Sichere Häfen |
13.06.2022 21:02:00
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Deutsche Bank-Studie: Diese Anlagen sind als Inflationsschutz beliebter als Gold und Krypto
Schon lange gilt Gold als sicherer Hafen, der Anlegern auch zu Zeiten hoher Inflationsraten zu finanzieller Sicherheit verhelfen soll. In den letzten Jahren argumentierte Krypto-Fans auch, dass Bitcoin & Co. dem gelben Metall längst den Rang abliefen. Laut einer Studie der Deutschen Bank sind beide Assets im derzeitigen Umfeld hoher Inflation aber nicht besonders beliebt.
• Deutsche Bank-Studie kommt zu anderem Ergebnis
• Rezession erwartet
Inflationsangst belastet die Börse
Derzeit geht an den Märkten das Inflationsgespenst um. Seit Wochen befindet sich der Preisdruck auf hohem Niveau, erst im Mai erreichte die Inflationsrate in Deutschland mit 7,9 Prozent den höchsten Stand seit 1973. Und auch in der Eurozone kletterten die Preise im vergangenen Monat laut Eurostat deutlich. In den USA war zuletzt zwar eine Verlangsamung des Anstiegs erkennbar, die Preise befinden sich aber nach wie vor auf hohem Niveau. Anleger fürchten die Veröffentlichung der Konjunkturdaten mittlerweile, weil sie befürchten, dass mögliche Reaktionen der Notenbanken auf den Preisdruck den wirtschaftlichen Aufschwung ausbremsen oder gar zum Erliegen bringen.
Gold und Bitcoin gegen Inflation?
Darüber hinaus besteht am Markt nach wie vor die Einschätzung, dass sich eine Investition in Gold - als sicherer Hafen - als Inflationsschutz eignet, mit der steigenden Nachfrage nach Kryptowährungen rücken aber auch Bitcoin, Ether & Co. als beliebte Anlagen vor, um sich gegen steigende Preise zu positionieren.
Deutsche Bank-Studie ermittelt Anti-Inflations-Assets
Eine Studie der Deutschen Bank, die "MarketWatch" vorliegt, zeichnet jedoch ein anderes Bild. Demnach gehören das gelbe Edelmetall und die digitalen Währungen nicht zur ersten Wahl der mehr als 560 zwischen dem 25. und 27. Mai 2022 befragten Investoren, wenn es um den Schutz vor hohen Inflationsraten geht. So gaben 43 Prozent der vom Finanzhaus befragten Anleger an, dass sie sich in einem Umfeld von weiterhin hoher Inflation vor allem auf Immobilien fokussieren wollen. "Trotz des weltweiten Anstiegs während der Pandemie sind Immobilien in einem inflationären Umfeld das bevorzugte Wertaufbewahrungsmittel, während Aktien Gold trotz dessen enormer Outperformance während der inflationären 70er Jahre überholt haben", lautet das Urteil von Chefstratege Jim Reid laut dem Portal.
Kryptowährungen als Schlusslicht
Auch auf das Top-Investment der befragten Investoren folgt nicht der vermeintliche Inflationsschutz Gold, sondern mit einem Anteil von 33 Prozent Aktien entwickelter Märkte. Erst an dritter Stelle - mit einem Anteil von 15 Prozent - wird das gelbe Edelmetall genannt. Mit vier Prozent wurde daraufhin Bargeld genannt, gefolgt von Krediten (drei Prozent) und Staatsanleihen (zwei Prozent) entwickelter Märkte. Nur ein Prozent der befragten Investoren vertraut im Umfeld hoher Inflationsraten auf Kryptowährungen.
Teilnehmer erwarten Rezession bis Ende 2023
Auf die Frage, wie der Preisdruck wieder abgeschwächt werden könne, antworteten MarketWatch zufolge 69 der Befragten, dass dazu eine Rezession nötig sei, wobei 61 Prozent davon ausgehen, dass die US-Notenbank ihre Geldpolitik diesbezüglich auch tatsächlich anpassen wird. Wenn es tatsächlich zu einem wirtschaftlichen Abschwung in den USA kommen sollte, dürfte dieser 78 Prozent der Teilnehmer zufolge bis Ende 2023 eintreten. Auch April (61 Prozent) und Februar (31 Prozent) kommenden Jahres wurden häufig genannt.
Rezession als "Basisszenario"
Auch die Deutsche Bank-Analysten selbst rechnen mittlerweile mit einer Rezession. So diskutierten die Strategen Peter Hooper, Matthew Luzzetti und Matthew Barnard kürzlich im Podcast "Podzept", der von dem Finanzinstitut veröffentlicht wird, dass die wirtschaftliche Flaute zum Jahresende 2023 als "Basisszenario" zu sehen ist. Und auch Reid selbst erklärte bereits im April in einer Analyse, dass die Rezession Ende nächsten Jahres da sein wird - und deutlich drastischer ausfällt als bisher erwartet. "Die kombinierte Wirkung wird dazu führen, dass die US-Wirtschaft bis Ende 2023 in eine deutliche Rezession gerät, wobei die die Arbeitslosigkeit um mehrere Prozentpunkte ansteigen wird", so der Experte. "Wie wir in den 1970er und 1980er Jahren feststellen mussten, wird dies hart sein, aber die einzige Möglichkeit, den wirtschaftlichen, finanziellen und gesellschaftlichen Schaden einer anhaltenden Inflation zu minimieren, besteht darin, nicht zu viel zu tun. Andernfalls wird sich die Inflation nur noch mehr verfestigen, weiteren Schaden anrichten und noch härtere Massnahmen zur Beseitigung erfordern."
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Zinserhöhungen erwartet
Als Reaktion auf die hohen Inflationsraten wird die US-Notenbank den Leitzins in den kommenden 18 Monaten daher um 75 Basispunkte aufstocken, glauben etwa 25 Prozent der Studienteilnehmer. Mehr als die Hälfte der Befragten geht unterdessen davon aus, dass sich das europäische Pendant, die Europäische Zentralbank, den Vorgaben aus den USA beugen und eine Zinserhöhung um 50 Punkte durchführen wird. Am Markt wird ein erster Zinsschritt der europäischen Währungshüter für Juli erwartet.
Talsohle am Aktienmarkt noch nicht erreicht
Doch welche Folgen könnten diese Entwicklungen für den Aktienmarkt haben? Zuletzt zeigten sich die US-amerikanischen Leitindizes deutlich unter Druck, der S&P 500 schrammte nur knapp an einem Bärenmarkt vorbei: Im Mai rutschte der Index, der die 500 grössten börsennotierten US-Unternehmen abbildet, im Handelsverlauf zeitweise in einen Bärenmarktmodus. Dieser Fall tritt ein, wenn ein Index mindestens 20 Prozent unter seinem jüngsten Höchststand notiert. Beim S&P 500 betrug dieser am 5. Januar 2022 4'818,62 Punkte, mittlerweile notiert das Börsenbarometer mit 4'017,82 Zählern 16,62 Prozent darunter (Stand vom 9. Juni 2022). Entfernen sich die US-Börsen damit also wieder von ihren aktuellen Tiefständen? Teilnehmer der Deutsche Bank-Umfrage scheinen dies jedenfalls anders zu sehen. Etwa zwei Drittel der Befragten gehen davon aus, dass die Talsohle noch nicht erreicht sei und der breite Markt weiter nachgeben dürfte.
Redaktion finanzen.ch
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