Börsengang voraus |
05.09.2022 17:08:00
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VW-Aktie tiefer: VW-Chef Blume will auf Dauer VW und Porsche leiten - Vorbereitung möglichen Porsche-Börsengangs 'geht planmässig voran'
Der Autobauer Volkswagen könnte beim Börsengang seiner Sportwagentochter Porsche AG zu Beginn der neuen Wochen Nägel mit Köpfen machen.
Blume nannte es in der "Bild am Sonntag" einen "Riesenvorteil", dass er bereits für die vier Konzernmarken Audi, Seat, Volkswagen und Porsche gearbeitet hat. "Ich habe ein grosses Netzwerk, kenne die Stärken und Schwächen von VW genau. Deshalb brauche ich keine 100 Tage Einarbeitungszeit. Am Donnerstag haben wir sofort mit Tempo losgelegt." Er sei nicht angetreten, um Stellen abzubauen, sagte Blume. "Mir ist wichtig, zunächst bei den Produkten anzusetzen."
Bereits am Donnerstag hatte Volkswagen bestätigt, dass der Anfang 2022 auf ein Dutzend Manager erweiterte Vorstand wieder gestutzt wird. Vertrieb, Beschaffung, Produktion und Entwicklung sollen demnach in einer Art "Synergien-Ressort" aufgehen - dieses firmiert zusätzlich als "erweiterte Konzernleitung". Dadurch bleiben insgesamt neun Einzelposten auf der obersten Führungsebene übrig. Blume selbst werde sich als Vorsitzender "dabei auf Strategie, Qualität, Design sowie die Software-Tochter Cariad konzentrieren", hiess es am Donnerstag nach einem Beschluss des Aufsichtsrats.
Der strukturelle Umbau hat dabei fast keine Auswirkungen auf die personelle Besetzung. Auf oberster Ebene bleiben neben Blume der neue VW-Hauptmarkenchef und Koordinator des Massengeschäfts, Thomas Schäfer, Audi- und Oberklassen-Chef Markus Duesmann, der Personalvorstand und Chef der Truck-Sparte, Gunnar Kilian, sowie China-Chef Ralf Brandstätter. Ausserdem gehören Rechtschef Manfred Döss, Technikchef Thomas Schmall, IT-Chefin Hauke Stars und Finanzchef Arno Antlitz zum Kernteam des Konzernvorstands. Antlitz soll übergangsweise einige Funktionen zusammen mit Blume ausfüllen, Grund dafür ist der mögliche Börsengang der Porsche AG in den kommenden Monaten.
Bei diesem wichtigen Projekt könnte Volkswagen schon in der neuen Woche Nägel mit Köpfen machen: Wie das Unternehmen am Samstag mitteilte, befassen sich Vorstand und Aufsichtsrat in ihren Sitzungen am 5. September 2022 mit der Ankündigung eines möglichen Börsengangs der VW-Sportwagentochter Ende September oder Anfang Oktober. Zudem solle über die Zustimmung zu einem Verkauf eines Viertels der Stammaktien plus einer Aktie der Porsche AG an die VW-Holding Porsche SE entschieden werden. VW hatte im Februar mitgeteilt, einen solchen Schritt zu prüfen.
Mit dem milliardenschweren Verkauf der Anteile an dem Sportwagenbauer würden die Familien Porsche und Piëch, die bei der Porsche SE das Sagen haben, eine Sperrminorität bei der Porsche AG bekommen. Damit könnten wichtige Entscheidungen nicht ohne sie getroffen werden.
Sollte sich beide Unternehmen auf diesen Anteilserwerb verständigen, hinge ein Börsengang der Porsche AG dann noch unter anderem von der Entwicklung des Aktienmarktes insgesamt ab, teilte Porsche SE mit.
Sollten sich beide Unternehmen auf diesen Anteilserwerb verständigen, hinge ein Börsengang der Porsche AG dann noch unter anderem von der Entwicklung des Aktienmarktes insgesamt ab, teilte Porsche SE am Wochenende mit.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte Ende August unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet, dass die VW-Luxusmarke trotz des getrübten Marktumfeldes mit bis zu 85 Milliarden Euro bewertet werde. Damit wäre das Börsendebüt eines der grössten aller Zeiten in Europa. Branchenexperten hatten zuvor für die Porsche AG bei normalen Rahmenbedingungen mit einer Bewertung von 80 bis 100 Milliarden Euro gerechnet.
Bei den Wolfsburgern seien bereits Vorbestellungen eingegangen für mehr als die wohl angebotene Aktienzahl, die eine Bewertung von 60 bis 85 Milliarden Euro implizierten, hatte es geheissen. Zu den Interessenten an dem Porsche-Börsengang gehörten die US-Fondgesellschaft T Rowe Price Group und der Staatsfonds von Katar. Die Porsche AG habe aber auch das Interesse von Milliardären wie Dietrich Mateschitz, dem Gründer des Energy-Drink-Herstellers Red Bull, sowie LVMH-Chef Bernard Arnault geweckt.
