Nach Vorwürfen |
23.04.2020 18:06:00
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Wirecard-Aktie springt zweistellig hoch: KPMG-Sonderuntersuchung liefert bislang keine Belege für Bilanzmanipulation
Der DAX-Konzern Wirecard verschiebt die Veröffentlichung einer nach Manipulationsvorwürfen angestossenen Sonderprüfung der Bilanzen zum zweiten Mal.
Bisher sei bei der Sonderprüfung in allen vier relevanten Geschäftsbereichen nichts Substanzielles herausgekommen, das eine Korrektur der Bilanzen der Jahre 2016, 2017 und 2018 notwendig machen würde. Keinerlei Belege gab es demnach für die öffentlich erhobenen Vorwürfe der Bilanzmanipulation.
Die Aktie von Wirecard legte via XETRA um 11,42 Prozent zu und schloss bei 140,90 Euro. Damit hat das Papier den Corona-Crash wieder wettgemacht, der die Aktienmärkte am 24. Februar mit voller Wucht erfasst hatte. Im laufenden Jahr hat der Kurs gar um ein Viertel zugelegt. Vom Niveau von rund 170 Euro vor den ersten Vorwürfen der "Financial Times" Ende Januar 2019 ist Wirecard aber noch ein gutes Stück entfernt - genauso wie vom Rekordhoch rund um den DAX-Aufstieg bei 199 Euro im Herbst 2018.
Mit der Mitteilung vom Vorabend stellte Wirecard fest, dass sich für die Prüfer auch im stark kritisierten Drittpartner-Geschäft bisher "keine substanziellen Feststellungen" ergeben hätten, die Korrekturen an den Jahresabschlüssen nötig machen würden. Für das Geschäft in Indien, in Singapur und bei den Händlervorfinanzierungen hatte Wirecard bereits zuvor Entwarnung gegeben.
Im Drittpartner-Geschäft wickelt Wirecard über Partnerfirmen Zahlungen in Ländern ab, in denen das Unternehmen selbst keine oder noch keine eigene Lizenz dazu hat.
Das Risiko, nun noch etwas in den Büchern zu finden, sollte nun eher gering sein, auch weil die KPMG-Experten bereits seit Monaten die Zahlen durchforsteten, schrieb Analyst Simon Bentlage von der Privatbank Hauck & Aufhäuser in einer ersten Reaktion. Das Drittpartner-Geschäft sei einer der am heftigsten kritisierten Bereiche gewesen, daher schätze er die vorläufige Entlastung durch KPMG in diesem Punkt als sehr beruhigend ein. Das Glas scheine nun eher halbvoll als halbleer, zeigte sich auch Knut Woller von der Baader Bank optimistisch.
Wirecard wollte die Ergebnisse ursprünglich bis Ende März veröffentlichen, dann am 22. April. Der Fahrplan hat sich den Angaben zufolge unter anderem wegen der Corona-Krise verzögert. Seit Oktober durchleuchten die Experten von KPMG die Bücher der Aschheimer, regulärer Buchprüfer ist EY.
Die "Financial Times" hatte Wirecard im vergangenen Jahr in einer Serie von Berichten einerseits illegale Praktiken mit Scheinbuchungen und andererseits die Zurückhaltung wichtiger Informationen vorgeworfen. An der Börse war es danach für den im Herbst 2018 in den deutschen Leitindex DAX aufgestiegenen Konzern zu einem deutlichen Kursabsturz gekommen.
Der Fall Wirecard beschäftigt in Deutschland sowohl die Finanzaufsicht Bafin als auch die Münchner Staatsanwaltschaft, aber in der Hauptsache nicht gegen Wirecard. Die Behörden gehen dem Verdacht nach, dass das Unternehmen Opfer gezielter Attacken von Börsenspekulanten geworden sein könnte. Das Unternehmen sieht sich wiederholt als Leidtragender solcher Praktiken, in denen Leerverkäufer über das Streuen schlechter Nachrichten mit fallenden Kursen Geld verdienen können.
Wirecard-Vorstandschef Markus Braun und das Management waren auch bei Aktionären in die Kritik geraten, die bessere Kommunikation und mehr Transparenz forderten. Braun ist mit 7 Prozent Anteil selbst einer der grössten Aktionäre des Unternehmens. Wirecard will den kompletten KPMG-Bericht unmittelbar nach dessen Fertigstellung auf der Firmenwebseite veröffentlichen.
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ASCHHEIM (awp international)
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