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Die goldene Stunde 09.12.2024 10:42:51

Unsicherheits-Faktoren bei der Entwicklung der US-Wirtschaft

Kolumne

Die US-Präsidentschafts-Wahl verlief anders, als von vielen Medien vorausgesagt. Einschätzungen zur Entwicklung der US-Wirtschaft sind schwierig. Beobachter verlauten, dass die hohe Staatsverschuldung der USA einige Risiken berge. In der Schweiz ging die Teuerung im Oktober zurück, aber die Erholung der Konjunktur verläuft schleppend. In Europa ist die Inflation im Oktober leicht angestiegen. Der Goldpreis ist Anfang November leicht zurück gegangen, stabilisierte sich in der Folge aber wieder.

Die US-amerikanischen Präsidentschaftswahlen und Neuwahlen von Teilen des Kongresses von Anfang November fielen eindeutiger für Donald Trump und die Republikaner aus, als das die Mehrheit der europäischen Medien erwartet hatte. Von vielen Seiten wurde ein Überraschungssieg von Kamala Harris als mögliches Ergebnis vorausgesagt, das bei weitem nicht realisiert wurde. Während der gewählte US-Präsident in seinem Sommersitz in Mar-a-Lago täglich neue umstrittene Postenbesetzungen ankündigte, stieg der Preis für Bitcoin von 68'000 US-Dollar Anfang November auf Rekordwerte um 92'000 US-Dollar. Auch die US-Aktienbörsen meldeten zweitweise Allzeithochs. Die Schweizer SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher verlangte nach der Trump-Wahl, dass die Schweiz rasch mit den USA über ein Freihandelsabkommen verhandeln soll.

Der Bitcoin und die US-Aktienbörsen sind nach der Wahl von
Donald Trump auf neue Rekordhöhen gestiegen.

Erholung der Konjunktur verläuft in der Schweiz schleppend

In der Schweiz ist die Teuerungsrate von 0,9 Prozent im September auf 0,7 Prozent im Oktober weiter zurückgegangen. Allerdings ächzt die Schweizer Wirtschaft. Auch im dritten Quartal ist die Schweizer Volkswirtschaft unterdurchschnittlich gewachsen, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO im aktuellen Konjunkturbericht verlautet. Das Sportevent-bereinigte Bruttoinlandsprodukt ist im 3. Quartal nur noch um 0,2 Prozent gewachsen, nach noch 0,4 Prozent im Vorquartal.

Im Dienstleistungs-Sektor und einigen anderen Bereichen fehlt es der Schweizer Wirtschaft derzeit an Schwung.

«Die Erholung der Konjunktur verläuft sehr schleppend», schliesst auch die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) aus den jüngsten Auswertungen im Oktober, die sie am 13. November veröffentlichte. Demnach ist das Konjunktur-Barometer im Oktober um 5 Prozentpunkte auf 99,5 Punkte gefallen und notiert damit erstmals seit Januar dieses Jahres mit 99,5 wieder unter 100 Prozent. Obwohl Auslandsnachfrage und Konsum nicht nachgelassen haben, scheint die allgemeine Bewegung nach unten in den Bereichen verarbeitendes Gewerbe, Finanz- und Versicherungsdienstleistungen und übrigen Dienstleistungen sowie in Gastgewerbe und Baugewerbe zu der eingetreten negativen Beurteilung geführt zu haben.

Inflation in Europa im Oktober wieder leicht angestiegen

Die Inflation in Europa bewegt sich um die von der Europäischen Zentralbank EZB geforderten Zwei-Prozent-Marke. Sie ist zuletzt aber wieder leicht angestiegen. Sie lag im Euro-Raum im Oktober mit 2,0 Prozent wieder über den 1,7 Prozent von September. Auch in der Gesamt-EU ist der Wert im Oktober von 2,1 Prozent auf 2,3 Prozent gestiegen. Die nächsten Entscheidungen zu den Leitzinsen werden für den Euro-Raum und die Schweiz am 12. Dezember erwartet.

Europa leidet nach wie vor unter steigenden Preisen, wenngleich sich die Teuerungsrate um die Zwei-Prozent-Marke bewegt.

Im Euro-Raum ist das saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,4 Prozent gestiegen, in der gesamten EU beträgt die Steigerung nur 0,3 Prozent. Während die Steigerungsrate in der EU unverändert ist wie im zweiten Quartal, liegt die Steigerung im Euro-Raum um 0,2 Punkte höher als zuletzt. Im Jahresvergleich liegt die Steigerung in beiden Beobachtungsräumen um 0,9 Prozent über den Vergleichswerten von 2023.

Wirtschaftswachstum in den USA leicht zurück gegangen

Nach der Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten, der sein Amt am 20. Januar übernehmen wird, ist die weitere Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft nicht einfach zu beurteilen. Die Administration des bisherigen Präsidenten Joe Biden kämpft mit den Schwierigkeiten des «Lame-Duck-Effekts» (lahme Ente), der die letzten beiden Amtsmonate des ausscheidenden Präsidenten üblicherweise behindert.

Die Biden-Administration leidet seit der
Präsidentschafts-Wahl unter dem «Lame-Duck-Effekt».

