Hohe Erwartungen |
13.11.2023 21:16:00
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Zahlreiche Chefwechsel bei heimischen Unternehmen - das sind mögliche Gründe
In diesem Jahr gab es bereits zahlreiche Abgänge von Geschäftsführern heimischer Unternehmen - doch woran liegt das?
• Druck auf Chefs bekannter Unternehmen hoch
• Erwartungen gewachsen - Bedeutung des Aktienkurses hat zugenommen
Zahlreiche Chefwechsel bei Schweizer Unternehmen
Die Reihe heimischer Unternehmen, bei denen der Geschäftsführer in diesem Jahr seinen Rücktritt angekündigt hat oder seinen Hut nehmen musste, ist lang.
Anfang Mai kündigte IT-Gr0sshändler ALSO den Rücktritt von CEO Gustavo Möller-Hergt für April 2024 an. Die operative Verantwortung werde nach zwölf Jahren unter Möller-Hergt in "jüngere Hände" übergeben.
Im Januar überraschte die Ankündigung eines Wechsels an der Unternehmensspitze beim Technologiekonzern ams OSRAM. Nach sieben Jahren trat Alexander Everke zurück. Auf ihn folgte LEONI-Chef Aldo Kamper.
Auch beim Vermögensverwalter Bellevue kommt es zu einem Wechsel auf dem Chefsessel. André Rüegg verlässt die Gruppe nach 15 Jahren in gegenseitigem Einvernehmen per 1. Januar 2024. Sein Nachfolger ist Gebhard Giselbrecht von der Credit Suisse. Wie awp berichtet, hätten der Verwaltungsrat und Rüegg gemeinsam entschieden, "dass neue Impulse und Ideen gewinnbringend für die nachhaltige Weiterentwicklung der Bellevue Group sein werden".
Beim kriselnden Wäsche- und Lingerie-Hersteller Calida kam es ebenfalls zu einem Wechsel. Felix Sulzberger hat neben seinem Mandat als Verwaltungsratspräsident vorübergehend auch die Rolle des CEO übernommen.
Beim Dentalbedarfhersteller COLTENE tritt Martin Schaufelberger nach 11 Jahren per 1. Januar 2024 zurück. Seine Position übernimmt im neuen Jahr Dominik Arnold.
Bereits Ende des vergangenen Jahres wurde bekannt, dass es bei Forbo zu einem überraschenden Wechsel an der Unternehmensspitze kommt. Interimsmässig übernahm This E. Schneider seine Funktion; ab März übernahm dann der vorherige Kardex-CEO Jens Fankhänel - womit es auch bei Kardex zu einem Chefwechsel kam. Zum 1. Juni übernahm Jens Hardenacke die operative Führung der Lagerlogistik-Gruppe, nachdem zuvor Felix Thöni das Unternehmen interimistisch geführt hatte.
Auch der amerikanisch-schweizerische Konzern Logitech bekommt am 1. Dezember eine neue Konzernchefin. Der frühere CEO Bracken Darrell war Mitte Juni nach rund zehn Jahren per sofort zurückgetreten. Bis Hanneke Faber, die von Unilever zu Logitech kommt, ihre Stelle antritt, führt Verwaltungsrat Guy Gecht das Unternehmen ad Interim.
Lonza-Chef Pierre-Alain Ruffieux hat das Unternehmen per Ende September verlassen. Die Trennung erfolgte laut Mitteilung des Unternehmens in gegenseitigem Einvernehmen. Das Unternehmen wollte keine näheren Gründe für den Abgang nennen, eine mögliche Erklärung könnte allerdings die zuletzt vergleichsweise schlechte operative Leistung des Unternehmens gewesen sein.
Ein weiteres Unternehmen, das in diesem Jahr einen neuen Konzernlenker gefunden hat, ist der Pharmazulieferer PolyPeptide. Er trat seinen neuen Posten im April an, nachdem das Unternehmen im vergangenen Jahr gleich zwei Gewinnwarnungen aussprechen musste.
Beim IT-Dienstleister SoftwareONE löste Brian Duffy per Mai den bisherigen Amtsinhaber Dieter Schlosser als CEO ab. Dieser kam vom deutschen Softwarekonzern SAP zu SoftwareONE.
Daneben ist es bei Temenos bereits Anfang des Jahres zum plötzlichen Abgang des CEOs gekommen. Wie das Unternehmen mitteilte, entschied sich Max Chuard, das Unternehmen nach 20 Jahren zu verlassen, nachdem der aktivistische Aktionär Petrus Advisers zuvor bereits seit einiger Zeit den Rücktritt von CEO und Präsident als auch eine umfassende strategische Überprüfung gefordert hatte. Im Sommer forderte Petrus Advisers dann den raschen Abgang von Interims-CEO Andreas Andreades.
