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Aktien-Tipps 12.03.2017 03:31:42

Luxus-Aktien: Die Welt gönnt sich wieder was!

Luxus-Aktien: Die Welt gönnt sich wieder was!

Die Geschäfte mit dem Schönen und Überflüssigen ziehen wieder an. Aber nicht alle Unternehmen profitieren von dem Trend. Die Gewinner-Titel.

von Birgit Haas, Euro am Sonntag

Louis-Vuitton-Handtasche über der Schulter, Cartier-Armband am Handgelenk, Saint-Laurent-Brille auf der Nase und das Chanel-Kostüm am Leib - für die reiche Chinesin ist das wieder ein Muss. Endlich - Hersteller von hochwertiger Mode, Schmuck und anderem Luxus atmen auf. Zum ersten Mal seit über drei Jahren ziehen die Geschäfte von Gucci und Co wieder an. Noch läuft es nicht bei allen Unternehmen rund, doch die Umsätze vieler Luxuskonzerne wie Kering oder LVMH sind kräftig gestiegen.

Dass chinesische Kundinnen und Kunden wieder die Filialen der Bling-Bling-Industrie aufsuchen, ist der anziehenden Konjunktur im Reich der Mitte zu verdanken. Mit der 2013 gestarteten Antikorruptionskampagne der chinesischen Regierung begann die jüngste Flaute in der Branche. Staatschef Xi Jinping ging gnadenlos gegen Beamte vor, die teure Geschenke zur Bestechung nutzten oder sich selbst bereicherten.

Doch mittlerweile kompensiert der steigende Wohlstand der Mittelschicht den Umsatzrückgang. Dass Luxusmarken wie Chanel die Preise auf europäisches Niveau gesenkt haben, trug erheblich dazu bei. Die Branche ist erfreut, schließlich tragen die Chinesen ein Viertel zum weltweiten Umsatz bei.

Zudem beflügelt die Erholung der Weltwirtschaft die Entwicklung: Mehr als andere Branchen sind Luxushersteller von einer guten Konjunktur abhängig, echte Zykliker also. Russland und Brasilien profitieren von steigenden Ölpreisen und erstarkten Währungen. Die Bewohner beider Länder reisen so gern wie die Chinesen und gehen dabei ausgiebig shoppen.

Westliche Marken haben ihren Reiz nicht verloren. Allerdings hielt sich die Reiselust in den Schwellenländern nach den Anschlägen in Paris aus Angst vor Terror in Grenzen. In den vergangenen Jahren ging die Zahl der Shoppingtouristen spürbar zurück, erst nach und nach steigt die Zahl wieder. "Langfristig halten wir das Luxussegment für aussichtsreich", sagt Giovanni Trombello, Analyst bei Allianz Global Investors. Die historisch hohen Wachstumsraten würden indes wohl nicht mehr erreicht werden.

Ein branchenweites Wachstum von fünf Prozent scheint Analysten zufolge realistisch zu sein - was die Aktienkurse beflügeln dürfte. Investoren können an der Erholung der noch günstig bewerteten und nach der Rosskur der vergangenen Jahre profitablen Marken partizipieren. Aber: "Die Erholung des Sektors wird nicht einheitlich sein", sagt Scilla Huang Sun, Portfoliomanagerin und Luxusexpertin beim Vermögensverwalter GAM.

Kering übertrifft sich selbst

Gewinner des Trends sind vor allem diejenigen, die Hochwertiges zum Anziehen und Umhängen produzieren. Etwa Kering, zu dem die Nobelmarken Gucci, Saint Laurent und der Sportbekleider Puma gehören. "Guccis 2.000 US-Dollar teure Lederhandtasche Sylvie und die beschlagenen Lederpumps für 1.190 US-Dollar flogen nur so aus den Regalen", beschreibt Bloomberg-Analystin Corinne Gretler den Ansturm der vergangenen Wochen.

Gucci-Chef Marco Bizzarri hatte zuletzt das Angebot verringert und von der Verpackung bis zum Design der Läden alles umorganisiert. Das zahlt sich nun aus. Kering vermeldete fürs vierte Quartal 2016 das höchste Umsatzwachstum der vergangenen vier Jahre: um sieben Prozent auf 12,4 Milliarden Euro. Mehr noch als Gucci trug Saint Laurent dazu bei: Die Gewinne der Marke stiegen um sagenhafte 60 Prozent.

