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EZB-Entscheid 15.12.2022 14:38:23

EZB erhöht Leitzins um weitere 50 Basispunkte - Neue Inflationsprognosen veröffentlicht

EZB erhöht Leitzins um weitere 50 Basispunkte - Neue Inflationsprognosen veröffentlicht

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat wie erwartet eine Anhebung ihrer Leitzinsen um 50 Basispunkte angekündigt und eine Verkleinerung ihrer unter dem APP-Programm erworbenen Anleihebestände ab März in Aussicht gestellt.

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) hat wie erwartet eine Anhebung ihrer Leitzinsen um 50 Basispunkte angekündigt und eine Verkleinerung ihrer unter dem APP-Programm erworbenen Anleihebestände ab März in Aussicht gestellt. Wie aus dem geldpolitischen Beschluss hervorgeht, rechnet sie zudem damit, dass die Inflation in den nächsten Jahren höher als noch im September angenommen sein und 2025 bei 2,3 Prozent liegen wird. Vor diesem Hintergrund kündigte die EZB weitere "signifikante" Zinserhöhungen an, die zu einem ausreichend restriktiven Niveau führen sollen.

Folgende Punkte beinhaltet das geldpolitische Statement:

1. Leitzinsen steigen um 50 Basispunkte

Der massgebliche Leitzins, der Zins für Einlagen bei der EZB, steigt mit Wirkung vom 21. Dezember auf 2,00 (bisher: 1,50) Prozent, der Hauptrefinanzierungssatz auf 2,50 (2,00) Prozent und der Spitzenrefinanzierungssatz auf 2,75 (2,25) Prozent. "Der EZB-Rat ist der Ansicht, dass die Zinsen noch signifikant und stetig steigen müssen, um ein Niveau zu erreichen, das ausreichend restriktiv ist, um eine rechtzeitige Rückkehr der Inflation zu dem mittelfristigen Ziel von 2 Prozent zu gewährleisten", heisst es in dem Statement.

Die Beibehaltung eines restriktiven Zinsniveaus werde die Inflation mit der Zeit durch eine Dämpfung der Nachfrage verringern und auch dem Risiko eines anhaltenden Anstiegs der Inflationserwartungen vorbeugen. "Die künftigen Leitzinsentscheidungen des EZB-Rats werden weiterhin datenabhängig sein und von Sitzung zu Sitzung getroffen werden."

Die EZB bezeichnet die Inflation weiterhin als "viel zu hoch", und sie werde laut den Projektionen zu lange zu hoch bleiben. Die Wirtschaftsleistung des Euroraums könnte im laufenden und nächsten Quartal sinken.

Der volkswirtschaftliche Stab der EZB rechnet damit, dass die Verbraucherpreise 2022 um 8,4 (September-Prognose: 8,1) Prozent steigen werden, 2023 um 6,3 (5,5) Prozent, 2024 um 3,4 (2,3) Prozent und 2025 um 2,3 Prozent. Er erwartet damit, dass das mittelfristige Inflationsziel auf Sicht von drei Jahren zumindest im Jahresdurchschnitt verfehlt wird. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll demnach 2022 um 3,4 (3,1) Prozent steigen, 2023 um 0,5 (0,9) Prozent, 2024 um 1,9 (1,9) Prozent und 2025 um 1,8 Prozent.

2. Wiederanlage APP-Programm

Die EZB will die volle Wiederanlage der Tilgungsbeträge fällig gewordener Anleihen, die unter dem APP-Programm erworben wurden, bis Ende Februar fortführen. Ab März und bis zum Ende des zweiten Quartals soll die Wiederanlage "in gemessenem Tempo und vorhersehbar" reduziert werden - monatlich um rund 15 Milliarden Euro. Über die weitere Entwicklung soll zu einem späteren Zeitpunkt entschieden werden. Über Details will die EZB im Februar informieren.

3. Wiederanlage unter PEPP-Programm bis Ende 2024

Die Tilgungsbeträge fällig gewordener Anleihen, die unter dem PEPP-Programm erworben wurden, sollen bis mindestens Ende 2024 wieder angelegt werden. Ein künftiger Abbau dieser Bestände soll so ablaufen, dass eine Störung der Geldpolitik vermieden wird.

4. Refinanzierungsgeschäfte

Der EZB-Rat will darauf achten, wie die Rückzahlung der im Rahmen langfristiger und gezielter Refinanzierungsgeschäfte (TLTRO) aufgenommenen Kredite die geldpolitische Ausrichtung beeinflusst.

5. Spread-Kontrolle bei Staatsanleihen

Der EZB-Rat ist bereit, alle seine Instrumente im Rahmen seines Mandats anzupassen, um sicherzustellen, dass sich die Inflation mittelfristig bei seinem Zielwert von 2 Prozent stabilisiert. Das Instrument zur Absicherung der Transmission (TPI - Transmission Protection Instrument) steht zur Verfügung, um ungerechtfertigten, ungeordneten Marktdynamiken entgegenzuwirken, die eine ernsthafte Bedrohung für die Transmission der Geldpolitik im Euroraum darstellen. Dies ermöglicht dem EZB-Rat eine effektivere Erfüllung seines Preisstabilitätsmandats.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde wird die Beschlüsse in einer gegen 14.45 Uhr beginnenden Pressekonferenz erläutern.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/hab/apo/smh

(END) Dow Jones Newswires

December 15, 2022 08:45 ET (13:45 GMT)

Inflationsprognosen

Zudem erwarteten Börsianer von der EZB mehr Klarheit zu den Inflationsprognosen. Die Währungshüter gehen inzwischen davon aus, dass die durchschnittliche Inflation 2022 bei 8,4 % liegen wird, bevor sie 2023 auf 6,3 % sinkt, wobei die Inflationsrate im Verlauf des Jahres merklich zurückgehen dürfte. Danach wird die durchschnittliche Inflation den Projektionen zufolge 2024 bei 3,4 % und 2025 bei 2,3 % liegen. Die Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel dürfte 2022 im Durchschnitt bei 3,9 % liegen und 2023 auf 4,2 % steigen, bevor sie 2024 auf 2,8 % und 2025 auf 2,4 % sinkt.

Redaktion finanzen.net / Dow Jones Newswires

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