefochten, denn die Gründeraktionäre des Unternehmens sind der Meinung, dass Bains unverbindliches Angebot den Aktionären hätte präsentiert werden sollen und wollen ein Going-Private durchboxen. Sie verlangen nun die Durchführung einer ausserordentlichen Generalversammlung und wollen dabei den Verwaltungsrat neu bestellen. Allerdings ist unklar, ob Bain überhaupt noch interessiert wäre. Wie AWP berichtet, erklärte eine Quelle aus dem Umfeld des Geschehens, dass Bain Capital "in dieser Sache derzeit nicht mehr tätig" sei. Die Gründeraktionäre befänden sich jedoch "weiterhin im Dialog" mit der Private Equity Gesellschaft bezüglich möglicher nächster Schritte.
Unternehmen aus dem Biotechsektor
Weitere potenzielle Übernahmekandidaten seien, wie cash.ch berichtet, auch in der Schweiz kotierte Biotech-Unternehmen, da die grossen Pharma-Unternehmen ständig auf der Suche nach Medikamentenkandidaten mit Potenzial seien, um ihre Pipeline auszuweiten. Geissbühler empfiehlt Anlegern jedoch "nicht, nur aufgrund von Übernahmefantasien in den Sektor zu investieren". Der Experte warnt, dass die Risiken und die Volatilität bei Einzeltiteln hoch seien, daher sollten Anleger besser diversifiziert, wie zum Beispiel mit ETFs oder Fonds, in den Biotechsektor investieren.
Redaktion finanzen.ch
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