Lederwaren wie Handtaschen und Schuhe haben auch beim französischen Branchenprimus LVMH den Umsatz nach oben gezogen, im vergangenen Quartal um acht Prozent auf insgesamt 11,3 Milliarden Euro. Angesichts der vielen geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten habe sich der Konzern hervorragend geschlagen, fand Vorstandschef und Großaktionär Bernard Arnault.

Zuletzt machten den Luxuskonzernen die schwachen Währungen der Schwellenländer zu schaffen. Nicht nur deren Comeback hilft der Branche aus dem Tal. Die europäischen Konzerne haben dank starkem US-Dollar größeren Spielraum in der Preisgestaltung. Die ansteigende Inflation in den USA kommt hinzu.

Das britische Modehaus Burberry profitiert außerdem vom schwachen Pfund und legte ebenso wie der französische Konkurrent Hermès zuletzt Zahlen vor, welche die Erwartungen der Analysten übertrafen.

Tiffany leidet unter Trump

Während den Europäern die Währungsschwankungen buchstäblich in die Tasche spielen, darbt US-Wettbewerber Tiffany. Beim amerikanischen Schmuckkonzern liefen die Weihnachtsverkäufe so schleppend, dass Vorstandschef Frédéric Cumenal Ende Januar auf Wunsch des Verwaltungsrats den Hut nehmen musste. Ein Grund für die Schwäche: Der starke US-Dollar schreckt die asiatische Klientel ab. Zudem leidet Tiffany nach eigenen Angaben unter Trump. Der New Yorker Flagshipstore liegt in der Nachbarschaft des Trump Tower und litt unter Absperrungen wegen zahlreicher Proteste gegen den US-Präsidenten Ende des Jahres. Zehn Prozent seines Gesamtumsatzes macht der Juwelier gewöhnlich an der Fifth Avenue.

Nachzügler mit Chancen

Während der Schmuckhersteller keinen Hoffnungsschimmer zum Jahresausklang sah, geht es bei Richemont aufwärts. In den jüngsten Monaten legten die Verkaufszahlen von Edeluhren wie Cartier und Montblanc wieder zu. Das Uhrengeschäft, das beim Schweizer Luxuskonzern fast ein Drittel des Umsatzes ausmacht, hinkt der Modebranche hinterher. Nach herbem Gewinneinbruch 2016 griff das Management durch: Im Januar wurden vier Führungskräfte ausgetauscht. In Zukunft sollen weniger Uhren hergestellt werden, die Zahl der Filialen in China soll sinken.

Dort wird etwa die Hälfte der edlen Uhren verkauft. Die Lager der Juweliere sind nach der Flaute der vergangenen Jahre noch gut gefüllt. Doch mit der steigenden Kauflaune wohlhabender Asiaten dürfte die Trendwende auch die Uhren- und Schmuckindustrie erfassen.

Investor-Info

Kering
Lohnender Luxus

Ein Blick auf die Buchungszahlen der Tourismusbranche in Asien zeigt, wohin sich der Aktienkurs von Luxuskonzernen wie Kering bewegen könnte. Die Chinesen shoppen gern auf Reisen. Insofern stehen die Zeichen günstig für weiteres Gewinnwachstum, zuletzt gab es ein kräftiges Plus. Analysten rechnen für 2017 mit einem Gewinnzuwachs von 14 Prozent, 2018 soll es um zwölf Prozent vorangehen. Kein Schnäppchen, aber ein Kauf.

LVMH
Glamourös, aber teuer

Der französische Branchenführer der Luxusbranche hat für das vergangene Quartal ein Rekordergebnis präsentiert und damit die Analystenerwartungen übertroffen. Netto verdiente LVMH mit vier Milliarden Euro elf Prozent mehr als im Vorjahr. Da der Konzern neben Mode auch Lederwaren und Getränke wie Champagner vertreibt, ist er gegen das Auf und Ab in der Branche gut gewappnet. Weltmarktführer mit Preisaufschlag.

Richemont

Die Aktie für Mutige

Das vergangene Jahr war für den Schweizer Luxuskonzern Richemont ein Desaster. Die Gewinne brachen ein, erst vor Weihnachten erholte sich das Geschäft etwas. Ein Drittel des Umsatzes entfällt auf teure Uhren, ausgerechnet der wichtige Absatzmarkt in Asien schwächelte. Doch das Blatt wendet sich, der Kehrtwende in der Modebranche folgt die Uhrenindustrie nach. Richemont hat vier Chefposten neu besetzt und die Produktion zurückgefahren. Das macht Hoffnung auf eine Erholung in diesem Jahr. Spekulativ.

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Bildquelle: August_0802 / Shutterstock.com,Keystone,Nejron Photo/Shutterstock

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