Auch die traditionsreiche Zürcher Privatbank Vontobel erhält eine neue Führung. Die neue Doppelspitze bilden Christel Rendu de Lint, Head Investments, und Georg Schubiger, Head Wealth Management. Sie werden die Leitung per Anfang 2024 übernehmen, nachdem Zeno Staub den Vontobel-Verwaltungsrat bereits im Mai dieses Jahres gebeten hatte, sein Mandat spätestens zur kommenden Generalversammlung am 9. April 2024 niederlegen zu dürfen.
Und das sind noch nicht alle Unternehmen, die auf einen neuen Unternehmenslenker setzen. Aber woran liegt es, dass es bei heimischen Unternehmen in der jüngsten Vergangenheit zu so vielen Wechseln an der Konzernspitze kam?
Chefs suchen "vermehrt die öffentliche Präsenz"
Laut Thomas Biland vom Executive-Headhunter Dr. Thomas A. Biland & Partner in Zürich seien Chefs bekannter Unternehmen "immer einem erhöhten Risiko sowie einem grossen Druck, überdurchschnittliche Leistungen zu liefern, ausgesetzt", berichtet schweizeraktien.net. Daneben würden CEOs heutzutage "vermehrt die öffentliche Präsenz" suchen. "Das identifiziert sie zusätzlich auch nach aussen mit dem Erfolg oder Misserfolg. Insofern geben sie diesen ein Gesicht", so Biland. Damit seien die Konzernlenker allerdings den gleichen Regeln wie in den Sozialen Medien unterworfen und so würden "himmelhoch jauchzend" und "bodenlos betrübt" nahe beieinander liegen. "Der Reputation kommt eine zusehends grössere Bedeutung zu", verlautet Biland.
In schwierigen Zeiten müssten manchmal auch unpopuläre Massnahmen ergriffen werden und es komme zum Realitätscheck. "Führungsschwächen zeigen sich oft erst in der Krise klar. Schönwetterkapitäne gibt es viele - im Sturm erprobte jedoch deutlich weniger", gibt schweizeraktien.net Biland wieder. Neben den finanziellen Faktoren würden auch die Digitalisierung und die Erwartungen der jüngeren Generation die Unternehmensführung anspruchsvoller machen. Daher erwarte der Headhunter weitere Wechsel.
Bedeutung des Aktienkurses
Ein weiterer möglicher Grund für vermehrte Abgänge von Geschäftsführern heimischer Unternehmen könnte laut Biland die grössere Bedeutung des Aktienkurses sein. "Die Erwartungen an Wachstum und höhere Renditen sind sicherlich gewachsen - diese zu erreichen, wird jedoch zum Teil schwieriger", so Biland laut schweizeraktien.net. Während private Firmen häufig langfristig orientiert seien, würden Unternehmen, die an der Börse kotiert sind, den Grundsätzen des Kapitalmarktes und damit den Quartalszyklen unterliegen. "Wenige CEOs überleben sinkende Börsenkurse, ausser es gibt klar erkennbare und nicht beeinflussbare externe Gründe", erklärt Biland.
Omar Brem, Head Research bei der Zürcher Kantonalbank, erklärt ebenfalls, dass der Aktienkurs "vermehrt als KPI für den variablen Lohnbestandteil berücksichtigt" werde. Häufig werde dabei der Total Shareholder Return, also Kursrendite und Dividendenrendite, genutzt.
Nicht jeder Chefwechsel bringt den erwünschten Effekt
Ob sich ein Chefwechsel positiv auf ein Unternehmen und seinen Aktienkurs auswirkt, kommt auf die individuelle Situation an. "Wichtige Faktoren können hierbei zum Beispiel der Leistungsausweis des bisherigen CEO und des Managements oder die aktuelle Verfassung des Unternehmens sein. Zudem hilft es, eine gute Nachfolgelösung zeitnahe zu präsentieren", so Brem. Als positives Beispiel führt Brem ARYZTA an: "Ein Wechsel war überfällig, weil das Vertrauen in das Management nicht mehr vorhanden war und die Situation des Unternehmens sich immer weiter zuspitzte". Derweil habe der erneute Chefwechsel bei Lonza die Investoren verunsichert, was den Druck für den Nachfolger erhöhe.
Doch gab es wirklich mehr Chefwechsel in den letzten Monaten? Thomas Biland meint laut schweizeraktien.net, dass dieser Eindruck durchaus entstehen könne. "Allerdings war während der Pandemie meines Erachtens eher ein Rückgang festzustellen, und Firmen wechselten auf der obersten Ebene tendenziell weniger den Kapitän", so der Headhunter. Daher glaube er, dass wir uns nun eher wieder auf dem marktüblichen Level befänden, was im Vergleich zur Zeit zuvor als hoch betrachtet werde.
Redaktion finanzen.ch
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