Kein Stellenabbau geplant
Trotz der Umstellung der Produktion auf Elektromobilität plant der neue VW-Chef Oliver Blume keinen Arbeitsplatzabbau beim Autokonzern, wie er der Bild am Sonntag sagte. "Bei Porsche haben wir mit der Elektromobilität Personal aufgebaut", sagte Blume der Zeitung. "Entscheidend sind attraktive Produkte. Darüber entsteht wirtschaftlicher Erfolg. Und der sichert Arbeitsplätze. Er sei nicht angetreten, um Stellen abzubauen, so der VW-Chef. Ihm sei wichtig, zunächst bei den Produkten anzusetzen.
Die steigenden Energiepreise könnten an einigen Stellen zu Preissteigerungen führen, doch sei das von Modell zu Modell und innerhalb der Marken unterschiedlich, sagte Blume weiter. Die Corona-Krise, die Halbleiterkrise und der Ukraine-Krieg seien nicht spurlos an den Lieferketten vorbei gegangen. Das merke VW auch an den Produktionszahlen. "Es werden mehr Autos bestellt, als wir produzieren können. Die langen Wartezeiten sind für die Kundinnen und Kunden ärgerlich, sorgen bei uns aber für volle Auftragsbücher und eine Produktionsauslastung für die nächsten Monate."
Trotz zunehmender politischer Spannungen mit China und weiteren Vorwürfen zu Menschenrechtsverletzungen in der Uiguren-Region Xinjiang will Blume an dem VW-Werk dort festhalten: "Es geht darum, unsere Werte in die Welt zu tragen. Auch nach China, auch in die Uiguren-Region", sagte er der Zeitung. Wichtig sei ihm, "dass wir in allen drei grossen Absatzmärkten Europa, Nordamerika und China in etwa gleich gut aufgestellt sind. Mit geopolitischen Krisen werden wir in den nächsten Jahrzehnten rund um den Globus immer wieder zu tun haben." In Russland habe man aufgrund des Angriffs auf die Ukraine die Volkswagen-Produktion gestoppt. Die EU-Sanktionen unterstützt Blume voll und ganz: "Wir müssen von Situation zu Situation entscheiden. Dabei geht es um Werte, nicht um Geschäftszahlen."
VW: Vorbereitung möglichen Porsche-Börsengangs 'geht planmässig voran'
Kurz vor einer erwarteten Entscheidung zum möglichen Börsengang der Tochter Porsche hat VW-Finanzvorstand Arno Antlitz das grundsätzliche Vorhaben noch einmal bestätigt. "Die Prüfung und Vorbereitung ist ein wesentlicher Teil meiner Arbeit und der meines Teams. Hier geht es planmässig voran", sagte der Manager hierzu am Montag in einer internen Veröffentlichung. Für den weiteren Tagesverlauf waren erneute Beratungen des Vorstands und des Aufsichtsrats darüber angekündigt, ob ein Teil der Aktien der Porsche AG künftig öffentlich gehandelt werden soll. Dem Vernehmen nach könnte sich der Beschluss bis in die späten Abendstunden ziehen.
Die Wolfsburger und die Porsche-Dachgesellschaft Porsche SE (PSE) prüfen den Börsengang seit Februar. Europas grösste Autogruppe will zusätzliche Geldquellen anzapfen. Sie erhofft sich einen Wertzuwachs und will mit den Einnahmen weitere Milliarden-Investitionen in die Elektromobilität und Digitalisierung bezahlen. "Für den Konzern ist das insbesondere deshalb ein zentrales Element, weil uns die möglichen Erlöse mehr Flexibilität geben würden, die Transformation weiter zu beschleunigen", bekräftigte Antlitz zum Wochenstart. "Dazu gehört, dass wir unsere Tech-Plattformen weiter ausbauen."
Im Einzelnen könnte das Kapital der Porsche AG jeweils zur Hälfte in stimmrechtslose Vorzugsaktien und in stimmberechtigte Stammaktien aufgespalten werden. Bis zu ein Viertel der Vorzüge - also in etwa ein Achtel der Gesamtanteile - würden dann wohl in den Handel gehen. Gleichzeitig erhielte die PSE den Überlegungen zufolge 25 Prozent plus eine Aktie der Stammpapiere, sie würde damit eine Sperrminorität bekommen und hätte grossen Einfluss auf wichtige AG-Entscheidungen.
Die Stuttgarter sind schon länger eine Renditeperle des Mehrmarken-Konzerns. In der Porsche AG ist das operative Geschäft mit Modellen wie dem 911er, Cayenne, Macan, Panamera oder Taycan gebündelt. Die von den Familien Porsche und Piëch kontrollierte PSE hält hingegen den grössten Teil der Stimmrechte bei Volkswagen. Beide Seiten wiesen darauf hin, dass die konkrete Umsetzung des Börsengangs noch "unter dem Vorbehalt der Marktentwicklung" steht.
Die VW-Aktie verliert via XETRA zeitweise 4,23 Prozent auf 142,66 Euro.
WOLFSBURG/STUTTGART (awp international) / Dow Jones Newswires
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