Ein Monat nach IPO |
05.09.2021 17:07:00
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Nach durchwachsenem Börsendebüt: Analysten mehrheitlich zuversichtlich für Robinhood
Seit des viel beachteten Börsengangs des Neo-Brokers Robinhood ist mittlerweile ein Monat vergangen. Zeit genug für Wall Street-Experten den Anteilsschein unter die Lupe zu nehmen und ein Urteil abzugeben. Dieses fällt überwiegend positiv aus.
• Zwischen Meme-Hype und regulatorischer Unsicherheit gefangen
• Analysten mehrheitlich zuversichtlich eingestellt
Wohl kein anderer Gratisbroker hat in den letzten Monaten so viel Aufmerksamkeit bekommen wie Robinhood. Das ist vor allem dem Hype um sogenannte Meme-Aktien wie GameStop geschuldet, der der Trading-App nochmal mehr neue Kunden bescherte.
Robinhood im Visier der SEC
Robinhood konzentriert sich vor allem auf Kleinanleger und überzeugt mit einer einfachen Bedienung, die den Handel mit Aktien & Co. fast zu einer Art Spiel werden lässt, was vor allem jüngere Marktteilnehmer ansprechen soll. Dabei nimmt der Broker keine Gebühren für Transaktionen, sondern finanziert sich über deren Vermittlung, was auch Kritiker auf den Plan ruft. Auch die US-Börsenaufsicht SEC hat sich dem Thema jüngst angenommen, so verlautete SEC-Chef Gary Gensler gegenüber Barron’s, dass ein Verbot eines solchen Payment for Order Flow-Modells (PFOF) "auf dem Tisch liege".
Durchwachsenes IPO
Nichtsdestotrotz nutzte Robinhood den Schwung, den das Unternehmen zum einen durch die Corona-Pandemie und zum anderen durch den Meme-Aktien-Hype erfuhr, um im Juli 2021 den Börsengang zu wagen. Dieser fiel eher durchwachsen aus. So traf der Neo-Broker mit dem Erstpreis direkt den Ausgabepreis von 38 US-Dollar, verabschiedete sich letztlich jedoch bei 34,82 US-Dollar aus dem ersten Handelstag. Angesichts des aktuellen Kursniveaus von 44,57 US-Dollar (Schlusskurs vom 1. September 2021) konnte der Anteilsschein seither jedoch bereits kräftig zulegen.
Das meinen die Wall Street-Experten
Nachdem seit dem IPO nunmehr ein Monat vergangen ist, haben sich auch verschiedene Analysehäuser erstmals zu der Trading-App geäussert und ihre entsprechenden Empfehlungen abgegeben. Diese fielen überwiegend positiv aus. Wie FactSet-Schätzungen zeigen, haben mittlerweile 14 Experten Bewertungen abgegeben, davon entfallen sechs auf "kaufen", eine auf "übergewichten", wiederum sechs auf "halten" und nur eine einzige auf "verkaufen", sodass die Robinhood-Aktie insgesamt auf eine "overweight"-Empfehlung kommt.
Dass die Einschätzung trotz grosser Abhängigkeit des Robinhood-Geschäfts vom Kryptohandel und dem kontroversen PFOF-Ansatz dennoch so positiv ausfällt, ist MarktetWatch zufolge vor allem dem Potenzial des Brokers geschuldet, sich vom Trading auch in andere Bereiche wie Banking und Finanzen vortasten zu können. So zitiert das Nachrichtenportal Dan Dolev von Mizuho folgendermassen: "Mit seinen 22,5 Millionen aktiven Usern und 50 Prozent aller neuen US-Kleinanlegerkonten sehen wir Robinhood nicht etwa als Meme-Aktien-Phänomen, sondern als eine Besonderheit, die den Zeitgeist der Generation Z einfängt."
Auch Rosenblatt Securities betont den besonderen Zugang, den Robinhood zu jungen Nutzern hat und die Chancen, die dies für die App mit sich bringt: "Letztlich glauben wir, dass es an Vollständigkeit fehlt, wenn man Robinhood im Kontext von alten E-Brokern betrachtet. Dabei wird die Gelegenheit übersehen, die Robinhood hat, einen grossen Anteil an Primärbankkonten in den USA für sich zu gewinnen." Dabei vergleicht Analyst Sean Horgan die Trading-App gar mit Tech-Grössen wie Apple, da der Broker ähnlich "schlicht, intuitiv und nicht einschüchternd" sei, wodurch es Neueinsteigern leicht gemacht werde.
Allerdings sind nicht alle Experten so bullish eingestellt. Laut Reuters sieht JPMorgan Securities mehr Risiken als Chancen und nennt konkret Regulierung, Preisgestaltung und Marktsättigung. Auch Ross Sandler von Barclays zeigt sich eher verhalten in seiner Einschätzung. Während er durchaus Chancen sieht, die Robinhood durch die Weiterentwicklung seiner App für sich einnehmen kann, bleibt für ihn doch zu viel "regulatorische Unsicherheit" sowie ein "Mangel an Vertrauen in die Vorhersagen". Schliesslich würde viel davon abhängen, ob das PFOF-Modell Robinhoods auch weiter angewendet werden darf. Dabei würde die enge Zusammenarbeit zwischen dem Broker und sogenannten Marktmachern zu einem "grösseren Konzentrationsrisiko" führen, wie MarketWatch den Analysten widergibt.
Es bleibt nun letztlich also nur abzuwarten, wie sich die regulatorische Situation weiter entwickelt und wie es das Unternehmen auf der anderen Seite schafft, seine Chancen für sich zu nutzen.
Redaktion finanzen.ch
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