Expertenkolumne |
02.06.2020 11:45:08
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Schweizer wollen digitales Vorsorgeportal
Kolumne
Das Schweizer Vorsorgesystem muss dringend überholt werden, um den modernen Arbeits- und Lebensmodellen langfristig zu genügen. Doch die Stimmbürger haben in den letzten Jahren sämtliche Reformvorlagen abgeschmettert. Jetzt zeigt eine neue Studie der Universität St. Gallen, welche Reformvorschläge die höchste Akzeptanz unter der Schweizer Bevölkerung aufweisen.
Zentrales digitales Vorsorgeportal
Höchste Akzeptanz sowohl bei den Experten wie auch bei der Bevölkerung erzielt der Vorschlag, ein digitales Vorsorgeportal einzuführen, das alle vorsorgerelevanten Daten zusammenführt und jedem Einzelnen einen transparenten Überblick über die Gesamtleistungen aus allen Vorsorge-Säulen ermöglicht. Die Zustimmungsquoten in der breiten Bevölkerung beträgt 81,1% und bei den Experten 76,5%. Entsprechende digitale Portale existieren bereits in Schweden und Österreich. In der Schweiz sind jedoch noch keine derartigen Initiativen zu beobachten.
Aktive Steuerung der Vorsorgeentscheidungen
Die Ergänzung des Portals mit einem persönlichen Vorsorgekonto, das es erlaubt, aktiv in Vorsorgeentscheidungen einzugreifen, findet ebenfalls eine hohe Zustimmung. Eine solche Funktion schafft die Möglichkeit, Versicherungsleistungen, die Wahl der Kapitalanlagepolitik in den diversen Säulen, Einkäufe in die Pensionskasse und weitere Eingriffe zu optimieren und auf die individuellen Bedürfnisse abzustimmen. Die befragten Vertreter der Bevölkerung begrüssen diesen Vorschlag mit 69,0% zu und die Experten sogar mit 75,0%.
Wertkonten zur flexibleren Arbeitszeitgestaltung
Bevölkerung (68,8%) sowie Experten (75,0%) stimmen auch der Einführung von sogenannten Wertkonten zu, wie sie sich bereits in Deutschland bewähren. Diese werden in Ergänzung zum Vorsorgesystem geführt und erlauben es, gewisse Lohnbestandteile wie Überstunden in Wertguthaben zu wandeln und anzusparen. Diese können dann im Bedarfsfall flexibel für Sabbaticals, Kinderbetreuung oder die Pflege von Angehörigen eingesetzt werden. Damit kann auch eine Flexibilisierung der Arbeitszeit sowie des Rentenalters unterstützt werden.
Alle Arbeitsmodelle einbeziehen
Weiter befürworten sowohl die Bevölkerung (76,5%) wie auch die Experten (73,3%), die gesamte Schweiz in die Vorsorge einzubinden, insbesondere die heute vorsorgetechnisch benachteiligen Selbstständigen und Geringverdiener. Anvisiert wird auch die Integration atypischer Beschäftigungsformen wie Crowdworking, Jobsharing, bis hin zur Arbeit auf Abruf. Zurzeit werden zwar alle Personen in die AHV einbezogen. Die berufliche Vorsorge beschränkt sich jedoch auf Arbeitnehmer. Selbständige müssen sich freiwillig versichern. Weiter sind Einkommen unterhalb einer bestimmten Grenze nicht oder nur ungenügend berücksichtigt.
Einbezug aller Einkunftsarten, freie Wahl der Pensionskasse
Anklang in der Bevölkerung (58,0%), weniger jedoch bei den Experten (25,0%), findet die Idee, Vorsorgebeiträge nicht nur auf den Löhnen, sondern auch auf weiteren Einnahmequellen abzuführen. Dies beträfe zum Beispiel Einkommen aus Kapitalerträgen wie Zinsen auf Vermögen. Ferner stimmt die Mehrheit der befragten Bevölkerung (54,4%) der freien Wahl der Pensionskasse zu, welche nicht mehr an den Arbeitgeber gebunden sein soll. Damit wird der Tatsache Rechnung getragen, dass die Arbeitnehmer immer öfter den Arbeitgeber wechseln, was aufwändige Pensionskassentransfers nötig macht. Während die AHV bereits arbeitgeberunabhängige Versichertenkonti führt, ist dies in der zweiten Säule noch nicht der Fall. Die befragten Experten zeigen sich diesbezüglich skeptisch (29,4% Zustimmung).
Individualisiertes Sparkonto
Die Idee, das Vorsorgesystem auf individuelle Sparkonti umzustellen, die jedem einzelnen Versicherten zur Ansammlung von Vorsorgekapital dient und aus dem bestimmte Versicherungsbeiträge gespeist werden, findet ebenfalls bei der Mehrheit der Bevölkerung Zustimmung (60,5%), nicht aber bei den Experten (47,1%). Ein solches Modell mit dem Singapur 1984 sein Gesundheits- und Vorsorgesystem reformiert hatte, würde unser System am radikalsten umstellen und ist dementsprechend umstritten.
Fazit
«Generell zeigt sich die Bevölkerung sehr offen für alle Reformvorschläge, während das Feedback der Experten deutlich zurückhaltender ausfällt», fassen die beiden Autoren Prof. Dr. Martin Eling und Christoph Jaenicke vom I.VW-HSG die Studie zusammen. Demnach stösst bei den Experten eine Ergänzung des bestehenden Systems auf eine positivere Resonanz als radikalere Anpassungen wie die freie Pensionskassenwahl oder die Umstellung auf individuelle Sparkonten. Unbestritten ist, dass unser Vorsorgesystem der sich durch die Digitalisierung verändernden Arbeitswelt Rechnung tragen muss. Prof. Dr. Martin Eling betont: «Wir müssen unbedingt verhindern, dass der Kompromiss der Sozialpartnerschaft als Folge der Digitalisierung schleichend ausgehöhlt wird».
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Über PensExpert
Selbstbestimmung, Eigenverantwortung und Transparenz: das sind die Leitwerte der PensExpert AG. Gegründet im Mai 2000 in Luzern, war uns von Anfang an eines klar: Eigentümer der beruflichen Vorsorgegelder sind nicht irgendwelche Pensionskassen oder Freizügigkeitsstiftungen. Eigentümer des angesparten Alterskapitals sind immer die einzelnen Vorsorgenehmer. Mit diesem Denkansatz und dem Ziel, jedem Vorsorgenehmer die maximale Individualisierung zu ermöglichen, hat PensExpert ihre Vorsorgestiftungen entwickelt. Die PensExpert Vorsorgelösungen spielen nach den Regeln des Private Bankings und bieten kreative und steueroptimierte Lösungen mit ausgewiesenem Mehrwert. In den Jahren seit ihrer Gründung hat das Unternehmen seinen Ruf als Pionier mit innovativen Lösungen weiter ausgebaut. Heute gehört PensExpert in der Schweiz und in Deutschland zu den führenden Anbietern von individualisierten, selbstbestimmten und eigenverantwortlichen Vorsorgelösungen.
Jörg Odermatt, CEO und Gründer PensExpert
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.
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