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Rohstoffe, Leichtbau & Co. 06.09.2021 18:02:00

Continental-Aktie tiefer: 'Grüne' Reifen-Strategie bei Continental - Nennenswerte neue Chipproduktions-Kapazitäten erst 2023

Continental-Aktie tiefer: 'Grüne' Reifen-Strategie bei Continental - Nennenswerte neue Chipproduktions-Kapazitäten erst 2023

Continental will bei Nachhaltigkeit und CO2-Ersparnis in den kommenden Jahren punkten und strebt auch beim autonomen Fahren eine führende Rolle an.

Continental
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"Schon ab 2022 werden wir Geschäfte mit emissionsfreien Fahrzeugen komplett CO2-neutral stellen - und das weltweit", sagte Conti-Chef Nikolai Setzer am Montag auf der IAA Mobility in München. "Für 2040 streben wir in allen Werken weltweit einen CO2-Ausstoss von null an. Und das grosse Ziel‚ vollständig klimaneutral entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu wirtschaften, haben wir uns spätestens für 2050 vorgenommen."

Continental will sein Reifenangebot in den kommenden Jahren auf schonendere Nutzung natürlicher Ressourcen und mehr Energieeffizienz ausrichten. Vom Rohstoffbezug über die Bauart bis zur Wiederverwertung soll ein durchgängig nachhaltiges Konzept zum Zug kommen, kündigte der Autozulieferer am Montag vor dem Start der Automesse IAA in München an. Vorerst geht es bei dem zugehörigen Reifen um eine Studie - der Dax -Konzern aus Hannover plant jedoch schon eine möglichst breite Anwendung der Technologien und Verfahren.

Ziel sei es, mittelfristig die weltweite Produktion "vollständig auf den Einsatz nachhaltiger Materialien umzustellen", erklärte der Chef des Geschäfts mit Reifen-Erstausrüstungen für Pkw, David O'Donnell. Über die gesamte Wertschöpfung sollten nachwachsende sowie recycelte Roh- und Werkstoffe auf "einen besonders hohen Anteil" ausgebaut werden. Viele Reifen könnten zudem dank neuer Leichtbau-Designs und spezieller Laufstreifen effizienter und langlebiger sein. Bis 2030 wolle man hier eine führende Rolle spielen. Ab spätestens 2050 sollten dann nur noch nachhaltig erzeugte Stoffe eingesetzt werden.

Für die herkömmliche Gummiproduktion sind vor allem Kautschuk und Kunststoffe nötig. Die Beschaffung klassischen Naturkautschuks ist wegen des grossflächigen Anbaus in Südostasien problematisch, wo Agrarflächen oft auf Kosten von Waldflächen gehen und es Kritik an den sozialen Bedingungen auf Plantagen gibt. Die Transportwege sind zudem weit - mit entsprechendem CO2-Ausstoss. Für viele Reifengemische werden überdies chemische Verbindungen gebraucht, bei denen Erdöl und weitere kohlenstoffhaltige Substanzen als Grundmaterialien dienen.

Das Continental-Programm "Green Concept" soll an diesen Punkten ansetzen. So ist vorgesehen, mehr Naturkautschuk aus Löwenzahn zu gewinnen. Auf Öl basierende Stoffe sollen stärker durch ähnlich einsetzbare, aber nachwachsende Ressourcen ersetzt werden - etwa aus pflanzlichen Ölen oder Harzen. Auch Goodyear ist aktiv: Die US-Amerikaner untersuchten Zuckerrohr als möglichen Ausgangsstoff.

Auf der anderen Seite soll Recycling zunehmen - von Stahlteilen und Russ, aber auch von Kautschuk und Polyester-Kunststoffen. Conti hatte angekündigt, ab 2022 schrittweise PET aus recycelten Flaschen in seine Fertigung einzuspeisen. Reifenhersteller brauchen solche verformungsfähigen Stoffe und versuchen, Teile der Produktion auf Recycling-Materialien umzustellen. Michelin tat sich mit dem Partner Enviro zusammen, um Russ und weitere Stoffe zurückzugewinnen. Recyceltes Plastik wollen die Franzosen ab 2024 einsetzen.

Schliesslich soll die Lebensdauer der Reifen erhöht werden. Weniger Gewicht und Rollwiderstand könnten dies ermöglichen, wodurch Autos dann auch weniger Sprit oder Strom verbrauchen, heisst es bei Conti. Das in München vorgestellte Konzeptmodell sei um "bis zu 40 Prozent leichter als ein heutiger Standardreifen" - machbar sei das vor allem durch eine optimierte Konstruktion bei weniger Materialeinsatz.

Die traditionelle Reifensparte gehört bei Continental derzeit zu den profitabelsten Bereichen. Allerdings ist der Wettbewerbsdruck insbesondere in Europa hoch, in einigen Werken wird die Produktion daher gekappt, etliche Stellen fallen weg. Nachhaltigere und effizientere Reifen sieht das Unternehmen allerdings auch als grosse Geschäftschance - speziell in Autos mit alternativen Antrieben, deren Steuerung und Vernetzung eine energiesparende Fahrweise fördern soll.

In den Bereichen assistiertes und automatisiertes Fahren sowie In-Cabin-Monitoring erweitert die Continental AG zunehmend das bereits bestehende Angebot um künstliche Intelligenz wie zum Beispiel Deep-Learning-Methoden sowie mit Know-how aus der Handhabung grosser Datenmengen. Der Konzern wolle damit nicht nur wegweisende Produkte und Lösungen für die Mobilität von morgen präsentieren, sondern setze mit ihnen zugleich gezielt Branchenmassstäbe.

"Die globale Technologieführerschaft im assistierten und automatisierten Fahren ist und bleibt unser Ziel", sagte Setzer.

Conti-CEO: Nennenswerte neue Chipproduktions-Kapazitäten erst 2023

Die Autobranche wird wohl noch einige Zeit mit Lieferengpässen bei Halbleitern zurechtkommen müssen. "Vor 2023 kann es rein physikalisch keinen grossen Kapazitätsschub geben", sagte Continental-CEO Nikolai Setzer. Bei grossen Investitionen in Chip-Produktionsanlagen dauere es 18 bis 24 Monate, bis die Fertigung hochfahren könne. Insgesamt sei die Situation sehr dynamisch. Die wegen Lockdowns geschlossenen Werke von Chipherstellern in Malaysia, Vietnam oder den Philippinen seien aktuell im Hochlauf. Perspektivisch werde die Nachfrage aus verschiedenen Branchen hoch bleiben. "Deshalb gehen wir davon aus, dass uns die Halbleiterkrise auch 2022 noch begleiten wird", ergänzte Setzer.

Auf der Handelsplattform XETRA verloren Continental-Aktien am Montag letztlich 1,15 Prozent auf 109,60 Euro.

MÜNCHEN/HANNOVER (awp international) / FRANKFURT (Dow Jones)

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Bildquelle: Keystone,360b / Shutterstock.com

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