Besser als erwartet |
07.05.2024 16:19:36
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Oerlikon-Aktie dennoch gesucht: Jahresstart mit weniger Umsatz und Betriebsgewinn
Der Industriekonzern Oerlikon hat einen schwierigen Jahresstart hinter sich.
Insgesamt sank der Umsatz von Januar bis Ende März um ein Viertel auf 550 Millionen Franken, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) gab um gut ein Viertel auf 85 Millionen Franken nach. Die operative Marge blieb praktisch stabil bei 15,4 Prozent nach 15,5 Prozent vor einem Jahr. Angaben zum Reingewinn macht das Unternehmen zum ersten Quartal nicht.
Der Auftragseingang fiel um 5,6 Prozent auf 642 Millionen. Dabei konnte die Oberflächensparte 2,3 Prozent mehr neue Aufträge hereinholen, während es bei der Polymersparte einen Taucher um knapp 16 Prozent gab.
Erwartungen meist übertroffen
Mit den Zahlen hat das Unternehmen die Erwartungen von Analysten beim Auftragseingang deutlich übertroffen und beim Umsatz genau erreicht. Der Betriebsgewinn fiel etwas höher aus als die Prognosen, während die Marge auch die optimistischsten Erwartungen übertraf.
"Wir haben gute Arbeit geleistet und robuste Ergebnisse erzielt, trotz der vor allem in Deutschland und China schwachen Industriekonjunktur", erklärte der exekutive Verwaltungsratspräsident Michael Süss in der Mitteilung.
Taucher wegen Polymer-Sparte
Die beiden Divisionen entwickelten sich komplett unterschiedlich: So wuchs die Sparte Surface Solutions (Oberflächentechnologie) leicht, wogegen die Sparte Polymer Processing Solutions einen tiefen Taucher machte.
Die Oberflächentechnologie konnte den Umsatz um 0,6 Prozent auf 371 Millionen Franken steigern. Das Geschäft sei von der Auto- und Luftfahrtindustrie getragen worden, erklärte Oerlikon. "Die Division spürte die Kaufzurückhaltung der Kunden." Der Betriebsgewinn verbesserte sich um 10,3 Prozent auf 64 Millionen Franken. Die EBITDA-Marge kletterte auf 17,1 Prozent von 15,6 Prozent im Vorjahr, was Innovationen, Effizienzsteigerungen und der Preisgestaltung zu verdanken sei.
Bei der Polymer-Sparte sei der Umsatzrückgang um gut die Hälfte auf 179 Millionen Franken eine Folge des zyklisch niedrigeren Bestellungseingangs der Vorquartale, hiess es. Zusätzlich beeinflussten verzögerte Lieferungen aufgrund der Angriffe der jemenitischen Huthis auf den Schiffsverkehr im Roten Meer den Umsatz. Dieser verschiebe sich deshalb in die verbleibenden Monate des laufenden Jahres.
Die EBITDA-Marge litt unter dem tieferen Umsatz, ungünstigen Wechselkursen und höherer Herstellungskosten. "Diese konnten nur begrenzt weitergegeben werden, um das Volumen aufrecht zu erhalten", erklärte der Konzern. Allerdings sei die EBITDA-Marge mit 10,5 Prozent immer noch robust (Vorjahr: 15,1 Prozent).
Ziele für 2024 bestätigt
"Wir sind mit dem Jahressstart angesichts des sehr anspruchsvollen Marktumfelds sehr zufrieden", sagte Finanzchef Philipp Müller in einer Telefonkonferenz. "Und wir schauen zuversichtlich auf den Rest des Jahres." Die Talsohle bei Polymer Processing Solutions, insbesondere im Filament-Bereich, sei durchschritten. "Wir fühlen uns sehr gut dabei, die Finanzziele für das laufende Jahr zu bestätigen."
Für 2024 rechnet Oerlikon mit einem währungsbereinigten organischen Umsatzrückgang im hohen einstelligen Prozentbereich sowie mit einer EBITDA-Marge zwischen 15,0 und 15,5 Prozent.
Zur Ende Februar angekündigten Trennung vom Textilmaschinen-Geschäft sagte der Oerlikon-Finanzchef: Für die Trennung von der Polymer-Processing-Sparte habe man sich zwar einen Zeitrahmen von 12 bis 36 Monate Zeit gegeben, aber sie solle lieber "schneller als langsamer" erfolgen.
Wie die Trennung ablaufen werde, sei noch nicht entschieden, sagte Müller. Man verfolge nach wie vor alle drei Optionen: Börsengang, Verkauf oder Abspaltung. Der Entscheid sei vom Marktumfeld abhängig.
Oerlikon-Aktien nach Q1-Zahlen gesucht
Die Aktien von Oerlikon legen am Dienstag im frühen Handel stark zu. Der Industriekonzern übertraf mit den Ergebnissen zum ersten Quartal in einem schwierigen Umfeld die Erwartungen. Bei der geplanten Abspaltung des Polymer-Geschäfts will das Management nun schnell vorankommen.
Zeitweise notieren die Aktien 12,22 Prozent im Plus auf 4,72 Franken. Im laufenden Gesamtjahr standen die Aktien bisher 10 Prozent im Plus. Im Vorjahr hatte allerdings ein Minus von gut 37 Prozent zu Buche gestanden.
Der Industriekonzern litt zum Jahresauftakt zwar weiter unter einem schwierigen Umfeld und musst einen Rückgang beim Umsatz und Betriebsgewinn hinnehmen. Analysten sehen aber ihre Erwartungen vor allem beim Auftragseingang und Betriebsgewinn (operatives EBITDA) übertroffen.
Besonders habe ihn der Auftragseingang beeindruckt, schreibt etwa der zuständige Analyst von Baader Helvea. Er sieht die Zahlen als Anzeichen für eine einsetzende Erholung. Gleichzeitig betont er das Aufwärtspotenzial der Aktien nach dem starken Kursrückgang der letzten zwei Jahre.
Bei der Trennung des Textilmaschinen-Geschäfts sieht sich Oerlikon derweil auf Kurs, wie auch die Analysten herausstreichen. Das Management hielt an einer Telefonkonferenz im Anschluss an die Zahlenpublikation zwar am Zeitrahmen von 12 bis 36 Monaten fest. Die Trennung solle aber lieber "schneller als langsamer erfolgen", so Finanzchef Philipp Müller.
Wie die Trennung ablaufen wird, bleibt aber weiter offen. Die Oerlikon-Führung verfolgt nach wie vor alle drei Optionen: Börsengang, Verkauf oder Abspaltung. Der Entscheid sei vom Marktumfeld abhängig. Auch dürfte sie den Aussagen zufolge wohl noch nicht in diesem Jahr stattfinden.
Einige Analysten halten sich angesichts dieser Unklarheiten denn auch weiterhin eher bedeckt. Der zuständige Stifel-Analyst etwa bleibt bei seinem "Hold"-Rating. Er warte auf weitere Details zur geplanten Trennung, schreibt er.
jb/tv/rw/jl
Pfäffikon (awp)
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