Nach einer vorläufigen Schätzung des US-Bureau of Economic Analysis (BEA) von Anfang November ist das reale Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal um 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen, im zweiten Quartal betrug die Wachstumsrate 3,0 Prozent. Endgültige Zahlen für das dritte Quartal werden für Dezember erwartet. Analysten führen die Steigerung im dritten Quartal auf einen Anstieg des Konsums, der Exporte und der Staatsausgaben zurück. Im Konsumbereich werden Steigerungen bei Warenkäufen und bei Dienstleistungen erhoben.

Für die weitere Entwicklung der US-Wirtschaft gibt es mehrere Unsicherheits-Faktoren.

Die Inflation in den USA hat im Oktober mit 2,6 Prozent (nach 2,4% im September) wieder leicht angezogen. Ohne Energie und Nahrungsmittel beträgt die Kerninflationsrate 3,3 Prozent. Dennoch wird auch für Dezember wieder eine weitere Senkung der Leitzinsen um 0,25 Punkte erwartet, nachdem schon im Oktober eine ebenso hohe Senkung erfolgt ist.

Mittelfristig wird nach übereinstimmender Meinung vieler Beobachter die Wirtschaftspolitik einer Regierung von Donald Trump mit Steuersenkungen und einer Anhebung der Zölle sowie der starken Einschränkung der Zuwanderung zu einem Wiederanstieg der Inflation führen. Auf längere Sicht - so das Haus Berenberg in einem aktuellen Kommentar - müsste man das Risiko der hohen Staatsverschuldung der USA und mögliche Refinanzierungsprobleme erwarten. Hohe Zinszahlungen in Kombination mit der steigenden Schuldenquote würden das Wirtschaftswachstum dämpfen, heisst es in dem zitierten Bericht. Das könnte das Vertrauen in den US-Dollar als Reservewährung gefährden und einen deutlich schwächeren Dollarkurs hervorrufen.

Die hohe Staatsverschuldung der USA könnte das
Wirtschaftswachstum mittelfristig dämpfen.

Die USA weisen derzeit - gemessen am Bruttoinlandsprodukt - ein jährliches Defizit von sechs Prozent auf. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung meint zuletzt in einem vielbeachteten Kommentar, dass die Steigerung des Finanzierungsbedarfs durch die neue Wirtschaftspolitik nach dem Wahlsieg von Donald Trump zusätzliche Refinanzierungsmassnahmen erforderlich machen werde. In einer Stellungnahme der Fondsgesellschaft DWS wird festgehalten, dass sich der Anteil der ausstehenden Staatsanleihen der USA am BIP in den letzten 40 Jahren verdreifacht habe.

Mit einer Jahresrendite von rund 35 Prozent per Ende November bleibt Gold als langfristige Sparmöglichkeit attraktiv.

Goldpreis notiert nach vorläufigem Rückgang wieder stärker

Der Goldpreis hat seine Rallye im November zunächst nicht fortsetzen können. Sein Rekord-Stand von 2'787 US-Dollar pro Unze (2'415 Franken) am 31. Oktober führte zu einem sanften Abschwung bis Mitte November (14. November 2'417 US-Dollar und 2'269 Franken), danach gab es gegen Ende des Monats einen Wiederanstieg. Gegenüber dem Vorjahr lag der Goldpreis wieder rund 35 Prozent höher. Der höhere Dollar-Goldpreis ist auch auf die Abschwächung des US-Dollar zurückzuführen.

In einer Rückschau auf Oktober stellt World Gold Council fest, dass - besonders gestützt auf Nordamerika und Asien - globale Gold-ETF-Fonds seit sechs Monaten ungebremst Zuflüsse verzeichnen können. Im Jahresvergleich sind die ETFs um 18 Tonnen gestiegen.

Apropos Rückschau: Die ehemalige deutsche Bundeskanzlerin, Angela Merkel, veröffentlichte ihre Memoiren und lüftet darin das Geheimnis der bunten Blazer, die das Antlitz der Kanzlerin zierten. Die auffällige Erscheinung der Magistratin hatte eine tiefere Bedeutung. In den Augen von Frau Merkel - jener emsigen Architektin eines neuen Deutschlands - war die «offizielle DDR» nichts anderes als die Verkörperung jener schieren Geschmacklosigkeit, die sich in einer Welt der Nachahmungen, der billigen Imitate und der tristen Monotonie, in einem Grau verlor. Vielleicht lässt sich im Umkehrschluss dadurch nachvollziehen, warum so viele westdeutsche Rentner heute bevorzugt Beige und Grau tragen. Die Mode der 70er- und 80er-Jahre in der alten Bundesrepublik war ihnen einfach zu farbenprächtig.

Ich wünsche Ihnen eine Woche, in der Sie einen stilsicheren Auftritt hinlegen.

Mit goldenen Grüssen

Christian Brenner

Zum Autor

Christian Brenner, Geschäftsführer philoro SCHWEIZ AG
Christian Brenner hat Publizistik und Kommunikationswissenschaften studiert und ist seit 2017 Geschäftsführer des inhabergeführten Familienunternehmens philoro sowie Verwaltungsrat der philoro Global Trading, der philoro North America und der philoro International Holding. Zuvor hatte er 2011 bis 2019 als Geschäftsführer der philoro EDELMETALLE GmbH in Deutschland agiert. Er ist zudem als Gastdozent an der Universität St. Gallen (HSG) tätig und Mitglied mehrerer Handelsausschüsse der IHK.


Bildquelle: Philoro, Philoro, Philoro, Philoro

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